Wenn der „Kuckuck“den Scheich heimsucht
Exekution. Anwalt Kerres klagte Al Jaber, Fastinvestor der AUA, wegen Honoraren.
Wien. Diesen Besuch morgen, Freitag, hat sich Scheich Mohammed bin Issa Al Jaber sicher nicht gewünscht. Aber er muss ihn empfangen, in seinem Büro in den Wiener Ringstraßen-Galerien. Denn der Gast ist niemand Geringerer als der Exekutor, und er bringt den „Kuckuck“mit, wie man im wienerischen Jargon sagt: das Pickerl, mit dem sichergestellte Vermögenswerte gekennzeichnet werden.
Das ist eine völlig neue Erfahrung für den österreichischarabischen Geschäftsmann, der bisher eher mit Bankern oder Managern zu tun hatte – und wird sicher keine Plauderstunde. Es geht – wie immer bei Al Jaber – ums Geld. Was die Sache so außergewöhnlich macht, weshalb sie auch in der Wiener Anwaltsszene Kreise zieht: Diesmal geht es nicht um Investitionen in Firmen, die dann doch nicht fließen. Vielmehr hat Al Jaber, dessen Vermögen auf mehrere Milliarden geschätzt wird, Rechtsanwalt Christoph Kerres, der ihn fünf Jahre lang in vielen Causen vertreten hat, Honorare nicht gezahlt. Es geht um mehrere Hunderttausend Euro. Kerres, von der „Presse“zu einer Stellungnahme gebeten, betont: „Ich bin als Anwalt auch ehemaligen Mandaten gegenüber an die Schweigepflicht gebunden.“
Mandat gekündigt
Der Zwist begann Mitte des Vorjahres: Da wurde Kerres’ Mandat aufgekündigt, wie Anwalt Alexander Petsche (Partner bei Baker & McKenzie) der „Presse“bestätigt. Er vertritt nun Al Jaber in mehreren Verfahren. Eine Mandatskündigung ist eher unüblich – nicht aber bei Al Jaber. Für ihn war schon eine ganze Armada an Juristen tätig – darunter Wolf Theiss, Freshfields sowie Lansky, Ganzger + Partner, um nur einige Kanzleien zu nennen.
Auch Wolf Theiss kündigte das Mandat auf – unter anderem vertraten sie den Scheich in dem seit Jahren anhängigen Rechtsstreit mit der AUA. Da übernahm 2011 Kerres. Die AUA betreut, so Petsche, wegen eines Interessenkonflikts (Baker & McKenzie vertritt die Lufthansa) die Kanzlei seiner Frau, Petsche Pollak.
Kerres hat, als die Honorare trotz Aufforderung nicht flossen, diese eingeklagt. „Ja, darüber ist ein Rechtsstreit anhängig“, sagt Petsche. Allerdings habe er im Namen seines neuen Mandanten Al Jaber auch Einwendungen gegen Kerres’ Forderungen erhoben. Dieser wiederum hat den ungewöhnlichen Schritt gesetzt und letztlich die Exekution beantragt. Und zwar in Wien und in London, wo Al Jaber auch einen Wohnsitz hat. Während das Verfahren hierzulande noch läuft, liegt aus England ein Urteil vor – die Basis für die Pfändung.
Im Bezirksgericht Innere Stadt gibt sich Sprecher Markus Riedl ebenfalls zugeknöpft: Über laufende Exekutionen dürfe er keine Auskunft erteilen. Riedl dementiert aber nicht.
Ohne Geld kam die Pleite
Die Pfändung ist jedenfalls eine heiße Sache, zumal der Betroffene eben kein Unbekannter ist. Fällt hierzulande der Name Al Jaber, schrillen vielerorts die Alarmglocken. Auch Gutachter mussten ihren Honoraren nachlaufen. Vor allem Betriebe haben schlechte Erfahrungen gemacht. Al Jaber, Eigentümer des Wiener Grand Hotel (das zweite Hotel, The Ring, hat er verkauft), zeigte nicht nur Interesse an der damaligen Staatsairline AUA und der Skifirma Kneissl. Auch der Textilfirma Backhausen stellte er Millionen in Aussicht. Weder bei der AUA noch bei Kneissl und Backhausen floss das zugesagte Geld. Kneissl und Backhausen schlitterten daraufhin in die Pleite.
Im Wiener Palais Schwarzenberg wollte der Scheich ein Sechs-Sterne-Deluxe-Hotel einrichten und hatte dafür auch die Nutzungsrechte. Das Geld kam nicht, das Projekt scheiterte. Jetzt steht Al Jaber auch wegen der Wirren um den Verkauf der Ringstraßengalerien („Die Presse“berichtete am 12. Jänner) im Rampenlicht.