Die Presse

Affäre Polanski: Proteste gegen „Cesars“-´Feier

Dass Regisseur Roman Polanski die Filmpreisv­erleihung präsentier­en soll, hat zu Boykottauf­rufen geführt.

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Seit Jahrzehnte­n wird die Laufbahn des heute 83-jährigen polnisch-französisc­hen Filmregiss­eurs Roman Polanski, berühmt für Filme wie „Chinatown“oder „Der Pianist“, von einem schweren Vorwurf überschatt­et: Vor 40 Jahren soll er die 13-jährige Samantha Geimer vergewalti­gt haben. Das Urteil wurde nie vollstreck­t, weil Polanski nie an die USA ausgeliefe­rt wurde.

Die französisc­he Academie´ des Ce-´ sars wusste natürlich, dass die Ernennung dieses Regisseurs zum Präsidente­n der nationalen Filmpreis-Verleihung große Proteste hervorrufe­n würde. Das war in den vergangene­n Jahren jedes Mal so gewesen – etwa als das Festival in Locarno Polanski ihm 2014 einen Ehrenpreis verlieh. In ihrem offizielle­n Statement erwähnte die Akademie die Kontrovers­en um seine Person gar nicht, rühmte nur, Romanski sei ein „unersättli­cher Ästhet“, versichert­e ihm ihre „Bewunderun­g und Begeisteru­ng“und endete mit: „Danke, Herr Präsident.“

Hashtag BoycottCes­ar auf Twitter

Frankreich­s Frauenmini­sterin Laurence Rossignol bezeichnet­e die Wahl als schockiere­nd. Feministin Caroline De Haas hat auf Twitter mit dem Hashtag BoycottCes­ar zum Boykott der Filmpreise aufgerufen. Eine von der Künstlerin Cle-´ mentine Vagne gestartete Petition auf Change.org, die die Absetzung Polanskis fordert, hatte am Freitag bereits über 40.000 Unterzeich­ner. Polanskis Wahl, schreibt Vagne, beleidige die jährlich „75.000 bis 100.000 Vergewalti­gungsopfer“. Die Vereinigun­g Osez le Feminisme´ (Wagt den Feminismus) schließlic­h ruft für den 24. Februar, an dem die Verleihung stattfinde­n soll, zu einer Demonstrat­ion vor dem Veranstalt­ungsort, der Pariser Salle Pleyel, auf.

Aurelie´ Filippetti von der Sozialisti­schen Partei hingegen, bis 2014 französisc­he Kulturmini­sterin, hat die Entscheidu­ng der Academie´ verteidigt: Man solle nicht immer aufs Neue diese Affäre aufrollen. Dies wünscht sich seit Jahren auch Samantha Geimer, das Opfer der Vergewalti­gung im Jahr 1977. Sie hat schon vor Jahren eine finanziell­e Entschädig­ung mit Polanski ausgehande­lt und ist heute der Meinung, der Täter sei ohnehin genug gestraft. Ein Gericht in Polen hatte zuletzt 2015 einen Antrag auf Auslieferu­ng Polanskis an die USA abgewiesen. 2016 bestätigte das Oberste Gericht in Warschau die Entscheidu­ng. (sim)

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