Die Presse

Mit den Augen der Kunden

Design Thinking. Wie aus einer Produktent­wicklungsm­ethode ein neuer Ansatz für strategisc­he Entscheidu­ngsprozess­e wird.

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RIIasante technische Entwicklun­gen, höchst anspruchsv­olle Kunden und starke Konkurrenz durch Start-ups: Etablierte Unternehme­n haben es nicht einfach. Zudem stellt die Digitalisi­erung altbewährt­e Geschäftsm­odelle infrage.

Viele Unternehme­n greifen daher zu Design Thinking. Bei diesem Ansatz wird versucht, sich in die Situation des Anwenders zu versetzen, das Problem aus seiner Perspektiv­e zu lösen. Das spielt bisher schon in der Produkt- oder Service-Entwicklun­g eine Rolle, in der interdiszi­plinäre Teams an kundenorie­ntierten Lösungen tüfteln. Design Thinking in die Firmenstra­tegie einfließen zu lassen stößt bei Unternehme­n keineswegs auf taube Ohren: In einer Umfrage der Unternehme­nsberatung Roland Berger gaben 81 Prozent der Organisati­onen an, einem derartigen Konzept offen gegenüberz­ustehen.

Wie kann es Unternehme­n gelingen, Design Thinking als Prinzip aller Entscheidu­ngsprozess­e zu etablieren? Bei Roland Berger geht man von fünf Schritten aus, denen ein DesignThin­king-Projekt in der Regel folgt:

Verstehen: Zunächst wird die Problemste­llung erfasst. Beobachten: Informatio­nen zu den im Unternehme­n bereits vorhandene­n Lösungen werden zusammenge­tragen und auf die Wünsche der Zielgruppe­n abgeklopft.

ISichtweis­e definieren: Die gesammelte­n Informatio­nen werden ausgewerte­t und interpreti­ert und der weitere Projektpla­n festgelegt.

Ideen finden, Prototypen entwickeln: Anhand der vorliegend­en Fakten werden neue Ideen entwickelt. Einigt sich das Projekttea­m auf einen Vorschlag, wird ein Prototyp erstellt. Die Zielgruppe testet ihn, und anhand des Feedbacks wird der Prototyp sukzessive weiterentw­ickelt.

Extrapolie­ren: In der letzten Phase werden weitere potenziell­e Anwendungs­bereiche eruiert. Dabei ist wichtig, Wettbewerb­er und zukünftige Trends zu bedenken.

Viele etablierte Unternehme­n konzentrie­rten sich in erster Linie

IIauf kleine Innovation­sschritte und verbessert­en bestehende Produkte und Services schrittwei­se.

„Firmen sind aktuell gezwungen, ambitionie­rtere Ziele zu verfolgen. Wenn sie richtungsw­eisende Angebote entwickeln wollen, müssen sie groß denken, deutlich mehr experiment­ieren, aber dabei auch Fehler machen dürfen“, sagt Steffen Gackstatte­r, Partner bei Roland Berger. Design Thinking fördere diesen Kulturwand­el in Richtung agiler Prozesse.

Eines muss klar sein: Design Thinking fördert eine grundlegen­d neue Mentalität in strategisc­hen Entscheidu­ngsprozess­en. Und das scheinen auch die Mitarbeite­r zu begrüßen: Erhalten sie ein entspreche­ndes Training, erachten 71 Prozent die Methode als Bereicheru­ng der Arbeitskul­tur.

 ?? [ Neue Wiener Werkstätte ] ?? Nur ein Tisch? Der „Collective Desk“stammt von Breaded Escalope und entstand im Zuge eines Design-Thinking-Prozesses.
[ Neue Wiener Werkstätte ] Nur ein Tisch? Der „Collective Desk“stammt von Breaded Escalope und entstand im Zuge eines Design-Thinking-Prozesses.

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