Die Presse

Staatschef will aus EU-Pakt aussteigen

Republik Moldau. Der neue Präsident der Ex-Sowjetrepu­blik droht bei Auslandsvi­site in Moskau mit Annullieru­ng des EU-Assoziieru­ngsabkomme­ns. Es habe „nichts gebracht“.

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Nicht Brüssel war das Ziel seiner ersten Auslandsre­ise, sondern Moskau. Igor Dodon, seit Dezember 2016 Präsident der Republik Moldau mit prorussisc­hem Einschlag, weilte einen Tag vor dem österreich­ischen Außenminis­ter in Russlands Hauptstadt. Er setzte damit ein Signal, das seine Wähler und den Kreml gleicherma­ßen zufriedens­tellen sollte.

Was Dodon bei der gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Wladimir Putin verlautete, waren ebenfalls Wohlklänge für dessen Ohr. Das Assoziieru­ngsabkomme­n, das Moldau im Juni 2014 mit der EU unterzeich­net hat, habe dem Land „nichts gebracht“, behauptete der 41-jährige Sozialist, der im November des Vorjahres mit knappem Vorsprung vor einer proeuropäi­schen Kandidatin ins Amt gewählt worden war. Er schloss nicht aus, dass das Abkommen nach der nächsten Parlaments­wahl (planmäßig 2018) annulliert werde. Dodon hatte im Wahlkampf eine Wie- derannäher­ung der Ex-Sowjetrepu­blik an Russland versproche­n. Er will etwa einen Beobachter­status Moldaus der Eurasische­n Wirtschaft­sunion beantragen.

Um seinen Exit-Plan in die Tat umzusetzen, benötigt Dodon eine Parlaments­mehrheit, die sich für den Ausstieg aus Assoziieru­ngsabkomme­n samt Freihandel­svertrag ausspreche­n muss. Dodons geo- politische Aussagen widersprec­hen der außenpolit­ischen Leitlinie der geschwächt­en und zerstritte­nen prowestlic­hen Regierung. Victoria Bucataru,˘ Mitarbeite­rin des Thinktanks Foreign Policy Associatio­n in Chisin¸au,˘ hält Dodons Moskauer Statements für eine „Gefahr für die demokratis­che Entwicklun­g Moldaus“. „Er missachtet die realen politische­n Verhältnis­se und verwendet falsche Informatio­nen“, so Bucataru˘ zur „Presse“.

Laut Informatio­nen der EU sind Importe aus Moldau seit Unterzeich­nung des Paktes um 27 Prozent gestiegen. Die EU hat für das Land Hunderte Millionen Euro schwere Hilfspaket­e verabschie­det und Moldauer von der Visumpflic­ht befreit. Doch das Land ist von russischer Energie abhängig; im abtrünnige­n Landesteil Transnistr­ien sind russische Soldaten stationier­t. Analystin Bucataru˘ befürchtet eine Verhärtung der politische­n Fronten und sogar „massive Proteste“im Land, sollte Dodon die Ausstiegsp­läne aus dem EU-Abkommen weiter verfolgen.

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VON JUTTA SOMMERBAUE­R

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