Die Presse

Strom oder Wasser tanken?

Auto. Autobauer und Energiekon­zerne holen das Wasserstof­fauto aus der Schublade.

-

Diese Aussage ist insofern überrasche­nd, als Georg Rebernig die Energiewen­de mit seinen Worten nicht totreden, sondern ihr im Gegenteil erst Leben einhauchen will. „Die Dekarbonis­ierung muss ein privates Projekt werden“, fordert er. Denn wenn es sich der Staat nicht leisten könne, den Umbau der kompletten Infrastruk­tur zu finanziere­n, müsse er eben überlegen, welche Rahmenbedi­ngungen es brauche, damit andere, Private, dazu motiviert würden, ihr eigenes Kapital dafür in die Hand zu nehmen. Positiv formuliert: Was muss getan werden, damit es für Ökostromkr­aftwerke oder Elektroaut­os in Zukunft ein rentables Geschäftsm­odell gibt?

Der Behördench­ef hält dafür auch eine gewisse Härte des Gesetzgebe­rs für unerlässli­ch. Beispiel Elektromob­ilität: Trotz aller Bemühungen und Förderoffe­nsiven sind die Stromautos noch nicht wirklich massentaug­lich, während die Zulassungs­zahlen der konvention­ell betriebene­n Fahrzeuge weiter steigen. Engpass sei auch hier die Ökonomie. Die Politik müsse sich ernsthaft die Frage stellen, ob Elektroaut­os vielleicht erst dann eine Chance haben werden, wenn sie die Neuzulassu­ngen von Benzinern oder Dieselauto­s ab 2030 verbiete. Er selbst hält ein derartiges Verbot, wie es etwa Norwegen schon beschlosse­n hat, für „absolut wünschensw­ert“. Konvention­elle Motoren hätten in Pkw nichts mehr zu suchen. „Würden wir das niemals verbieten, bekommen wir die Benzin- und Dieselauto­s bis 2050 nicht aus der Flotte.“

Auch im Gebäudesek­tor könnten strengere Auflagen ein gutes Mittel sein, um private Investitio­nen auszulösen. So könnte etwa „eine Sanierungs­verpflicht­ung alle paar Jahre“viele Eigentümer von München. Mitten in den medialen Hype rund um das Elektroaut­o springt eine Allianz aus Autobauern und anderen Weltkonzer­nen für den Wasserstof­fantrieb in die Bresche. Bis 2025 will BMW Brennstoff­zellenauto­s in Serie auf die Straße bringen. Gemeinsam mit Daimler, Toyota, Shell, Kawasaki oder dem Gaseherste­ller Linde hat sich das bayrische Unternehme­n zum Hydrogen Council zusammenge­schlossen. Ihr erklärtes Ziel ist, der Technologi­e, die seit den 1990er-Jahren als Zu- Mietshäuse­rn doch zur thermische­n Sanierung ihrer Gebäude bewegen.

Investiere­n für „gute“Rendite

Das Ziel hinter all diesen Vorschläge­n an die Politik sei klar: Genug privates Kapital mobilisier­en, um den weitgehend­en Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en bis 2050 zu ermögliche­n. Nur so hätten die Regierungs­chefs eine Chance, den Klimawande­l – wie in Paris versproche­n – unter Kontrolle zu halten. Manche Investoren sind schon weiter: Die Rockefelle­r-Stiftung kündigte etwa im Vorjahr an, ihr gesamtes Geld aus dem Geschäft mit kunftshoff­nung gilt, endlich zum Durchbruch zu verhelfen. Jedes Jahr wollen sie dafür 1,4 Mrd. Euro in die Technik investiere­n.

Kein Problem bei Reichweite

Wasserstof­f wird in einer sogenannte­n Brennstoff­zelle zu Strom umgewandel­t, womit Elektroaut­os angetriebe­n werden. In die Umwelt gelangt dabei lediglich Wasserdamp­f. Gegenüber Batterien hat Wasserstof­f den Vorteil, dass höhere Reichweite­n möglich sind und die Betankung mittlerwei­le fossilen Energieträ­gern abzuziehen. Auch der amerikanis­che und der niederländ­ische Pensionsfo­nds, die Fondsgesel­lschaft BlackRock oder Goldman Sachs setzen auf sogenannte­s Impact Investment. Die Idee dahinter: marktüblic­he Rendite mit „guten, grünen“Geschäften zu erzielen. Das sei auch für Österreich ein guter Weg, um Kapital und Aufmerksam­keit auf das Thema zu bündeln, sagt Rebernig. 2016 haben die Deutschen, Schweizer und Österreich­er gut 250 Milliarden Euro in solche Projekte gesteckt. Drei Mal mehr als 2013. Um die Energiewen­de zu finanziere­n, reicht es aber längst nicht. ähnlich schnell vonstatten geht wie bei Benzin- und Dieselauto­s.

Bisher sind erst wenige Wasserstof­f-Modelle in Großserie gegangen. Hyundai-Chef Chung Mong-koo sieht die Entwicklun­g aber positiv: „Es hat große Fortschrit­te bei der Brennstoff­zellenTech­nologie gegeben.“Er sei zuversicht­lich, dass die Technik schon bald konkurrenz­fähig zu Benzin- und Dieselantr­ieben werde. Wasserstof­f sei eine der besten Antworten auf die Frage, wie man Energie speichern kann. (auer/ag)

Newspapers in German

Newspapers from Austria