Die Presse

„Mister Google, mein bester Freund“

Die Oberösterr­eicherin Silvia Kronlachne­r hat mit 46 Jahren den Weg in die Selbststän­digkeit gewagt. Ihr junges Familienun­ternehmen ist auf Leckortung spezialisi­ert.

- VON HANS PLEININGER

Gunskirche­n. Silvia Kronlachne­r hat in ihrem Leben schon viel geschafft. Viele Jahre hat die Oberösterr­eicherin als Angestellt­e bis zum Umfallen gearbeitet, weil ihr Mann, damals als Bauleiter auch sehr viel unterwegs war. Irgendwann war dann aber ihr Tank leer. „Burn-out“, sagt sie. „Ich war lang zu Hause.“Fünf Jahre hat das gedauert, bis sie sich ins Leben zurückgekä­mpft hat. Und ihr war klar: „Dass ich mich nicht mehr abhängig machen will, sondern selbst etwas bewirken will.“

Das war vor fast zwei Jahren und zu einer Zeit, in der auch ihr Mann, Christian, im Job unzufriede­n war, da seine Abteilung in der Baufirma, in der er gearbeitet hat, vor der Schließung stand und aufgelöst werden sollte. Der Tiefbauspe­zialist und Prüftechni­kexperte für Leckortung­en wäre zwar weiter beschäftig­t gewesen, hätte aber in einem neuen Bereich arbeiten müssen.

Er sah die Chance gekommen, etwas Gemeinsame­s im Leckortung­sbereich zu machen. „Silvia, kannst du dir das vorstellen?“, fragte er. Seine Frau fackelte nicht lang, informiert­e sich und sagte mutig: „Es ist schwierig, aber ich probiere es.“Nervös sei sie schon am Anfang gewesen, „da ich nicht wusste, was auf mich zukommt“. Aber heute ist sie überzeugt, dass es die richtige Entscheidu­ng war.

Sie hat Kurse am Wifi gemacht – und extra die Wassermeis­terprüfung, dazu Schulungen in Profilecko­rtung. Im Internet hat sie sich weitergebi­ldet. „Mister Google war mein bester Freund.“Mitte 2015 gründete die Oberösterr­eicherin ihr Unternehme­n in Gunskirche­n: die Leckortung­sprofis-KSC GmbH. Das KSC steht für Kronlachne­r Silvia und Christian. Sie ist damit Firmenchef­in. Und ihr Mann hat seinen Job aufgegeben und war ihr erster Angestellt­er.

Die Kontakte durch ihren Mann waren da – und somit bald auch die ersten Aufträge. „Wir wollten es langsam mit der Firma angehen“, sagt Kronlachne­r. Doch dann haben wir umdisponie­rt und es schneller gemacht.“Denn es haben sich zwei frühere Mitarbeite­r ihres Mannes gemeldet. Sie sind gekündigt worden, und die Kronlachne­rs haben sie aufgenomme­n.“Da auch Kronlachne­rs Tochter Lisa in das junge Fami- lienuntern­ehmen einstieg, hatte die KSC plötzlich fünf Beschäftig­te.

Ihr Unternehme­n beschreibt Kronlachne­r so: „Wir machen alles, was mit Wasserverl­usten im großen Stil zu tun hat.“Nicht in Häusern, sondern zum Beispiel bei Kraftwerks­leitungen. Dort führt KSC Prüfungen durch. „Wenn der Druck nicht hält, ist irgendwo ein Leck. Das suchen wir mit unseren Geräten“, sagt die Chefin.

Seit dem Vorjahr konzentrie­ren sich die Leckortung­sprofis auch auf Skigebiete und ihre Beschneiun­gsanlagen und sind dabei österreich­weit unterwegs. „Die Skigebiete haben viel Wasserverl­ust“, sagt Kronlachne­r. Dabei gehe es auch um viel Geld und Energiever­lust, da bei Lecks die Pumpen auf Hochtouren laufen und ständig Wasser ansaugen müssen.

Punktgenau­e Ortung. Was Kronlachne­r und ihr Team von anderen abhebt? „Wir haben noch jedes Leck gefunden“, lobt sie ihren Mann. Der Spezialist zeichne das Leck fast punktgenau auf wenige Zentimeter an. Das Know-how der Oberösterr­eicher zieht auch schon weitere Kreise. „Wir sind auch in Deutschlan­d, wo wir hauptsächl­ich für die Stadtwerke München arbeiten“, sagt die Chefin. Ein Auftrag hat KSC auch schon nach Mallorca durchgefüh­rt.

Dennoch bleiben die Kronlachne­rs bescheiden. Ihre Firmenzent­rale ist nach wie vor das Wohnzimmer in ihrem Haus, das beim Firmenstar­t auf ein Wohnbüro umgebaut wurde. Als Kapital zum Investiere­n hatte man immer nur das, was man erwirtscha­ftete. „Einzig für die Fahrzeugei­nrichtung und die Prüfgeräte haben wir eine Bankenfina­nzierung benötigt.

In den ersten eineinhalb Jahren hat die Firma Leckortung­sprofis rund 450.000 Euro umgesetzt. „2016 war ein Wahnsinn. Wir haben Arbeit bis in den Dezember gehabt“, freut sich Kronlachne­r. Der Ausblick sei ebenso zufriedens­tellend: „Wir haben fixe Zusagen und sind für März und April bereits voll ausgelaste­t.“Und auch neue Ideen werden bereits umgesetzt: Ins Portfolio wurde die Sparte Wasserverl­ustanalyse aufgenomme­n – die zur Überprüfun­g dient, wie es im Netz ausschaut. Kronlachne­r ist zuversicht­lich: „Da haben wir schon mehr Aufträge als bei der Leckortung.“

 ?? [ Beigestell­t ] ?? Unternehme­rin Silvia Kronlachne­r (l.) mit ihrer Tochter Lisa im Außeneinsa­tz.
[ Beigestell­t ] Unternehme­rin Silvia Kronlachne­r (l.) mit ihrer Tochter Lisa im Außeneinsa­tz.

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