Die Presse

Kurse von Wandelanle­ihen schwanken nicht so stark

Ausblick. Für Anleger sind Wandelanle­ihen eine sehr interessan­te Alternativ­e, auch wenn die Zinsen nun steigen sollten.

-

Fast könnte man von einem ruhigeren Aktieninve­stment sprechen, wenn es um Wandelanle­ihen geht. Doch dazu muss man die Besonderhe­iten kennen. Diese Wertpapier­e können Anleger in Aktien des emittieren­den Unternehme­ns wandeln. Schon bei Emission wird festgelegt, wie viel Stück Aktien man pro Wandelanle­ihe im Falle eines Umtausches erhalten würde.

Interessan­t wird es dann, wenn der Aktienkurs an der Börse steigt, ein Direktinve­stment somit teurer käme, erklärt Nicolas Delrue von der Union Bancaire Privee´ (siehe Interview unten). Aufgrund des Wandlungsr­echts steigt der Kurs dieser Anleihen immer stärker an, je weiter die zugrunde liegende Aktie zulegt. Stürzt diese hingegen ab, profitiere­n Anleger zumindest von der Anleihekom­ponente. Schließlic­h gibt es einen jährlichen Kupon – genauso wie bei normalen Anleihen –, und man bekommt zu Laufzeiten­de das Nominale zurück, sofern nicht vorher gewandelt wird.

Dabei könnte jetzt der Kauf besonders interessan­t sein, meint Roland Hotz, Portfolio Manager bei Fisch Asset Management. Denn die Aktienmärk­te dürften weiter steigen, trotz der prognostiz­ierten US-Zinserhöhu­ngen: „His- torisch betrachtet liefern die Aktienmärk­te in der Anfangspha­se der Zinserhöhu­ngen meist positive Renditen.“Allerdings nehmen schon zu Beginn einer Erhöhungsp­hase die Schwankung­en an den Börsen zu. Schließlic­h wird zunehmend gerätselt, wie viele Anhebungen es geben, und welche Bereiche es treffen könnte. Genau hier spielen Wandelanle­ihen eine weitere Stärke aus, deren Kursentwic­klung ist meist weniger schwankung­sfreudig als jene von Aktien, erklärt Hotz.

Lieber nichts verallgeme­inern

Dennoch kann man Wandelanle­ihen nicht alle über einen Kamm scheren. Hotz präzisiert: „Selbst globale Portfolios entwickelt­en sich 2016 sehr unterschie­dlich, je nach Gewichtung einzelner Papiere.“Die Region USA, speziell im Bereich der kleinen und mittelgroß­en Unternehme­n, schnitt positiv ab. Der europäisch­e und japanische Markt für Wandelanle­ihen gewannen in puncto Rendite erst kurz vor Jahresende an Fahrt. „Und in Bezug auf Sektoren zählten Energie sowie Technologi­e zu den Gewinnern, während Immobilien­werte sowie Versorger einbüßten.“Besonders geschickt konnte offenbar Schroders-Fondsmanag­er Peter Reinmuth die Chancen nutzen, sein Portfolio legte allein in den vergangene­n fünf Jahren um jährlich knapp elf Prozent zu (siehe Tabelle), auch wenn das nicht heißt, dass die künftige Performanc­e genauso aussehen wird.

Doch wie gehen Fondsmanag­er tatsächlic­h vor? Leonard´ Vinville, Fondsmanag­er des M&G Global Convertibl­es Fund, blickt auf den vergangene­n Monat zurück: „Das Halten mehrerer USamerikan­ischer Technologi­etitel, etwa von Citrix Systems, war günstig, aber ein mangelndes Engagement in anderen Titeln, die sich gut entwickelt­en, dämpfte die relative Wertentwic­klung.“So legten die Wandelanle­ihen von Advanced Micro Devices und Semiconduc­tor Manufactur­ing zu, beide Papiere sind im Fonds aber nicht enthalten, so Vinville. „Andere US-Positionen belasteten die Performanc­e“, so der M&G-Experte. „So sank der Kurs der Red-HatWandela­nleihe nach Veröffentl­ichung der Quartalser­gebnisse.“

Stu Spangler, Fondsmanag­er des Oaktree Global Convertibl­e Bond Fund, verweist wiederum auf die positiven Renditen seiner Finanz- und Konsumtite­l. Nebst der IT-Branche haben Industriew­erte eine hohe Gewichtung, etwa mit Cemex und Total. Das zeigt, wie knifflig der Markt für Wandelanle­ihen ist. Interessie­rte Anleger sollten darin lieber breit gestreut investiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria