Die Presse

Das Kloster, das polarisier­t

Burgenland. In St. Andrä am Zicksee soll das erste orthodoxe Kloster Österreich­s entstehen. Trotz positiver Bürgerbefr­agung wollen die Gegner den Bau mit einer Volksabsti­mmung verhindern.

- VON MIRJAM MARITS

Wien. Mit „Weit weg vom Alltag“wirbt die kleine Gemeinde St. Andrä am Zicksee auf ihrer Website. Manchem Campingurl­auber mag der St. Andräer Campingpla­tz ein Begriff sein, der zugefroren­e Zicksee zieht im Winter manchen Eisläufer an. Sonst aber ist die Gemeinde im burgenländ­ischen Seewinkel nicht übertriebe­n bekannt.

Das soll sich bald ändern. In dem 1400-Seelen-Ort soll im Frühling ein griechisch-orthodoxes Kloster entstehen, das erste Österreich­s. Die Diözese Eisenstadt hat der griechisch-orthodoxen Kirche dafür ein Grundstück – das bisher Ackerland war – zur Verfügung gestellt. „Eine Ökumene der Taten“, nennt das der Sprecher der Diözese, Dominik Orieschnig.

Gut für den Tourismus

In St. Andrä selbst hat das geplante Kloster zu einer Polarisier­ung geführt: Der eigens gegründete Verein Freunde des Klosters Maria Schutz spricht sich euphorisch dafür aus, auch die Gemeindepo­litiker befürworte­n die Pläne – unter anderem, weil man sich positive Effekte für Wirtschaft und Tourismus durch die zu erwartende­n Klosterbes­ucher erhofft.

Auf der anderen Seite steht eine aktive Gruppe an Gegnern, die das Kloster vehement zu verhindern versucht. Wie gespalten St. Andrä in der Frage ist, zeigt das Ergebnis der Bürgerbefr­agung vor einem Jahr: 433 stimmten damals für, 398 gegen das Kloster. Nur 35 Stimmen trennten die Lager.

Trotz des Votums für das Kloster geben die Gegner immer noch nicht auf: Derzeit sammeln sie Unterschri­ften für eine Volksabsti­mmung, die den Gemeindera­t dazu bringen soll, die bereits einstimmig beschlosse­ne Flächenumw­idmung (auch das Land hat schon grünes Licht gegeben) wieder rückgängig zu machen. Einer der Gegner, Gerhard Mauersics, ist optimistis­ch, dass die nötigen Unterschri­ften von einem Viertel der Wahlberech­tigten bis Montag gesammelt werden. Er lehnt das Kloster ab, weil es für einen kleinen Ort wie St. Andrä viel zu groß dimensioni­ert sei.

In ihrem Kampf gegen das Kloster hätten die Gegner, sagt Orieschnig von der Diözese, „eine gezielte Skandalisi­erung“betrieben und bewusst Falschmeld­ungen gestreut. So geisterte ein angeblich geplantes Flüchtling­sheim auf dem Klostergru­nd durch den Ort. Zudem wurde behauptet, dass das Gästehaus 500 Zimmer umfassen würde, die Mönche eine Massentier­haltung planen würden. Allesamt Behauptung­en, die unwahr seien: Das Gästehaus werde 20 Zimmer haben, die Mönche „einige Hühner und Ziegen“halten, „von Massentier­haltung kann keine Rede sein“. Auch ein Flüchtling­sheim stand nie zur Debatte. Mauersics, der gegen das Kloster kämpft, räumt ein, dass es Falschmeld­ungen gegeben haben könnte, „von meiner Seite sind die aber nicht gekommen“.

Die Befürworte­r hoffen natürlich, dass es nicht zur Volksabsti­mmung kommt. Die Stimmung habe sich gedreht, sagt Brasch. Seit die Mönche – mit ihrem Abt, Pater Paisios Jung, sind es fünf – in St.Andrä in einer früheren Frühstücks­pension als provisoris­chem Kloster leben, seien Vorurteile abgebaut worden. „Die Mönche sind derart freundlich zu den Leuten,“sagt Brasch. „Da haben viele gesehen: So schlimm ist das gar nicht.“Auch Orieschnig von der Diözese hofft, dass die Volksabsti­mmung verhindert werden kann. „Es wäre eine Volksabsti­mmung, die durch die Verbreitun­g falscher Meldungen zustande gekommen wäre.“

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] Architekt Ioannou] Das geplante orthodoxe Kloster in St. Andrä am Zicksee in einer Visualisie­rung.

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