Die Presse

Opec kürzt Ölprodukti­on erstmals seit 2008

Öl. Das Kartell treibt mit seiner Einigung den Ölpreis. Nun hängt alles von der Umsetzung ab.

- DONNERSTAG, 1. DEZEMBER 2016 VON EDUARD STEINER

Wien. Es war eine schwere Geburt. Und in den vergangene­n Tagen bis gestern Vormittag hatte auch immer weniger darauf hingedeute­t, dass ein Kind, geschweige denn jenes Wunschkind zur Welt kommt, das die Opec dem Markt im September angekündig­t hatte.

Am Ende freilich gelang der Wurf: Zum ersten Mal seit 2008 kürzt die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) wieder die Fördermeng­e. Das Ölkartell will in den kommenden sechs Monaten um 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter pro Tag) weniger produziere­n. Das neue Limit soll bei 32,5 Millionen Fass täglich liegen. „Wir haben heute einen großen Erfolg erzielt“, sagte der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh al-Sada.

Damit wird der Algerien-Vorschlag umgesetzt. Im September hat sich die Opec bei Gesprächen in Algerien vorab darauf verständig­t, die Produktion auf 32,5 bis 33 Mio. Barrel pro Tag zu reduzieren. Bereits von der Früh an reagierte gestern auch der Ölpreis: Im Tagesverla­uf stieg er im Fall der für Europa relevanten Nordseesor­te Brent um über 8,5 Prozent auf über 50 Dollar (47,30 Euro) je Barrel an.

Saudiarabi­en bewegte sich

Vor allem Saudiarabi­en, der mit einem Anteil von 31 Prozent größte Ölproduzen­t innerhalb des Kartells, hat sich bewegt und ist zu größeren Förderkürz­ungen bereit. Außerdem setzte Indonesien, das rund 700.000 Barrel Öl am Tag fördert, seine Mitgliedsc­haft aus. Das Land war nach einer sieben Jahre langen Pause erst Anfang 2016 wieder zu dem Kartell gestoßen.

Damit nicht genug, kam Saudiarabi­en offenbar auch seinem Erzri- valen Iran entgegen, der eine Ausnahmere­gelung für sich forderte, weil er lang durch westliche Sanktionen blockiert gewesen und erst vor Kurzem wieder auf den Weltmarkt zurückgeko­mmen war. Es sei akzeptabel, wenn der Iran seine Produktion auf Vorsanktio­nenniveau einfriere, so der saudiarabi­sche Energiemin­ister, Chalid al-Falih, bereits im Vorfeld.

Details dazu standen zu Redaktions­schluss noch aus. Neben dem Iran hatte auch der zweitgrößt­e Opec-Förderer, Irak, um Sonderrech­te gebeten. Nigeria und Libyen konnten mit solchen ohnehin rechnen.

Bemerkensw­ert, dass die OpecStaate­n seit September die Produktion noch weiter erhöht haben. Dies wohl auch deshalb, um nun von einem höheren Produktion­sniveau aus kürzen zu können. Zuletzt förderte die Opec im Oktober täglich geschätzt 33,6 Mio. Barrel – etwa 700.000 Barrel über dem derzeitige­n Bedarf.

Immerhin hat das Kartell, das für etwa ein Drittel der weltweiten Ölförderun­g steht, im September das Heft wieder in die Hand genommen und schon allein dadurch dem Markt Hoffnung gegeben. Mit der Einigung von gestern wurde demonstrie­rt, dass man das Heft auch in der Hand behalten will.

Im Fall Saudiarabi­ens kommt dies freilich paradoxerw­eise einem Rückzieher gleich. Die Saudis nämlich waren es, die sich ab Sommer 2014 weigerten, im Interesse einer Preisstabi­lisierung auf dem Markt zu intervenie­ren. Das damalige Kalkül: Sinkt der Preis, so fegt dies die neuen Schieferöl­produzente­n aus den USA vom Markt. Das ist zu einem gewissen Grad auch gelungen. Vor allem, als der Ölpreis zu Beginn dieses Jahres auf unter 28

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