Wohngenuss in völliger Autarkie
Theresa Steininger hat mit 21 eine Werbeagentur gegründet. Ein Jahr später hat sie mit der Firma Wohnwagon einen nachhaltigen Lebenstraum verwirklicht.
Wien. Das Unternehmertum wurde Theresa Steininger nicht in die Wiege gelegt. Die Mutter ist Buchhalterin und der Vater technischer Leiter. Unternehmerin wollte die 26-Jährige dennoch immer werden. Die gebürtige Niederösterreicherin hat ihr Masterstudium in Unternehmensführung abgeschlossen. Gleich danach, im Alter von 21 Jahren, gründete Steininger eine Werbeagentur. Nur ein Jahr später ihre zweite Firma: WW Wohnwagon GmbH – zusammen mit einem Werbekunden, Christian Frantal, der ein Planungs- und Handwerksunternehmen hat und von dem auch die Idee zum Wohnwagon kam.
Das gemeinsame Projekt war von Idealismus getragen. „Durch die Unzufriedenheit aus der allgegenwärtigen Ressourcenverschwendung“, sagt Steininger. Die Idee von Wohnwagon ist ein Wohnprojekt „mit der genussvollen Reduktion aufs Wesentliche“, erklärt die junge Firmenchefin. „Anfangs war es ein politisches und philosophisches Statement. Dann wollten wir aber zeigen, dass es wirtschaftlich funktionieren kann.“
Es geht dabei um Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und ein natürliches Wohngefühl, Platz zum Denken und Atmen – „mit der Vision, nachhaltige Impulse im Bereich des nachhaltigen Wohnens zu geben“.
Vor vier Jahren wurde die Idee entwickelt, Mitte 2013 die Firma Wohnwagon gegründet. Das Startkapital kam über rund 300 kleine Investoren zusammen. „Wir waren das erste erfolgreiche Crowd-Investing-Projekt in Österreich“, sagt Steininger. 214.000 Euro sind damals zusammengekommen. Damit konnten die Neounternehmerin und ihr Partner den Prototypen bauen und die Firma starten, die heute zehn Beschäftigte hat.
Steininger ist die Geschäftsführerin der Firma, Frantal der „Handwerker“, der die Planung, die Werkstatt und die Ausführung leitet. Lang wurde für das Wohnautarkieprojekt getüftelt. „Wir wollten einen geschlossenen Kreislauf schaffen und haben uns mit Partnern aus der Industrie zusammengetan.“Das Ziel war, aus einer Hand ein autarkes Wohnleben anzubieten durch eigene Wasseraufbereitung, Biotoilette, Fotovoltaik-Inselanlage und BadeofenSolar-Heizung – unabhängig von externen Anschlüssen und gleichzeitig mobil.
Wobei die Mobilitätslösung so aussieht, dass der Wohnwagon zwar von A nach B transportieren kann, sich aber nicht als klassischer Wohnwagen eignet. Es wurde bei der Planung nicht gänzlich auf externe Anschlüsse verzichtet. Trotz hoher Autarkie gibt es eine Back-up-Lösung für den Wasseranschluss und einen Außenstecker für externe Energie.
Verkaufsstart 2015. „Ende 2014 war der Prototyp fertig. Der Verkaufsstart und die Realisierung des ersten Projekts war Anfang 2015“, sagt Steininger. „Bis jetzt haben wir 18 Wohnwagons verkauft.“Ein Drittel der Kunden nutzt den Wagon als permanenten Wohnsitz, ein Drittel als Ferienwohnung, und ein Drittel sind gewerbliche Projekte wie ein Hotel oder Büro im Grünen. Ein Hotelprojekt steht beispielsweise in Gutenstein, wo es Interessierte testen können. Steininger: „Das Hotelzimmer hat einen Autarkiegrad von 80 Prozent.“
Der Wohnwagon wird in Modulbauweise gefertigt. Es gibt drei Größen – je nach Wohnbedarf und Wohnfunktion, die man unterbringen müsse. Die kleinste Einheit hat 15 m2. Dann gibt es noch 25 m2 und, die derzeit gefragteste, 33 m2. Die Länge beträgt je nach Modell sechs bis zehn Meter, die Breite ist für alle gleich mit 2,55 Metern.
Preislich beginnt das Abenteuer Wohnautarkie bei 50.000 Euro und geht bis auf 150.000 Euro hinauf. „Das kommt auf Größe und Autarkiegrad an“, sagt Steininger. Für die gesamte Technik und den Speicher gibt es einen doppelten Boden. Der große Wohnwagon hat 13 unterschiedlich große Fenster. Gebaut wird mit alten Baustoffen, wie Lärchenholz für die Außenverschalung. Steininger und Frantal blicken optimistisch in die Zukunft: Die Firma ist finanziell bis Ende 2017 abgesichert.