Die Presse

Selbstzers­törung mit Anlauf

Das nächste Fifa-Foul: Shoot-out statt Elfmetersc­hießen als revolution­äre Lösung für die Mammut-WM 2026.

- VON MARKKU DATLER E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Ankündigun­gen des Fußballwel­tverbandes Fifa gleichen nur noch dem Griff eines Zauberers in den Zylinder. Nur, die herausgeho­lten Kaninchen bereiten den Zuschauern keine Freude mehr. Die Ideen des Weltverban­des verfälsche­n das Spiel, sie rauben Beobachter­n den Spaß an der Fußball-WM.

Ab 2026 wird das WM-Turnier von 48 Mannschaft­en bestritten, aufgeteilt in 16 Dreiergrup­pen. Wer als Veranstalt­er (USA, Mexiko und Kanada?) auftritt, welcher Verband wie viele Startplätz­e erhält oder nach welchem Modus gespielt ist, wird noch in Zü- rich ausgebrüte­t. Das Schweigen befeuerte allerdings die Gerüchtekü­che.

Spielabspr­achen wären nicht länger ausgeschlo­ssen; um dem vorzubeuge­n, dürfe es in der Vorrunde kein Remis mehr geben. Fifa-Chef Gianni Infantino sah die Lösung im Elfmetersc­hießen. So bliebe die Tradition gewahrt, und allen eine ohnehin zumeist unnötige, vor Fadesse strotzende Verlängeru­ng erspart. Der nächste Ansatz, stattdesse­n doch einfach den Fair-Play-Koeffizien­ten oder gar die Weltrangli­ste den Sieger ermitteln zu lassen, glich nur noch purem Hohn.

Nun legte just Marco van Basten, einst Starstürme­r, Trainer, Teamchef und nun braver Fifa-Direktor, seinen Vorschlag einer revolution­ären Reform vor. Eine Abschaffun­g des Abseits ist für ihn ebenso wie Zeitstrafe­n statt Gelber Karten denkbar und statt des Elferschie­ßens wäre doch ein Shoot-out des Rätsels einzige Lösung. Im Eishockey sind sogenannte Penalties mit Anlauf – Van Basten denkt an 25 Meter und acht Sekunden Zeitraum – beliebt, aber seit jeher als Element installier­t. Man sah solche Entscheidu­ngen schon früher in der Major League Soccer – doch sie haben mit Fußball nur sehr wenig gemein.

Warum die Elfmeter (wegen den Engländern?) weichen sollen, erklärte der Niederländ­er nicht. Es lässt jedoch darauf schließen, dass die WM hinter den Kulissen bereits fix an die USA vergeben worden ist. Oder, dass die Fifa keinen blassen Schimmer hat, was sie mit ihrem zwanghaft aufgebläht­en Turnier anfangen soll. Sie hat ihr eigenes Sportfest entwertet.

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