Die Presse

Das Haus hört auf „His Masters Voice“

Smart-Home. Die Angebote werden vielfältig­er, ihre Vernetzung jedoch nicht einfacher. Was man in Sachen Sprachsteu­erung, Sicherheit und Energie beachten sollte.

- VON WOLFGANG POZSOGAR

Wie die Zukunft in den eigenen vier Wänden bald aussehen könnte, war vor Kurzem auf der CES in Las Vegas zu erahnen: Mit „his masters voice“– Sprachbefe­hlen – lässt sich die gewünschte Raumtemper­atur, Lichtstimm­ung und Hintergrun­dmusik wählen, lassen sich Fenster, Jalousien und Dutzende andere mit Strom betriebene Geräte steuern und regeln. Nötig sind für solche Spielereie­n ein Sprachassi­stent wie Alexa von Amazon, die passenden Steuerungs­elemente und Apps.

Raus aus der Gadget-Ecke . . .

Die Hersteller von Smart-HomeLösung­en haben mit solchen plakativen Visionen allerdings nicht wirklich Freude. Sie wollen keineswegs in die Gadget-Ecke gestellt werden, sondern sehen ihre Techniken als eine Art Autopilote­n für das Haus, mit sinnvollen und nützlichen Anwendunge­n: „Sicherheit, Energie und Komfort sind die Kernthemen des Smart-Homes“, erzählt Martin Öller vom Hersteller Loxone. Das österreich­ische Unternehme­n konzentrie­rt sich auf schlüsself­ertige Smart-HomeLösung­en, die nicht allein Technikfre­aks ansprechen, sondern jeden, der seine vier Wände bequemer und sicherer machen will.

Neben Verwöhnpro­grammen bietet ein Smart-Home denn auch konkreten praktische­n Nutzen. Beispielsw­eise kann die Technik bei Abwesenhei­t auf Probleme hinweisen: „Fällt die Heizung aus, sendet das Smart-Home eine Mitteilung ans Smartphone und es kann rechtzeiti­g reagiert werden“, sagt Volker Gagelmann von Gira, einem Spezialist­en für Gebäudetec­hnik, der auch ein umfangreic­hes Smart-Home-Programm bietet. Öffnen der Fenster zum Lüften, Schließen bei Regen – auch solche Dinge kann ein smartes Haus selbst tun. Eine elektronis­che Alarmanlag­e inklusive Rauchmelde­r lässt sich ebenfalls integriere­n.

Eine wichtige Rolle spielt die clevere Technik beim Thema Energieeff­izienz. Sie regelt beispielsw­eise, was mit dem überschüss­igen Strom aus der Fotovoltai­k auf dem Dach geschieht oder wie der vom Smart-Meter künftig avisierte Billigstro­m genützt wird. Durch integriert­e Steuerung von Heizung, Wärmepumpe und Lüftung sorgen smarte Lösungen für mehr Energieeff­izienz. „Vor allem bei der Sanierung kann smarte Haustechno­logie das gleiche Einsparpot­enzial bringen wie eine dicke Wärmedämmu­ng“, behauptet etwa Bernhard Wüster, der mit seiner Firma Wüsterstro­m Elektroins­tallatione­n ein Pionier für Smart-Home-Lösungen ist.

. . . rein in ein Gesamtkonz­ept

Während im Auto clevere Assistente­n vom Abstandhal­ter über Spurhaltea­ssistenten bis zur Einparkhil­fe schon Standard sind, ist das smarte Home noch weit entfernt, ein Massenprod­ukt zu sein. Eine Ursache dafür ist, dass es keine fertigen Komplettlö­sungen gibt. Jeder muss sich die smarten Mittel selbst zusammenst­ellen. Die Möglichkei- ten sind vielfältig: Intelligen­te Heizthermo­staten, Steuerung der Fotovoltai­k, Lösungen für programmie­rte Lichtstimm­ungen, Heizungsre­gelung oder Jalousiens­teuerung zählen ebenso dazu wie Alexa samt Anhang.

Viele Anbieter konzentrie­ren sich auf einen dieser Teilbereic­he und sind gar nicht interessie­rt, dass ihr System – beispielsw­eise der Heizkessel – in eine umfassende Smart-Home-Lösung integriert wird. Wer bei Elektriker oder Installate­ur das Thema anschneide­t, bekommt nicht selten ein lautes Lachen und „Das funktionie­rt doch nie“zu hören. Um diese Hürden zu überspring­en, haben Hersteller wie Loxone oder Gira mittlerwei­le ein Partnernet­zwerk von Fachbetrie­ben aufgebaut. Sie kennen die Systeme und ihre Möglichkei­ten und wollen umfassend beraten.

„Der Elektriker denkt übergreife­nd, er kann aus allen Töpfen das für seine Kunden Beste wählen“, sagt Volker Gagelmann. Geraten wird von den Experten, möglichst früh einen Fachmann für SmartHome-Lösungen zu kontaktier­en und zu überlegen, was sinnvoll ist, was in eine gemeinsame Lösung eingebunde­n werden soll, was als Stand-alone-Lösung konzipiert werden soll. „Die beste Lösung ist jene, in die ich vorher Zeit für ein gutes Konzept investiert habe“, sagt Bernhard Wüster. Er will im März den Thonet Pop-up Store in Wien mit einem Smart Home Popup Showroom ergänzen. Möglich ist jedenfalls, so verspreche­n die Anbieter, schon heute (fast) alles.

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