Internistin will erste Ärzte-Präsidentin werden
Wien. Anna Kreil von der Rudolfstiftung tritt für die Ärztegewerkschaft Asklepios an und fordert Präsident Thomas Szekeres heraus. Sollte ihre Liste gewinnen, wäre sie die erste Frau an der Spitze der Wiener Standesvertretung.
Wien. Die Wiener Ärztekammer könnte nach den Wahlen am 25. März erstmals eine Präsidentin bekommen. Denn die Ärztegewerkschaft Asklepios tritt mit einer eigenen Fraktion an – mit Internistin Anna Kreil als Spitzenkandidatin. Sie will den Präsidenten, Thomas Szekeres, entthronen. Asklepios Union – Die Alternative mit Mut (www.asklepiosunion.at) heißt die Liste, die in beiden Kurien (angestellte und niedergelassene Ärzte) zur Wahl stehen wird.
Kreil, die in Wien ihr Medizinstudium absolviert hat und seit 2011 in der Rudolfstiftung arbeitet, hatte die Gewerkschaft Anfang 2015 mit Gernot Rainer gegründet. Rainer selbst wird nicht kandidieren. Er halte es für wichtig, „dass es keine Doppel- und Multifunktio- näre gibt“, sagt er im „Presse“-Gespräch. „Der Aufbau von Asklepios als Gewerkschaft ist mir ein Herzensanliegen und beschäftigt mich sehr. Noch heuer wollen wir die Frage nach der Kollektivvertragsfähigkeit an den Bundesverfassungsgerichtshof tragen.“Die neue Liste ist Kreil zufolge unabhängig und steht keiner Partei nahe. Die 41-Jährige wird wegen ihrer Kandidatur ihre fünfjährige Mitgliedschaft des erweiterten Vorstandes bei den Neos mit Ende Jänner beenden. Was ihr durchaus schwer falle, „aber ich halte es für notwendig, und ich glaube auch, dass es ein Zeichen sein kann, sich nicht an alles zu klammern“. Weitere Kandidaten der Liste sind unter anderem der niedergelassene Gynäkologe Gerald Radner und Christoph Pelanek (Labormediziner in Ausbildung), der die Turnusärzte vertreten wird. „Wir haben uns auf drei wichtige Themen geeinigt – eine schlanke Kammer, weitere Überlegungen im Zuge der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sowie eine neue Denkrichtung bei der Honorierung“, sagt Kreil. „In all diesen Bereichen muss ein Umdenken stattfinden, damit wir auch in Zukunft ein Gesundheitssystem haben, in dem Patienten gut versorgt werden und die Ärzteschaft zufriedenstellend und adäquat honoriert wird.“Sie habe auch schon mit ein paar anderen Fraktionen informelle Vorgespräche geführt und „in Teilbereichen gute Übereinstimmung“gefunden. Voraussetzungen für eine Kooperation mit ihr seien eine „rasche und transparente Kammerreform sowie die Bereitschaft für unkonventionelle Veränderungen“.
Szekeres mit eigener Liste
Unter diesen Bedingungen sei auch eine Kooperation mit der Liste von Thomas Szekeres möglich, der diesmal nicht für die SPÖ, sondern mit einer eigenen Liste antreten wird. Was ihre Erfolgschancen angeht, zeigt sich Kreil optimistisch: „Wir sind eine gute Mischung aus erfahrenen Hasen und motivierten Neulingen“, sagt sie. „Und die Aussicht darauf, die erste Ärztekammerpräsidentin zu werden, hat durchaus ihren Charme.“