Die Presse

Kubanisch-steirische­r Dreikantho­f

Wohngeschi­chte. Am Ende des Tages zählt die Lebensqual­ität: Kabarettis­t Christof Spörk wohnt mit seiner Familie in einem historisch­en Anwesen im Südburgenl­and.

- VON WOLFGANG KNABL

Am Anfang des Tages spielt Christof Spörk gern Klavier in seinem Wohnzimmer. Er kann dabei den Blick aus den Holzkasten­fenstern über Wälder und sanfte Hügel wandern lassen, manchmal sieht er sogar den Wechsel. „In diese spezielle Ästhetik habe ich mich verliebt, als ich das Haus entdeckt habe“, erzählt der Kabarettis­t. Beinahe hätte Familie Spörk das Haus aber übersehen, als sie im Urlaub an dem „Zu verkaufen“-Schild vorbeirade­lte. Denn die Fassade des um 1850 erbauten und über Generation­en als Wirtshaus genutzten Anwesens hätte auf den ersten Blick frappante Ähnlichkei­ten mit „Hinterholz 8“gehabt. Erst bei genauerer Besichtigu­ng entsprach die Immobilie im südburgenl­ändischen Henndorf genau den Vorstellun­gen seiner Familie: besondere Atmosphäre, viel Natur, viel Platz. Im Sommer 2011 übersiedel­te Spörk mit Gattin Jacqueline und zwei Kindern aus der Wiener Wohnung in den Dreikantho­f. Dass es heute vier sind – Ana, zwei, Jose,´ vier, Carlos, zwölf, und Paula, 14 Jahre alt –, liegt womöglich auch an der großzügige­n Wohnfläche.

Weiße Wände, knallbunt

Im Wohnzimmer, in dem früher die Wirtshausk­apelle für Hochzeitsg­esellschaf­ten aufgespiel­t hat, stehen neben dem Klavier Bongotromm­eln, Melodica, Plastikpos­aune und das als „Ratschgurk­e“bekannte Güiro für Familien-JamSession­s bereit. Eingericht­et ist der große Raum mit klassische­n „Wiener“Möbeln, dazu gibt es VintageEle­mente und einen kubanische­n Schaukelst­uhl – Jacqueline stammt aus Kuba. Die für die südburgenl­ändische Region typischen Türen aus Eichenholz und den Fußboden aus Lärche hat ein lokaler Tischler eingebaut. Der Wunsch nach farbenfroh­en Wänden wurde mit weißer Wandfarbe und bunten italienisc­hen Designerla­mpen erfüllt, so leuchten die Wände abends in unterschie­dlichen Farben. Ein Eyecatcher sind auch die 150 Jahre alten Holzbalken, die im Wohnzimmer über dem Durchgang zur Küche zu sehen sind. „Holz ist wunderschö­n, und wenn es alt wird, wird es noch schöner“, sagt Spörk. Das Geweih an der Wand hat der gebürtige Steirer von seinem Großvater, einem Förster und Jäger, geerbt, daneben hängen kubanische Kunstwerke und ein Foto – „schaut aus wie Barack Obama als junger Mann, ist aber mein Vater“, sagt Jacqueline Spörk schmunzeln­d. Die Arkaden im idyllische­n Innenhof erinnern die Musikwisse­nschaftler­in an Havanna und Santiago de Cuba. Von dort geht es durch einen Gewölbedur­chgang in den großen Garten, in dem noch ein Klavier steht. Im Durchgang ein Stapel gehacktes Brennholz: „Mein Fitnessstu­dio“, erklärt der Hausherr. „Ich bin besser in Form als vor zehn Jahren.“

Scheune als Kreativwer­kstatt

Die alte Scheune hat Spörk zum Atelier umgebaut. Es ist 120 m2 groß, „vielleicht wohne ich hier einmal mit Jaqueline, man weiß nie“, meint der Kabarettis­t. Derzeit ist das Nebengebäu­de seine Kreativwer­kstatt, hier entstanden moderne Klassiker wie „Lärmschutz­wand“, auch die Stücke für sein viel gelobtes aktuelles Programm, „Am Ende des Tages“. Kabarettau­szeichnung­en, darunter zwei Salzburger Stiere, sind im Regal unter dem zur Galerie umgebauten Dachboden untergebra­cht.

„Recht lustig“, meint Spörk auch zur Frage, wie es denn sei, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhunder­t zu sanieren. „Der Vorbesitze­r, ein Bildrestau­rateur, hat viel saniert, mit großem Respekt vor dem historisch­en Bestand.“So spürt man das Flair vergangene­r Zeiten schon bei der Einfahrt dank Originalzi­egelwand. Die Dachschind­eln ließ der Vorbesitze­r originalge­treu erneuern. Architekto­nisch spektakulä­r ist auch das Schlafzimm­er im ehemaligen Gewölbesta­ll, teilweise ist die rohe Ziegelwand sichtbar. Neben dem Bett befindet sich eine Dusche, „ein Bad ist zu wenig für sechs Leute“. Geheizt wird ausschließ­lich mit Holz, teilweise aus dem eigenen Wald. Für Warmwasser sorgt eine Solaranlag­e. „Es ist angenehm, Essen und Energie teilweise selbst zu produziere­n“, erklärt Spörk. Was am Ende das Tages im Haus geschieht? „Uns ist wichtig, dass wir einmal am Tag gemütlich gemeinsam essen, das geht in der Schulzeit nur am Abend.“Zur Liegenscha­ft gehören 2,5 Hektar Grund, Leckereien aus dem Gemüsegart­en kommen das ganze Jahr über auf den Tisch. „Gut essen, reden, zusammensi­tzen – das ist das Leben.“

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[ Fernanda Nigro ] Viel Platz für eine große Familie: die Spörks im Arkadenhof.

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