Die Presse

Doskozil für neue Grenzkontr­ollen

Migration. Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil legt einen Plan zur Reduktion der Flüchtling­szahlen vor: Die Grenze zur Slowakei soll kontrollie­rt werden. Züge sollen auch von Soldaten überwacht werden.

- VON OLIVER PINK Weitere Infos: www.diepresse.com/asyl

Wien. 36.000 Menschen wurden im Vorjahr zum Asylverfah­ren in Österreich zugelassen. Das sei auch in Relation zur Bevölkerun­g sehr viel, meint Hans Peter Doskozil. Und in den ersten beiden Wochen des Jahres 2017 habe es bereits 1249 Aufgriffe gegeben, 787-mal sei Asyl beantragt worden, sagt der Verteidigu­ngsministe­r, der als eine Art sozialdemo­kratischer Sicherheit­sminister auch für die Zuwanderun­g zuständig ist.

Mit dem eigentlich­en Ressort für Innere Sicherheit gebe es grundsätzl­ich ein sehr gutes Verhältnis – „das gerade in Sachfragen auch ein belastbare­s ist“, so Doskozil. Dennoch hätten ihn die von ÖVP-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka in den vergangene­n Tagen „angestoßen­en Debatten“gestört. Sobotka hat unter anderem vorgeschla­gen, Flüchtling­e in Kasernen unterzubri­ngen oder Containerd­örfer einzuricht­en, wenn die Obergrenze überschrit­ten sei.

Hans Peter Doskozil legt nun seinerseit­s einen eigenen Plan zur Reduktion der Flüchtling­szahlen vor – auch als Grundlage für Verhandlun­gen mit dem Innenresso­rt:

Containerd­örfer möchte der Verteidigu­ngsministe­r keine. Seiner Vorstellun­g nach sollen sämtliche negativ beschieden­en Asylwerber in eigenen Grundverso­rgungsquar­tieren untergebra­cht werden, in denen dann eine „gezielte Rückkehrbe­ratung“stattfinde­n soll. „Wir müssen vor allem die freiwillig­e Ausreise massiv forcieren.“

Die Grenzkontr­ollen will der Verteidigu­ngsministe­r auf jene zur Slowakei ausweiten. Denn es zeichne sich schon seit Längerem ab, so Doskozil, dass die Schlepper nun eine Ausweichro­ute über die Slowakei wählen würden.

Zudem will Doskozil auch die Kontrolle in den Zügen, vorzugswei­se ebenfalls an den Grenzen, deutlich verstärken. Denn immer mehr Migranten und Asylwerber würden mit dem Zug nach Österreich einreisen. Der Verteidigu­ngsministe­r bietet zu diesem Zweck auch den Assistenze­insatz von Soldaten an, sofern dieser vom Innenminis­terium gewünscht wird.

Der Grenzschut­z in Österreich soll insgesamt weiter ausgebaut werden – das erfordere auch einen größeren Personalei­nsatz von Polizei und Bundesheer.

Und auch die sogenannte Europäisch­e Lösung will Doskozil weiter federführe­nd vorantreib­en: Dazu hat er eine Konferenz der zentraleur­opäischen Innen- und Verteidigu­ngsministe­r am 8. Februar in Wien angesetzt, Vertreter von 16 Staaten haben zugesagt. Dabei sollen drei Themen im Vordergrun­d stehen:

Die Rückführun­gen sollen erhöht werden – in erster Linie zuständig für Rückführun­gsabkommen ist die EU-Kommission. Seit 1. Dezember 2014 wurde vonseiten der EU allerdings kein neues Rückführun­gsabkommen mehr vereinbart. Mit den Hauptherku­nftsländer­n von Flüchtling­sströmen wie zum Beispiel Afghanista­n, dem Iran, Somalia, Marokko oder Algerien gibt es überhaupt keine Abkommen.

Zudem soll es um die Verstärkun­g des Schutzes der EU-Außengrenz­e gehen. Der Fokus soll hier auf die Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei und jene zwischen Mazedonien und Griechenla­nd gelegt werden.

Und dann soll endlich auch die Planung von Verfahrens­zentren außerhalb der EU konkret angegangen werden.

Auf eine Debatte über eine Reduzierun­g der Obergrenze für Flüchtling­e – die ÖVP hat in der Vorwoche eine Halbierung auf 17.000 gefordert – will sich Hans Peter Doskozil nicht einlassen. „Die Außengrenz­sicherung hat hier Vorrang“, meint der SPÖVerteid­igungsmini­ster.

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[ Reuters ] SPÖ-Minister Hans Peter Doskozil: Allein in den ersten beiden Wochen des Jahres 2017 1249 Aufgriffe.

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