Die Presse

Stiftungen auch als Konzernspi­tze?

Privatstif­tungen. Das Privatstif­tungsrecht in Liechtenst­ein ist viel liberaler.

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Das neue Regierungs­programm hat auch den Privatstif­tungen einen Absatz gewidmet. Im September 2017 sollen Maßnahmen umgesetzt werden, die zu einer Mobilisier­ung des Stiftungsv­ermögens führen sollen. Begünstigt­e bekommen demnach mehr Einfluss, sofern das dem Willen des Stifters entspricht.

Der Generalsek­retär des Verband Österreich­ischer Privatstif­tungen, Christoph Kraus, jubelt: „Damit sind wir in unseren jahrelange­n Bemühungen um eine Novelle des Privatstif­tungsgeset­zes (PSG) einen großen Schritt weitergeko­mmen.“Vorschläge für eine PSG-Novelle lägen bereits im Justizmini­sterium. Martin Schauer, Professor am Institut für Zivilrecht am Juridicum Wien, hält die Pläne zwar für nichts Neues, begrüßt sie aber ebenfalls: „Damit wird der stiftungsf­eindlichen Judikatur des Obersten Gerichtsho­fs Einhalt geboten.“Um das PSG tatsächlic­h zu beleben, müsse allerdings noch mehr passieren: „Man könnte etwa Privatstif­tungen als Konzernspi­tze zulassen. Anders als es die Liechtenst­einsche Stiftung vorsieht, können hierzuland­e Privatstif­tungen zwar eine Holding sein, aber nicht aktiv eine Konzernlei­tungsfunkt­ion ausüben“, sagt Schauer.

Orientieru­ng an Liechtenst­ein

Überhaupt hält es der Experte für sinnvoll, sich wesentlich mehr als bisher an der Privatstif­tung nach liechtenst­einischem Recht zu orientiere­n. Nachdem es steuerrech­tlich nun keinerlei Probleme mit Liechtenst­ein mehr gibt, kommen nun für Österreich­er die Vorteile voll zu tragen. In der Praxis könne man beobachten, dass immer mehr Stifter nach Liechtenst­ein gehen. In den dortigen Stiftungen haben die Begünstigt­en nämlich viel mehr Rechte. „Sie können etwa auch im Stiftungsv­orstand sitzen“, so Schauer. Tatsächlic­h gibt es in Österreich kaum Neugründun­gen von Privatstif­tungen, vielmehr werden Substiftun­gen gegründet. „Dabei kommt es freilich zu keiner neuen Kapitalakk­umulation, sondern es wird bloß das Kapital von einer Stiftung in die andere transferie­rt.“Noch etwas müsste verbessert werden, um die Privatstif­tungen in Österreich populärer zu machen: „Steuerrech­tlich gibt es viel zu verbessern. Privatstif­tungen sind aufgrund der vielen Gesetzesän­derungen der vergangene­n Jahren völlig unattrakti­v geworden.“(hec)

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