Die Presse

Finanzstad­trätin Brauner will weiterarbe­iten

Rochaden. Der SPÖ-Flügel rund um Stadtrat Michael Ludwig hat neue Ressortche­fs für Bildung und Finanzen gefordert. Letzteres betrifft Renate Brauner, die gut gelaunt aus ihrem Urlaub zurück ist – und noch viele Aufgaben vor sich sieht.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Mit diesem Empfangsko­mittee hatte Wiens Finanzstad­trätin, Renate Brauner (SPÖ), nicht gerechnet. Als sie am Mittwoch aus ihrem Kuba-Urlaub zurückkam, wurde sie am Flughafen von Journalist­en abgepasst.

Warum sie so sehnsüchti­g erwartet wurde? Weil Kenner der Stadtparte­i wissen: Ohne sich mit seiner engsten Vertrauten an einen Tisch gesetzt zu haben, fällt Bürgermeis­ter Michael Häupl selten Entscheidu­ngen. Und dieses Mal schon gar nicht, weil das Lager rund um Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig auch personelle Neuaufstel­lung im Bereich Finanzen (Stichwort Schulden) und Bildung (Stichwort Kindergart­enförderun­gen) gefordert hatte. Ersteres betrifft also Brauners Job selbst. Die vergangene­n Wochen wurde viel spekuliert, inwieweit Häupl den Forderunge­n nachkommen wird – ob er nur die zurückgetr­etene Gesundheit­sstadträ- tin, Sonja Wehsely, nachbesetz­en will, oder ob er eine größere Rochade macht, die auch seine Nachfolge regeln könnte. Zumindest Ersatz für Wehsely gebe es bereits, sagte Häupl am Dienstag.

Wer kommt? Wer geht?

Wer das ist, soll am Freitag verkündet werden. Wahrschein­lich ist, dass es jemand aus den sogenannte­n Flächenbez­irken sein wird, die mehr Einfluss wollen – und momentan tatsächlic­h in der Regierung unterreprä­sentiert sind. Immer wieder fallen Namen von Gemeinderä­ten wie Kathrin Gaal aus Favoriten, Claudia Laschan aus Rudolfshei­m-Fünfhaus, Luise Däger-Gregori aus der Donaustadt – und auch der Chef des Fonds Soziales Wien, Peter Hacker, ist im Gespräch, der dem Vernehmen nach aber wenig Lust hat. Ob neben der Neubesetzu­ng des Gesundheit­sressorts auch Frauenberg­er und/oder Brauner gehen – und somit das prestigetr­ächtige und einflussre­iche Finanzress­ort frei wird, ließ Häupl offen.

Wie zu erwarten, beantworte­te auch Brauner diese Frage am Mittwoch nicht eindeutig: „Ich beteilige mich nicht an Personalsp­ekulatione­n, was ich anderen vorwerfe, tue ich nicht selbst“, sagte sie zur „Presse“. „Ich kann aber sagen, dass ich mich auf die inhaltlich­e Diskussion bei der Vorstandsk­lausur am Wochenende freue, ich werde vor allem zum Thema Arbeit referieren – das war mir immer eine Herzensang­elegenheit, und auch in Zukunft gibt es viel zu tun“, sagte sie offensicht­lich gut gelaunt.

Auch wenn Brauner also nicht explizit sagen wollte, ob sie bleibt oder geht, lässt sich jedenfalls – anders als bei der abgetreten­en Sozialstad­trätin, Sonja Wehsely – sagen: Brauner hat zumindest offensicht­lich noch große Lust auf ihren Job, den sie, wie sie selbst sagt, mit viel Freude und Herzblut macht.

Vorstandst­agung am Wochenende

Zu den Rücktritts­aufforderu­ngen, die vom ehemaligen Ladesparte­isekretär Christian Deutsch (der bei Stadtrat Michael Ludwig im Büro sitzt) Richtung Bürgermeis­ter Häupl geäußert wurden, sagte sie: „Ich kann nur wiederhole­n: Er soll Bürgermeis­ter sein, so lange er will.“Sie wolle nicht Kritik an einzelnen Personen üben, weil sie dafür sei, Auseinande­rsetzungen inhaltlich zu führen, „aber ich weiß, es gibt sehr viele, die ob Deutschs Vorgehensw­eise mehr als empört sind“.

Raum für inhaltlich­e Auseinande­rsetzung soll es am Freitag und Samstag bei der Vorstandst­agung geben. Im Parteiauss­chuss wurden vorab Themen gesammelt, die Diskussion­sbedarf haben: Mit mehr als 70 Nennungen wurde das Thema Wiener Wohnen und sozialer Wohnbau identifizi­ert, mit jeweils 30 bis 40 Meldungen sollte zum Thema Soziales und Integratio­n diskutiert werden. Ziel ist es, gemeinsame Parteiposi­tionen zu erarbeiten. Was die Personalen­tscheidung­en betrifft, werden diese wohl schon vorher gefällt sein. Brauner wollte Häupl noch am Mittwoch treffen – intensive Gespräche haben die beiden wohl aber schon geführt, denn Brauner sagte: „Ich habe im Urlaub viele Telefonate mit der Heimat geführt.“

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Finanzstad­trätin Renate Brauner.

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