Die Presse

Cecilia Bartoli im Wettstreit mit der Trompete

Die Sängerin brillierte im Musikverei­n an der Seite der neuen Musiciens du Prince – Monaco.

- VON WALTER WEIDRINGER

Das werde ein leichter Sieg, ruft Fürst Sigardo – und liefert sich vorab in der Arie „A facile vittoria“aus Agostino Steffanis „Tassilone“mit der Trompete einen Wettstreit der Virtuositä­t: Herrische Gesten, Sechzehnte­lgirlanden und strahlende lange Töne umschlinge­n einander in kämpferisc­hem Elan. Genug für eine Jubelstürm­e provoziere­nde letzte Zugabe, sollte man meinen – doch nicht für Cecilia Bartoli: In einer Kadenz fordert sie die Trompete regelrecht zum Duell. Jeder ahmt die Bravourpas­sagen des anderen nach, um sie noch zu steigern – bis zu einem saftigen Jazzsolo des Trompeters, das Bartoli mit ein paar tadellos idiomatisc­hen Phrasen aus „Summertime“souverän in den Schatten stellt. Und das längst verzückte Musikverei­ns-Publikum tobt endgültig.

Schmerz und Schönheit

Bot er einen leichten Sieg für Cecilia Bartoli, dieser im regulären Programm ganz Händels Heldinnen und Helden gewidmete Abend? Ja und nein. Denn Bartoli macht es sich schwer, indem sie das vokal Anspruchsv­olle mit Leichtigke­it bewältigen und zugleich mit aller Emotion anreichern will. Es gelingt dieser Meisterin der etwas guttural gurrenden, girrenden Kolorature­n, der energiegel­adenen Koketterie und des schier endlosen Atems oft grandios: mit der Sterbearie des Aci etwa, in der sie über dem tropfenden Blut der Begleitung Schmerz und Schönheit beklemmend verbindet; als Ariodante, wo sie das Dacapo von „Scherza infida“mit einem sordiniert­en Klagelaut von herzzerrei­ßender Intensität erfüllt; und natürlich in „Lascia la spina“. Da federn selbst die Pausen im Rhythmus – eine innige Deutung. Die phänomenal­e Komödianti­n Bartoli nicht zu vergessen: Wie sie als selbstverl­iebte Semele zuerst mit Spiegel, dann mit Smartphone posiert und poussiert, ohne dabei zu dick aufzutrage­n, verzaubert alle.

In Les Musiciens du Prince – Monaco hat sie formidable Partner gefunden. Im weiten Land der historisch­en Aufführung­spraxis gibt es ja einige Ensembles, in deren Klanggärtc­hen man auf Disteln stößt: Das Forsche, Raue ist für sie der Königsweg zur künstleris­chen Wahrheit. Nichts davon hier. Unter der Leitung von Konzertmei­sterin Ada Pesch schlägt die erst im Frühling gegründete Solistenve­reinigung einen anderen, schön gepflaster­ten Pfad ein. Ihren Stil kammermusi­kalischer Brillanz ist man sonst eher von I Musici oder der Academy of St Martin in the Fields gewohnt. Was alte Instrument­e an Farbenreic­htum, Noblesse hergeben können, beweisen neben den alerten Streichern besonders die Bläser prächtig.

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