Cecilia Bartoli im Wettstreit mit der Trompete
Die Sängerin brillierte im Musikverein an der Seite der neuen Musiciens du Prince – Monaco.
Das werde ein leichter Sieg, ruft Fürst Sigardo – und liefert sich vorab in der Arie „A facile vittoria“aus Agostino Steffanis „Tassilone“mit der Trompete einen Wettstreit der Virtuosität: Herrische Gesten, Sechzehntelgirlanden und strahlende lange Töne umschlingen einander in kämpferischem Elan. Genug für eine Jubelstürme provozierende letzte Zugabe, sollte man meinen – doch nicht für Cecilia Bartoli: In einer Kadenz fordert sie die Trompete regelrecht zum Duell. Jeder ahmt die Bravourpassagen des anderen nach, um sie noch zu steigern – bis zu einem saftigen Jazzsolo des Trompeters, das Bartoli mit ein paar tadellos idiomatischen Phrasen aus „Summertime“souverän in den Schatten stellt. Und das längst verzückte Musikvereins-Publikum tobt endgültig.
Schmerz und Schönheit
Bot er einen leichten Sieg für Cecilia Bartoli, dieser im regulären Programm ganz Händels Heldinnen und Helden gewidmete Abend? Ja und nein. Denn Bartoli macht es sich schwer, indem sie das vokal Anspruchsvolle mit Leichtigkeit bewältigen und zugleich mit aller Emotion anreichern will. Es gelingt dieser Meisterin der etwas guttural gurrenden, girrenden Koloraturen, der energiegeladenen Koketterie und des schier endlosen Atems oft grandios: mit der Sterbearie des Aci etwa, in der sie über dem tropfenden Blut der Begleitung Schmerz und Schönheit beklemmend verbindet; als Ariodante, wo sie das Dacapo von „Scherza infida“mit einem sordinierten Klagelaut von herzzerreißender Intensität erfüllt; und natürlich in „Lascia la spina“. Da federn selbst die Pausen im Rhythmus – eine innige Deutung. Die phänomenale Komödiantin Bartoli nicht zu vergessen: Wie sie als selbstverliebte Semele zuerst mit Spiegel, dann mit Smartphone posiert und poussiert, ohne dabei zu dick aufzutragen, verzaubert alle.
In Les Musiciens du Prince – Monaco hat sie formidable Partner gefunden. Im weiten Land der historischen Aufführungspraxis gibt es ja einige Ensembles, in deren Klanggärtchen man auf Disteln stößt: Das Forsche, Raue ist für sie der Königsweg zur künstlerischen Wahrheit. Nichts davon hier. Unter der Leitung von Konzertmeisterin Ada Pesch schlägt die erst im Frühling gegründete Solistenvereinigung einen anderen, schön gepflasterten Pfad ein. Ihren Stil kammermusikalischer Brillanz ist man sonst eher von I Musici oder der Academy of St Martin in the Fields gewohnt. Was alte Instrumente an Farbenreichtum, Noblesse hergeben können, beweisen neben den alerten Streichern besonders die Bläser prächtig.