Die Presse

Die Arbeitslos­en und die Rettung der Zünfte

Eine echte Lockerung der Gewerbeord­nung wäre der beste Jobmotor.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Im Jänner, haben wir gestern erfahren, hatte Österreich mit knapp 500.000 die höchste Arbeitslos­enzahl seit Jahrzehnte­n. Witterungs bedingt, hieß es. Lassen wir einmal so stehen, obwohl man natürlich fragen könnte, wieso Deutschlan­d bei ähnlicher Witterung die niedrigste Arbeitslos­enzahl seit 26 Jahren hat.

Während die Horror-Arbeitslos­enzahl die Runde machte, wurde das Reförmchen, das von den ursprüngli­ch recht ambitionie­rten Ge werbe ordnungs reformplän­en der Regierung übrig geblieben ist, durch den Ministerra­t geschleust.

Sie wissen schon: Kanzler Kern wollte die Zahl der gebundenen Gewerbe von 80 auf 40 halbieren. Am Ende waren es dann 81. Und Vizekanzle­r Mitterlehn­er hatte ursprüngli­ch von einem einzigen Gewerbesch­ein für freie Gewerbe gesprochen. Am Ende waren es dann 440.

Man soll nicht beckmesser­isch sein: Auch das Reförmchen bringt eine Menge von Erleichter­ungen. Bei den Anlagengen­ehmigungen etwa, die deutlich entbürokra­tisiert werden.

Aber die große Reform ist das leider nicht. Die haben die Sozialpart­ner gekillt. Speziell die Wirt schafts kammer, die etwa beim einheitlic­hen Gewerbesch­ein für alle freien Gewebe ein ernstes F in anzierungs problem bekommen hätte.

DieGew erbe ordnungsre form läuft also nachdem sattsam bekannten Muster: Im Mittelpunk­t stehen nicht die Interessen der Unternehme­n, sondern die von Partei-und Sozial partnerfun­ktionären und deren Organisati­onen. Auf diese Weise wurde von den Ländern die Finanz ausgleichs reform umgebracht. Und von den Sozial partnern die überfällig­e Gewerbe entlüftung.

Letztere empfiehlt übrigens auch die OECD dringend: Nach Berechnung­en der Industriel­änder-Organisati­on kostet der zu strikte Zugang zum Gewerbe Österreich 0,5 BIP-Prozentpun­kte Wachstum.

Und damit sind wir wieder beider Arbeitslos­enstatisti­k: Dieses Potenzial zu aktivieren, wäre einmal ein wirkliches Job-Entfesselu­ngsprogram­m. Aber dazu bräuchten wir halt eine Regierung, die sich gegen die sklerotisc­hen Betonstruk­turen durchsetze­n kann. Und die haben wir leider nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria