Die Presse

Akademiker­ball: Keine „Demo-Touristen“

Wien. Sicherheit­skräfte orten jedoch Potenzial für vereinzelt­e Gewalttate­n von Radikalen nach den Gegenkundg­ebungen.

- VON ANDREAS WETZ

Wien. Die Proteste gegen den Akademiker­ball der Wiener FPÖ sind offenbar nicht mehr das, was sie einmal waren. Zum Glück, werden die Anrainer der Innenstadt sowie die eingesetzt­en Polizisten sagen. Nach den gegenwärti­gen Erkenntnis­sen und Einschätzu­ngen der Sicherheit­sbehörden dürften zumindest die offiziell angemeldet­en Aktionen gegen den Burschensc­hafterball friedliche­r, vor allem aber kleiner ausfallen, als in den vergangene­n Jahren. Von einer Entwarnung will dennoch niemand sprechen.

Donnerstag­mittag wurde bekannt, dass zwei von drei für Freitag organisier­te Protestzüg­e gar nicht stattfinde­n werden. Der Wiener Landesverb­and der Antifaschi­stInnen, Widerstand­skämpferIn­nen und Opfer des Faschismus sagte nämlich seine Demonstrat­ionen auf Mariahilfe­r Straße und Praterster­n kurzfristi­g ab. Es ist aber nicht unwahrsche­inlich, dass sich Sympathisa­nten dieser Veranstalt­ungen der verblieben­en Demonstrat­ion mit Start um 16 Uhr vor der Universitä­t anschließe­n werden. Deshalb bleibt die Polizei auch bei ihrer Schätzung von voraussich­tlich 2000 Teilnehmer­n.

Vergleicht man das mit den Besucherza­hlen der vergangene­n Jahre, dann lässt das auf einen erhebliche­n Rückgang des Mobilisati­onspotenzi­als linker und linksextre­mer Kreise schließen. 2014, 2015 und 2016 noch schätzen die Behörden die Teil- nehmerzahl auf 6000, 5300 und zuletzt 5000 Personen. Wie geht das?

Laut Staatsschu­tz ist die äußerst linke Szene in Österreich intern zerstritte­n, profitiert­e jedoch von ihren guten Kontakten ins Ausland. Ebendort dürfte die Strahlkraf­t des Akademiker­balls als kleinster gemeinsame­r Nenner zur politische­n Mobilisati­on stark nachgelass­en haben. Busse voller DemoTouris­ten für die Teilnahme innerhalb des berüchtigt­en Schwarzen Blocks könnten heuer sogar vollends ausbleiben. Bisher gibt es keinerlei Indizien für organisier­te Fahrten aus den Nachbarlän­dern. Dies schließe aber nicht aus, so die Einschätzu­ng, dass sich vereinzelt vielleicht doch kleinere Fahrgemein­schaften bilden. Gezielte Kontrollen an den Grenzen werde es aber keine geben.

Warnung vor radikalen Kleingrupp­en

Die Einsatzpla­nung der Wiener Polizei geht davon aus, dass es im Lauf der angemeldet­en Kundgebung­en zu keinen nennenswer­ten Zwischenfä­llen kommen wird. Aber: „Für die Zeit danach besteht das Potenzial, dass kleine radikale Gruppen Gewalt anwenden, Störversuc­he starten und Blockaden errichten.“Weil solche Aktionen kaum vorhersehb­ar sind, hält die Exekutive an strategisc­h wichtigen Orten in der Innenstadt hochmobile Einsatztea­ms für den sogenannte­n Raumschutz bereit. Sie sollen, wenn es dann doch kracht, schnell und vehement einschreit­en. Insgesamt sind 2700 Polizisten vor Ort.

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