Conwert-Aktionäre in der Kritik
Bescheid. Die Übernahmekommission ist der Ansicht, dass die ConwertHauptaktionäre 2015 ein Übernahmeangebot hätten legen müssen.
Wien. Die börsenotierte Immobilienfirma Conwert hat brisante Post von der Übernahmekommission erhalten. In ihrem Schreiben kommt die Behörde nämlich zu dem Schluss, dass die ConwertHauptaktionäre im Jahr 2015 die Pflicht für ein Übernahmeangebot an die restlichen Conwert-Aktionäre verletzt haben.
Die Übernahmekommission hat im heurigen Frühjahr bekannt gegeben, ein entsprechendes Nachprüfungsverfahren einzuleiten. Konkret habe man sich angesehen, ob Adler Real Estate, Mountain Peak Trading Limited, Cevdet Caner, Westgrund AG und Petrus Advisers gemeinsam agiert haben. Überprüft wurden damaligen Angaben zufolge mögliche Absprachen rund um eine Transaktion im Herbst 2015 sowie im Vorfeld der außerordentlichen Hauptversammlung von Conwert am 17. März 2016. Adler hielt im März 22,4 Prozent an Conwert, Petrus Advisers war mit 6,1 Prozent beteiligt. Adler wollte sich im Frühjahr nicht dazu äußern. Die Investmentfirma Petrus wies die Vorwürfe zurück.
Nun ist die Übernahmekommission zu der Auffassung gekommen, dass die Gesellschaften „als gemeinsam vorgehende Rechtsträger“im Sinn des Übernahmegesetzes zu qualifizieren seien. Somit hätten sie am 29. September 2015 eine kontrollierende Beteiligung an Conwert erlangt. In der Folge hätten sie ein „Pflichtangebot zu Unrecht nicht gestellt“, so die Behörde. Adler war im August 2015 bei Conwert eingestiegen.
Übernahmeangebot läuft
Conwert geht jedoch davon aus, dass der Bescheid keine Auswirkungen auf die Durchführung des derzeit laufenden freiwilligen Übernahmeangebots hat. Der Bescheid sei nicht rechtskräftig und ein Rekurs an den Obersten Gerichtshof (OGH) zulässig, teilte das Unternehmen am Nachmittag mit. Bei der Conwert läuft derzeit näm- lich ein ganz anderes Übernahmeverfahren: Deutschlands größter Wohnbaukonzern, Vonovia, hat dem Unternehmen ein Übernahmeangebot für bis 2,7 Mrd. Euro (einschließlich Schulden) gemacht. Der Deal kommt allerdings nur zustande, wenn Vonovia mehr als 50 Prozent der Conwert-Anteile bekommt – die Frist läuft bis 19. Dezember. Adler, die gut 27 Prozent besitzen, haben bereits eine Annahme angekündigt.
Vonovia will die Übernahme des Konkurrenten ohne frisches Kapital stemmen. Conwert soll weiter an der Wiener Börse gehandelt werden. (APA)