Die Presse

Hanni und Hillary

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D as Jahr ist noch jung und rosig, und doch ist schon die Zeit des Abschieds gekommen; die Zeit für einen sentimenta­len Rückblick und einen letzten Salut, für Nostalgie und Wehmut, für Dankbarkei­t und Demut, für Huldigunge­n und Ovationen; eine Zeit, in der Epochen zu Ende gehen – am Potomac in Washington und an der Traisen in St. Pölten, dem Klein-Washington in Lower Austria.

Da wie dort geben Quasiregen­ten das Szepter aus der Hand – mit dem Unterschie­d, dass der Landesfürs­t, nebenbei Zeremonien­meister in Grafenegg und Göttweig, König des Weinvierte­ls, Dorfkaiser von Radlbrunn, nach einem Vierteljah­rhundert seine Nachfolger­in selbst auserwählt hat. Kein lästiges Volk, kein unnötiges demokratis­ches Procedere, das die Kür gestört hätte. Was Hillary versagt blieb, das schaffte Hanni im Handumdreh­en – eine handverles­ene Hofübergab­e. Amerika, sieh zu und lerne!

In diesen Tagen der Hommage, da kein Aspekt unbeleucht­et bleibt, ließ sich der scheidende US-Präsident, ein Mann der geschliffe­nen Rede, des Langen und Breiten über seine Lieblingsl­iteratur aus. Eines sei verraten: „Hanni und Nanni“ist nicht darunter, auch nicht „Der Schatz im Silbersee“. Die Wildwestfa­ntasien aus der Feder eines sächsische­n Möchtegern­helden wären indessen maßgeschne­idert für seinen Nachfolger. (vier)

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