Die Angela Merkel von St. Pölten?
E s sieht nicht gut aus für Johanna Mikl-Leitner. Sie folgt Erwin Pröll nach. Dem Erwin Pröll. Und es ist – man erinnere sich an Fred Sinowatz oder Gerhard Dörfler – kaum etwas schwieriger, als einen alles überstrahlenden Vorgänger zu haben. Es ist von internen Umfragen die Rede, in denen Mikl-Leitner als ÖVP-Spitzenkandidatin bei Landtagswahlen auf keine 40 Prozent kommt.
Es wird also nicht leicht für Johanna Mikl-Leitner. Sie wird sich von ihrem Vorgänger emanzipieren und dennoch dessen Erbe weiterführen müssen. Vor einer ähnli- chen Aufgabe stand einst Angela Merkel, die sich ebenfalls aus dem Schatten eines Monuments lösen musste. Jenem von Helmut Kohl.
Wobei Merkel der nach der Kohl-Ära aufgekommene Parteispendenskandal zupasskam, der eine Distanzierung erleichterte. So eine Nachrede wollen wir Erwin Pröll selbstverständlich nicht wünschen. Die CDU-ParteispendenAffäre verstieß auf jeden Fall gegen geltendes Recht. Erwin Prölls Stiftung – Stand: jetzt – nicht.
Die Angela Merkel von St. Pölten also? Inhaltlich nicht unbedingt. Mikl-Leitner wird wohl auch als Landeshauptfrau (Modell Gabi Burgstaller) oder als Frau Landeshauptmann (Modell Waltraud Klasnic) kaum von ihrem Law-and-order-Kurs in der Sicherheits- und Zuwanderungspolitik abrücken, den sie schon als Innenministerin verfolgt hat. Zudem ist die joviale Hollabrunnerin aus der Erwin-Pröll-Schule zweifellos volksnäher als die unnahbarere Angela Merkel.
Allerdings: Die notfalls nötige Härte, sich durchzusetzen, die hat auch Johanna Mikl-Leitner.