Wie Parteien im Netz manipulieren
Um die Meinungshoheit wird in sozialen Medien mit allen Mitteln gekämpft – auch Österreichs Parteien schrecken nicht vor Fake Postings und Fake News zurück.
Fake Postings und Fake News werden von Parteien gezielt eingesetzt: Es geht um die Meinungshoheit in sozialen Medien.
Wien. Donald Trump ist auch ein Präsident des Internets. Renommierte Medien bezeichnet er als Feinde und Fake News. Um die Meinungshoheit in sozialen Medien wird mit allen Mitteln gekämpft – auch in Österreich und nicht erst seit Kurzem.
Man erinnere sich an die gekauften, falschen Facebook-Freunde des Ex-Bundeskanzlers Werner Faymann (SPÖ) 2011. So ungeschickt ist die SPÖ heute nicht mehr, aber auch nicht zimperlich: Datenwerk heißt jene Agentur, die in Wahlkampfzeiten für die SPÖ Social-Media-Kampagnen macht. Das heißt auch, Kampfposter zu beschäftigen. Die meisten Postings seien klar als Parteiwerbung erkennbar – aber es kämen ab und zu auch Fake-Profile zum Einsatz, heißt es auf „Presse“-Anfrage.
Diese sollen in Foren „Diskussionen anstoßen“oder Politiker in deren Argumentation unterstützen. Jedes Posting werde dokumentiert, diese seien selbstverständlich weder übergriffig noch beleidigend. Social Seeding nennt sich diese Methode – dass dabei auch FakeProfile zum Einsatz kommen, findet Geschäftsführer Wolfgang Zeglovits nicht verwerflich: „Wir haben viel größere Probleme, nämlich dass amerikanische und russische Medien im großen Stil Unwahrheiten in Europa verbreiten – das bedroht unsere Demokratie und nicht, wenn ich wahre Inhalte unter einem anderen Namen in eine Diskussion einbringe.“
Die Fake-Poster der ÖVP
Auch die ÖVP arbeitet(e) mit FakePostern. Im Jahr 2014 flog auf, dass die Wiener ÖVP die Agentur Mhoch3 engagiert hatte, um in Wutbürgermanier in Foren zu posten. Aktive und ehemalige Mitarbeiter der ÖVP-Kommunikation, die anonym bleiben wollen, berichten der „Presse“, dass es durchaus üblich ist, dass Mitarbeiter der unterschiedlichen Presseabteilungen Fake-Profile haben – offiziell will man davon bei der ÖVP-Pressestelle im Bund nichts wissen.
Auch Politikberater Peter Puller war Mitarbeiter der ÖVP-Presse Steiermark und stolperte 2005 über „Tipps“, wie man falsche Leserbriefe und Postings schreibt, um die Blattlinie von Zeitungen sowie die Meinung von Lesern analoger wie digitaler Medien zu beeinflussen. „Ich würde das heute nicht mehr machen“, sagt Puller. Und: „Es war damals Usus bei allen Parteien.“Politiker sollten ein Interesse daran haben, dass klar und transparent ist, wer was sagt, findet Social-Media-Expertin Judith-Denkmayr. „Alles andere ist schlicht Manipulation.“
Dirty-Campaigning und Meinungsmache dieser Art sei auch ein nicht nicht zu unterschätzendes Problem für den Journalismus, -sagt Social-Media-Expertin Judith Denkmayr: „Studien zeigen, wenn unter Artikeln nur negativ kommentiert wird, dass auch der Inhalte der Texte negativ wahrgenommen und infrage gestellt wird.“
Dass es auch bei der FPÖ FakePoster gibt, die sich in Meinungsmache üben, legen empirische Beobachtungen während des Präsidentschaftswahlkampfs nahe – denn einige sehr aktive User aufseiten von Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache gab es erst seit Kurzem, die Profilbilder waren nicht echt, wie eine Google-Bildersuche zeigt.
Offiziell will man davon nichts wissen. „Wir setzen stark auf Social Media, aber haben keine Fake-Poster“, sagt Alexander Höferl, Chef des FPÖ-Kommunikationsbüros. Tatsächlich sind die Facebook-Seiten der FPÖ-Spitze sehr populär, die von bis zu fünf Mitarbeitern täglich betreut werden. Die Inhalte die dort verbreitet werden, produziert die Partei gern selbst. „Es gibt kaum ein Medienunternehmen, das eine so große Bandbreite an Medien bedient. Sie haben quasi eine Redaktion im Haus“, sagt der Exjournalist Dominik Sinnreich, Gründer der ersten NewsroomAgentur Österreichs. So gibt es neben Zeitungen etwa auch einen eigenen TV-Sender.
Fake News für die FPÖ
Ein Kampfmedium hat die FPÖ auch an der Hand, wenn man heikle Inhalte zum Teilen und Stimmungmachen braucht: Unzensuriert.at ist die wohl erfolgreichste Nachrichtenseite der deutschen Rechten. Das Medium wurde schon mehrfach wegen hetzerischer Berichte und Falschmeldungen verurteilt. Offiziell will die FPÖ nichts mit Fake News oder unzensuriert.at zu tun haben. Man nennt die Plattform ein unabhängiges Medium – nur, dass sie ursprünglich der Blog des ehemaligen Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) war. Und dass Höferl nicht nur das Kommunikationsbüro leitet, sondern dort auch ein einflussreicher Redakteur ist.