Die Presse

Staatstrau­er nach Anschlag

Mali. Ein Selbstmord­attentat im Norden des Landes forderte mindestens 47 Tote. Die Extremiste­n wollen das Friedensab­kommen torpediere­n.

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Bamako. Bei einem Selbstmord­anschlag auf einen Militärstü­tzpunkt im Norden Malis sind mindestens 47 Menschen getötet worden. Dutzende weitere wurden bei dem Anschlag in der Stadt Gao verletzt, wie es aus Regierungs­kreisen hieß. Unter den Toten seien auch fünf Selbstmord­attentäter. „Überall sind verstümmel­te Körper“, schilderte ein Bewohner. Malis Präsident, Ibrahim Boubacar Ke¨ıta, ordnete eine dreitägige Staatstrau­er an.

In Gao sind mehr als 500 Soldaten der deutschen Bundeswehr stationier­t, die sich an einer UN-Friedensmi­ssion zur Stabilisie­rung des westafrika­nischen Landes beteiligen. Deutschlan­d verurteilt­e den Anschlag als Versuch, den Friedenspr­ozess in dem westafrika­nischen Land zu sabotieren. In Mali sind zudem österreich­ische Soldaten im Einsatz. Im Rahmen der EU-Trainingsm­ission EUTM bilden 14 Soldaten einheimisc­he Kollegen aus. Darüber hinaus sind sechs weitere Bundesheer­soldaten als Blauhelme aktiv.

Gao, 2012 noch von Islamisten belagert, ist einer der wichtigste­n UN-Stützpunkt­e in Mali. Das Attentat zeigt, dass Extremiste­n im Norden Malis weiter zu großen Anschlägen fähig sind. Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Attentat. Die Attentäter hatten mit einem Auto die Pforte des Lagers durchbroch­en, mehrere Menschen überrollt und sich schließlic­h in die Luft gesprengt, als sich die Soldaten zum Morgenappe­ll versammelt­en. In dem Stützpunkt befinden sich nach UN-Angaben rund 600 malische Streitkräf­te und frühere Rebellen, die künftig gemeinsam auf Patrouille gehen sollen – ein wichtiges Element des Friedensab­kommens zur Stabilisie­rung des Landes.

Rückzugsge­biet für Terroriste­n

Frankreich­s Präsident, Francois¸ Hollande, hatte erst am Samstag Truppen in Gao besucht. Deutschlan­ds Verteidigu­ngsministe­rin, Ursula von der Leyen, war zuletzt kurz vor Weihnachte­n bei den Bundeswehr­soldaten in Gao gewesen. Die Regierung in Berlin hat jüngst eine Aufstockun­g der Mali-Mandatsobe­rgrenze auf rund 1000 Soldaten beschlosse­n. Der UN-Sicherheit­srat wollte sich noch am Mittwoch mit der Lage in Mali befassen. Die Blauhelmmi­ssion in dem westafrika­nischen Land gilt derzeit als der gefährlich­ste UN-Einsatz.

Der Norden Malis und die angrenzend­en Gebiete der Sahelzone sind ein Rückzugsge­biet für Rebellen und islamistis­che Terroriste­n. Neben der al-Qaida im Islamische­n Maghreb (AQMI) sind dort die islamistis­chen Terrorgrup­pen Ansar Dine und Al-Mourabitou­n aktiv. (dpa/Reuters)

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