Die Presse

Soros schimpft Trump einen „Blender“

Wirtschaft. Der Milliardär George Soros kritisiert den neuen US-Präsidente­n hart. Andere Wirtschaft­skapitäne sehen Trump positiver. Man müsse abwarten, was passiere.

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Wien/Davos. George Soros und Donald Trump werden keine Freunde mehr. Der Milliardär, der durch eine Megaspekul­ation gegen das britische Pfund reich und berühmt geworden war, hatte am Tag der Angelobung nur harsche Worte für den neuen US-Präsidente­n übrig. Trump sei ein „Blender und Hochstaple­r und Möchtegern­diktator“, sagte Soros beim Wirtschaft­sforum in Davos. „Ich persönlich glaube, dass er scheitern wird“, so Soros, der sich dem Vernehmen nach im Zuge der Trump-Wahl massiv verspekuli­ert hat und Hunderte Millionen verloren haben soll. Seinen Freunden und Kollegen riet Soros, sich „so weit wie möglich“von Trump fernzuhalt­en.

Versöhnlic­here Töne kamen am Freitag aus Österreich. Wolfgang Eder, Chef der Voestalpin­e, erwartet, dass der künftige US-Präsident Donald Trump in Zukunft wohl staatsmänn­ischer auftreten wird. „Davon gehe ich schon aus“, sagte er dem Magazin „Trend“. „Ich glaube, solange er nicht angelobt war, hat Trump bewusst überdeutli- che Signale gesetzt“, so Eder. Die Wirtschaft­spolitik werde ja auch nicht von Trump allein gemacht.

Es gibt auch andere eher positive Stimmen zu dem von Trump zu erwartende­n wirtschaft­spolitisch­en Kurs. Der Chef des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Black Rock, Larry Fink, sieht nach dem Trump-Sieg derzeit vor allem bei kleineren Unternehme­n in den USA einen wachsenden Optimismus. Zu Trumps Ankündigun­gen von Handelsbar­rieren sagte er: „Ich hoffe, dass das nicht die Politik ist.“

Ist der US-Dollar zu stark?

Fink rechnet allerdings mit wachsenden Konflikten zwischen der amerikanis­chen Notenbank Federal Reserve und der Trump-Regierung. Auch fürchtet er die Folgen eines weiter erstarkend­en US-Dollars. Er empfahl der neuen Regierung, auf Kuschelkur­s mit den größten Käufern von US-Anleihen zu gehen – also mit Japan und China. Tokio war auch das Ziel der ersten Auslandsre­ise von Trump als Wahlsieger. Eine Versöhnung mit China dürfte schwierige­r werden. Peking trennt sich seit einigen Jahren von seinen US-Staatspapi­eren – und Trump hat die Chinesen im Wahlkampf immer wieder harsch kritisiert.

IWF-Chefin Christine Lagarde sorgt sich um die sich zuletzt tendenziel­l leicht erholte Weltwirtsc­haft. Wenn es zu einem Wettlauf um die niedrigste­n Steuern, den Abbau von Regulierun­gen sowie neue Handelssch­ranken komme, werde das erhebliche Störeffekt­e haben, so Lagarde.

Auch der deutsche Finanzmini­ster, Wolfgang Schäuble, äußerte sich sehr vorsichtig. „Ich bin ein bisschen unsicher, was alles in diesem Jahr passiert.“Es sei zu hoffen, dass der neue US-Präsident, Donald Trump, den Freihandel nicht zerstöre. Auch in Europa seien die geopolitis­chen Risken aber gestiegen. „Wir haben Wahlen in einigen wichtigen Mitgliedss­taaten“, so Schäuble. Das führe zu Unsicherhe­iten, die den Handel beeinträch­tigen könnten. „Die deutsche Wirtschaft wird das etwas merken.“(jil)

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