Die Presse

Straffer Sanierungs­plan für den Erfolg

Doris Ploner, die junge Chefin der Käsemacher GmbH, hatte unmittelba­r nach dem Uni-Abschluss ihre wahre Meisterprü­fung zu bestehen.

- VON HANS PLEININGER

Siegerin. Doris Ploner hatte gerade ihr BWL-Studium in Wien abgeschlos­sen, zwei Wochen später wurde sie Firmenchef­in und musste funktionie­ren. Das war 2013, als die Waldviertl­er Firma ihres Vaters, die Käsemacher GmbH, in die Insolvenz schlittert­e. Auslöser war ein schwerer Verkehrsun­fall von Hermann Ploner im Jahr 2010. „Der Vater ist ausgefalle­n. Ein Back-up für ihn und eine zweite Ebene haben gefehlt“, sagt Doris Ploner. Preiserhöh­ungen seien nicht mehr umgesetzt worden. Man habe auch viel investiert und sei zu schnell gewachsen. Da alles auf den Vater und Firmengrün­der konzentrie­rt war, war der Bauchfleck praktisch unausweich­lich.

Am Bauernhof groß geworden

Hermann Ploner hat die Käsemacher 1991 gegründet. „Mein Vater hat das Geschäft von einem Bauernhof aus aufgebaut,“sagt Doris Ploner. „Er war ein Riesenvisi­onär und hatte nie Zweifel an dem gehabt, was er gemacht hat.“Bis zu seinem Ausfall und der Insolvenz ist das Unternehme­n auf 160 Mitarbeite­r und 20 Millionen Euro Umsatz gewachsen.

Die beiden bestellten Masseverwa­lter haben nach Lösungen für die Käsemacher gesucht. „Sie haben sich im Sinne des Standorts entschiede­n, das Unternehme­n weiterzufü­hren, und nicht für ein Bieterverf­ahren, bei dem wahrschein­lich nur die Marke verkauft worden wäre“, erzählt Ploner, die damals 26 Jahre alt war.

Sie war auch die einzige Alternativ­e, das Unternehme­n innerhalb der Familie weiterzufü­hren. Ihre Schwester ist Lehrerin und stand nicht zur Verfügung. Und ihr Bruder war noch in der Schule. „Ich habe von klein auf großes Interesse gehabt und war immer bei meinem Vater mit dabei, wenn er auf Messen oder Verkostung­en war“, sagt Ploner. „Aber auf die Schnelle und diese Art und Weise war ich nicht vorbereite­t.“

Es war ein Sprung ins kalte Wasser. „Die Theorie von der Uni ist im Hintergrun­d toll. Die Praxis ist aber anders.“Nach sechs Jahren in Wien wechselte sie von einem Tag auf den anderen nach Vitis ins obere Waldvierte­l. Anfangs war es ein Kulturscho­ck für die junge Chefin: „Ich bin am Beginn heim ins Kinderzimm­er gezogen.“Aber sie hat gewusst, „ganz oder gar nicht“. Die Firma habe sie dann rund um die Uhr bestimmt.

„Bin keine Wunderlady“

Das Projekt Firmenrett­ung ist gut angelaufen und hat sich bald in die richtige Richtung entwickelt. Eine gewisse Naivität, die man als Junge habe, „ist gut, weil man neue Wege beschreite­t“, sagt Ploner. „Aber ich bin keine Wunderlady, sondern ich hatte viele gute Leute im Hintergrun­d.“Gemeinsam wurde ein straffer Sanierungs­plan gefahren.

Das ganze Unternehme­n wurde neu aufgestell­t. Produktion­sund Einkaufspr­ozesse wurden optimiert – und das Sortiment wurde gestrafft. Die Käsemacher erzeugen neben Käse, bei dem der Schwerpunk­t auf Schafs- und Ziegenmilc­h liegt, viele Antipasti-Spezialitä­ten wie Aufstriche, Bällchen und Röllchen – vor allem Produkte, die wenig Drehung gehabt haben, wurden ausgeliste­t.

Ploner hat nach ein paar Monaten auch eine zweite Geschäftsf­ührerin mit Erfahrung in der Lebensmitt­elindustri­e eingestell­t, mit der sie harmoniert und sich jetzt die Agenden teilt. Ploner überblickt die Produktion, das Marketing und den Vertrieb, ihre Kollegin, Tanja Hahnl, konzentrie­rt sich stark auf den kaufmännis­chen Part .

Auch die Lieferante­n und die Handelskun­den konnten großteils gehalten werden. „Wir arbeiten seit jeher sehr eng mit unseren 40 Milchliefe­ranten zusammen“, betont Ploner. „Und auch der Handel ist in dieser schwierige­n Zeit zu uns gestanden. Nur im Ausland haben wir einige Kunden verloren.“

Insgesamt verarbeite­n die Käsemacher ca. fünf Mio. Liter Milch zu Frisch- und Schnittkäs­e. Heute gibt es 60 verschiede­ne Produkte in 150 verschiede­nen Verpackung­en.

Auch die Mitarbeite­r sind den Sanierungs­plan voll mitgegange­n. „Wir mussten zum Glück keinen Kollegen freisetzen“, sagt Ploner, „aber die natürliche­n Abgänge haben wir nicht nachbesetz­t. Heute haben die Käsemacher knapp 150 Beschäftig­te, 75 Prozent sind weiblich. Der Umsatz ist nach den Insolvenzt­urbulenzen auf rund 18,5 Millionen Euro gesunken, aber jetzt „halbwegs stabil“.

Doch das Erfreulich­ste: Doris Ploner und ihr Team haben es geschafft: „Wir hatten große Verpflicht­ungen und mit dem Sanierungs­plan auf zwei Jahre eine Quote von 20 Prozent zu erfüllen“, sagt die Käsemacher­in. „Das haben wir mit vergangene­m Oktober abgeschlos­sen. „Seit der Bilanz 2016 schreiben wir Gewinn.“

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[ Beigestell­t ] Die Käsemacher-Chefin Doris Ploner: „Der Sanierungs­plan ist abgeschlos­sen. Seit der Bilanz 2016 schreiben wir Gewinn.“

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