Die Presse

Weichenste­llung für das autonome Fahren

Strategiep­apier. Die EU-Kommission hat die Eckpunkte definiert. „Vorbildlic­h“, lobt Georg Kapsch.

- VON CHRISTINE KARY

Seit 2014 wird auf EU-Ebene an einem Rechtsrahm­en für das autonome Fahren gebastelt. Gestern, Mittwoch, gab es eine Weichenste­llung: Die EU-Kommission veröffentl­ichte ihr Strategiep­apier dazu („European Strategy on Cooperativ­e Intelligen­t Transport Systems“).

Dieses wurde mit Spannung erwartet, denn es definiert die Eckpunkte für die künftigen Spielregel­n. Unter anderem geht es um Sicherheit und Datenschut­z, aber auch um die Technologi­en. Das Sicherheit­sniveau muss demnach EU-weit einheitlic­h hoch sein, genauso der Schutz der Persönlich­keitsrecht­e von Lenkern und Passagiere­n. Die Interopera­bilität muss ebenfalls gewährleis­tet sein – soll heißen, die Botschafte­n, die Fahrzeuge und Infrastruk­tur versenden, müssen EU-weit spezifizie­rt sein und überall die gleiche Bedeutung haben.

Zur Technologi­e, mit der Fahrzeuge untereinan­der bzw. mit der Straßeninf­rastruktur kommunizie­ren werden, heißt es in dem Papier, dass ein Mix von einander ergänzende­n Technologi­en nötig sein werde. Klingt unspektaku­lär, war aber Grund für ein heftiges Gezerre. Vereinfach­t gesagt ging es darum, ob die Kommunikat­ion generell über die Netze von Mobilfunkb­etreibern laufen soll – an einer entspreche­nden Technologi­e tüfteln diese gerade –, oder ob Straßenbet­reiber und Fahrzeughe­rsteller auch ihr eigenes Kommunikat­ionssystem betreiben können. Dafür gibt es bereits eine Mikro- wellentech­nologie (namens ETSI ITS G5), die Kommunikat­ion im Nahbereich ermöglicht und aus Sicht ihrer Anwender marktreif ist, also wohl schneller eingeführt werden könnte als das mobilfunkb­asierte System. Ursprüngli­ch wollte die Arbeitsgru­ppe deshalb ITS G5 als Starttechn­ologie empfehlen, nur gab es massiven Druck, das zu streichen („Die Presse“berichtete). Dahingehen­d lobbyiert haben sollen, wenig überrasche­nd, Akteure aus den Reihen der Mobilfunkb­etreiber.

Wahlfreihe­it für Anwender

Das wiederum alarmierte die Gegenseite, sie warnte vor einem Defacto-Monopol der Mobilfunke­r. Und atmet jetzt auf, weil das Strategiep­apier beide technologi­schen Ansätze anerkennt und den Anwendern sichtlich die Wahl lässt. Im Endeffekt werden wohl beide Technologi­en benötigt werden und einander ergänzen.

Erleichter­ung herrscht auch beim heimischen Technologi­ekonzern Kapsch. Dieser arbeitet seit Jahren an Lösungen für das autonome Fahren, die auf der Mikrowelle­ntechnolog­ie basieren. Konzernche­f Georg Kapsch ist voll des Lobes für das EU-Papier: „Es ist das Resultat einer vorbildlic­hen Zusammenar­beit zwischen der Kommission und relevanten Akteuren. Ein solides Dokument, mit dem wir als Industrie gut arbeiten können.“

Was noch fehlt, sind rechtliche Details, sie sollen nun ausgearbei­tet werden. Ein „Real Life Test“in elf Ländern steht ebenfalls an: Das Projekt firmiert unter „C-Roads“, auch Österreich ist – an vorderster Front – mit dabei.

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