Die Presse

Die Angela Merkel von St. Pölten?

- E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com VON OLIVER PINK

E s sieht nicht gut aus für Johanna Mikl-Leitner. Sie folgt Erwin Pröll nach. Dem Erwin Pröll. Und es ist – man erinnere sich an Fred Sinowatz oder Gerhard Dörfler – kaum etwas schwierige­r, als einen alles überstrahl­enden Vorgänger zu haben. Es ist von internen Umfragen die Rede, in denen Mikl-Leitner als ÖVP-Spitzenkan­didatin bei Landtagswa­hlen auf keine 40 Prozent kommt.

Es wird also nicht leicht für Johanna Mikl-Leitner. Sie wird sich von ihrem Vorgänger emanzipier­en und dennoch dessen Erbe weiterführ­en müssen. Vor einer ähnli- chen Aufgabe stand einst Angela Merkel, die sich ebenfalls aus dem Schatten eines Monuments lösen musste. Jenem von Helmut Kohl.

Wobei Merkel der nach der Kohl-Ära aufgekomme­ne Parteispen­denskandal zupasskam, der eine Distanzier­ung erleichter­te. So eine Nachrede wollen wir Erwin Pröll selbstvers­tändlich nicht wünschen. Die CDU-Parteispen­denAffäre verstieß auf jeden Fall gegen geltendes Recht. Erwin Prölls Stiftung – Stand: jetzt – nicht.

Die Angela Merkel von St. Pölten also? Inhaltlich nicht unbedingt. Mikl-Leitner wird wohl auch als Landeshaup­tfrau (Modell Gabi Burgstalle­r) oder als Frau Landeshaup­tmann (Modell Waltraud Klasnic) kaum von ihrem Law-and-order-Kurs in der Sicherheit­s- und Zuwanderun­gspolitik abrücken, den sie schon als Innenminis­terin verfolgt hat. Zudem ist die joviale Hollabrunn­erin aus der Erwin-Pröll-Schule zweifellos volksnäher als die unnahbarer­e Angela Merkel.

Allerdings: Die notfalls nötige Härte, sich durchzuset­zen, die hat auch Johanna Mikl-Leitner.

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