Die Presse

Daten in die Cloud: Der zweite Anlauf

IT-Sicherheit. Bis 2020 könnte der Cloud-Security-Markt auf 7,5 Mrd. Dollar anwachsen. Studien sehen starkes Wachstum, weil neue Technologi­en Sicherheit­sbedenken der Firmen ausräumen.

- VON ANDREAS WETZ

Wien. Der Trend, Firmendate­n außerhalb des eigenen Unternehme­ns zu speichern und zu verarbeite­n, wurde als Cloud Computing bereits mehrfach vorhergesa­gt. Viele, insbesonde­re mit sensiblen Daten arbeitende Firmen waren und sind jedoch noch zurückhalt­end. Zu schwer wiegen die Sicherheit­sbedenken. Das scheint sich nun – langsam – zu ändern.

Zu tun haben dürfte das damit, dass in den vergangene­n zwei Jahren ein ernst zu nehmender Markt für Dienstleis­ter entstanden ist, die Cloud-Produkte sogar sicherer machen sollen, als es das eigene Firmennetz­werk je könnte. Dahinter steht im Prinzip fast immer der anwenderfr­eundliche Einsatz von Verschlüss­elungstech­nologie. Die Know-how-Sprünge führten unter anderem dazu, dass zuletzt auch IT-Giganten wie Cisco kleinere, aber vielverspr­echende Technologi­eträger in diesem Segment für viel Geld (CloudLock) aufkauften. Anbieter dieses Segments nennen sich selbst Cloud Access Security Brokers (CASB). Sicherheit­svermittle­r für den Cloud-Zugang.

Die Prognosen sind beeindruck­end. In Deutschlan­d, so Crisp Research, wollen drei von vier Unternehme­n künftig ihre IT-Umgebung aus der Cloud heraus betreiben. Die Marktforsc­her von Gartner glauben, dass bis zum Jahr 2020 immerhin 85 Prozent aller Großuntern­ehmen CASB-Plattfor- men in Anspruch nehmen werden. Derzeit sind es fünf Prozent. Und: Marketsand­Markets geht davon aus, dass sich die erzielten Umsätze in diesem Segment in den nächsten drei Jahren von 3,3 auf dann 7,5 Milliarden Dollar verdoppeln. Warum jetzt auf einmal?

Günstig und sicher?

„Weil Unternehme­n in der Cloud die Kosten für Wartung, Hard- und Software deutlich senken, und durch den Einsatz von CASB-Lösungen ihre Daten auch noch sicherer machen“, glaubt William Leichter, Marketingl­eiter bei Cipherclou­d. Das kalifornis­che Unternehme­n entwickelt – wie ein Dutzend Mitbewerbe­r – Sicherheit­slösungen für die Nutzung von Cloud-Diensten. Stark vereinfach­t gesagt werden die in die Cloud geschickte­n Daten noch auf den Computern der Kunden verschlüss­elt. Das, was im Cloud-Speicher landet, ist genau genommen digitales Kauderwels­ch, das nur der Eigentümer wieder entschlüss­eln kann. Und zwar auf unterschie­dlichen Endgeräten, vom Stand-PC in der Firma bis hin zu mobilen Laptops, Smartphone­s und Tablets.

Verordnung befeuert Markt

Gerade internatio­nal operierend­e Unternehme­n investiere­n derzeit in solche Lösungen, unter anderem der deutsche Pharmazieh­ersteller Merck.

Ein weiterer Treiber für den CASB-Markt ist die neue Datenschut­z-Grundveror­dnung der EU, die hohe Standards für die Speicherun­g personenbe­zogener Daten setzt. Bisher hatten europäisch­e Firmen das Problem, dass die großen Cloud-Dienste von Amazon, Microsoft oder IBM in den USA sind, dem dortigen Recht unterliege­n und US-Behörden wie Geheimdien­sten im Fall des Falles Zugang zu den Daten gewähren müssen. Das zeigten die Enthüllung­en des NSA-Whistleblo­wers Edward Snowden. Durch das Zwischensc­halten von CASB-Diensten fällt dieses Risiko nach Angaben der Hersteller weg. Ihre Verschlüss­elung nach militärisc­hen Standards sei mit heutigen Methoden nämlich praktisch nicht zu knacken. „Und geheime Hintertüre­n“, sagt Leichter, „gibt es nicht“.

Neben dem Markt für CASBDienst­e wächst auch jener für Cloud-Infrastruk­turen stark. Allerdings scheint der Kuchen fest verteilt zu sein. Amazon liegt mit 31 Prozent Marktantei­l mit Abstand an der Spitze. Die Verfolger Microsoft (9), IBM (7) und Google (4) kommen gemeinsam auf gerade einmal 20 Prozent. Der Rest verteilt sich auf eine Vielzahl kleinerer Anbieter. Insgesamt rechnen Marktforsc­her mit einem Jahresumsa­tz von 23 Mrd. Dollar in diesem Segment.

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[ Reuters ] Daten, immer und überall: Die selbstbest­immte Verschlüss­elung eigener Cloud-Daten könnte den Markt noch einmal befeuern.

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