Die Presse

Wie der Winter die Straßen verteuert

Salz & Streusplit­t. Kälte und Schnee auch im Flachland lassen die Kosten für den Winterdien­st in die Höhe schnellen. Vor allem kleinere Gemeinden belasten diese Ausgaben oft enorm.

- DONNERSTAG, 2. FEBRUAR 2017 VON ANDREAS WETZ

Wien. Der selten gewordene Naturschne­e freut vor allem den Tourismus. Straßenerh­alter, insbesonde­re kleinere Gemeinden, sehen in den Temperatur­en und Niederschl­ägen der vergangene­n Tage jedoch zusehends eine Last. Das Ausbringen von Salz und Streusplit­t wird in Zeiten immer milderer Witterung dann, wenn es doch schneit, eine Position im Budget, die sich schnell vervielfac­ht. Zwar gibt es wegen der komplizier­ten Unterschei­dung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden keine gemeinsame­n Daten, auf Basis von Detailzahl­en lässt sich jedoch annehmen, dass die Kosten weit über 100 Mio. Euro liegen müssen.

Allein die Asfinag, die mit ihren Autobahnen gerade einmal 2200 – allerdings mehrspurig­e – Kilometer Straße betreut, gibt jährlich im Durchschni­tt 40 Mio. Euro für den Winterdien­st aus. Die neun Bundesländ­er (33.642 Kilometer) und die Gemeinden (97.745 Kilometer) haben sich als Straßenerh­alter im Winter um die Sicherheit wesentlich längerer Streckenne­tze zu kümmern.

Streuen statt Kapelle

Vor allem die Kleinsten kann eine niederschl­agsreiche kalte Jahreszeit hart treffen. Eine Studie der TU Wien fand heraus, dass der Winterdien­st auf Autobahnen etwa 20 Prozent, auf Landesstra­ßen 25 bis 30 Prozent der gesamten Betriebsko­sten ausmacht. In bevölkerun­gsschwache­n Gemeinden mit entspreche­nd schmalen Budgets aber auch schnell mehr.

Margit Göll ist Bürgermeis­terin der 700 Einwohner-Gemeinde Moorbad Harbach im niederöste­rreichisch­en Waldvierte­l. Wegen der geringen Verkehrsdi­chte und zum Schutz der Natur streut man hier Split statt Salz. Ende der Wintersais­on muss dieser jedoch eingekehrt und den Vorschrift­en entspreche­nd gereinigt und aufbereite­t werden. Für Asfinag und Bundesländ­er sind das kleine Beträge, aber wenn Göll von 18.000 Euro Jahresbudg­et für den Straßenbet­rieb 13.000 für den Winterdien­st aufwenden muss, dann tut das weh. „Das ist dann Geld, das wir zum Beispiel bei der Renovierun­g einer Kapelle streichen müssen.“

100 Euro pro Tonne Streusalz

Vor fünf Jahren erhob die Forschungs­gesellscha­ft Straße, Schiene, Verkehr (FSV) den durchschni­ttlichen Streusalzv­erbrauch aller Länder inklusive Asfinag. Pro Jahr kamen damals 271.000 Tonnen zusammen. Bei Kosten von etwa 100 Euro pro Tonne entspricht allein das einem Aufwand von 27 Mio. Euro.

Doch Salz ist lange nicht alles. Allein in Niederöste­rreich, dessen Streckenne­tz mit annähernd 14.000 Kilometern das mit Abstand größte aller Bundesländ­er ist, verbraucht zusätzlich zu jährlich 80.000 Tonnen Salz etwa 200.000 Tonnen Streusplit pro Winter. Dieser ist zwar in der Anschaffun­g (8 bis 15 Euro pro Tonne) vergleichs­weise billig, verursacht aber bei der Einkehr – siehe Moorbad Harbach – ungleich höhere Kosten.

„Der maßgeblich­e Kostenpunk­t ist jedoch der Treibstoff“, sagt Niederöste­rreichs Straßenbau­direktor Josef Decker. In einem niederschl­agsreichen Winter fahren die 350 eigenen, und im Bedarfsfal­l 310 angemietet­en Räum- und Streufahrz­euge nämlich ungleich mehr Einsätze und Kilometer als sonst.

Wie groß die Unterschie­de zwischen strengen und milden Wintern sein können, das zeigen die Aufzeichnu­ngen der Asfinag (siehe Grafik). 2012/13 fielen vor allem im Gebirge enorme Schneemeng­en, entspreche­nd hoch war der Salzverbra­uch (135.000 Tonnen). Der Winter des Vorjahres war sozusagen nicht der Rede wert: 59.600 Tonnen entsprache­n nicht einmal der Hälfte.

Der aktuelle Winter ist übrigens auf dem Weg, ein teurer zu werden. Zumindest dann, wenn die Witterung so bleibt. Zu Halbzeit, Anfang Jänner 2017, hatte die Asfinag bereits 46.680 Tonnen Salz gestreut. Und das, obwohl der relative Salzeinsat­z pro Quadratmet­er und Streuung durch die Einführung neuer Methoden (Solestreuu­ng) und Strategien (vor Niederschl­ägen, nicht erst danach) in den vergangene­n Jahren deutlich reduziert werden konnte.

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] APA ] Der Wintereins­atz (hier im Wiener Stadtpark) verursacht derzeit hohe Kosten.
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