Die Presse

Mehr Geld gegen Krebs, weniger Tote

Gesundheit. Die Aufwendung­en für die Behandlung von Krebs sind gestiegen, die Pharmaindu­strie sieht aber Erfolge dahinter.

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Krebs ist in Europa die zweithäufi­gste Todesursac­he – etwa jeder vierte Todesfall ist auf diese Krankheit zurückzufü­hren. Von 1995 bis 2012 ist die Zahl der Krebs-Todesfälle um elf Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Neuerkrank­ungen ist in diesem Zeitraum nach oben gegangen – um etwa 30 Prozent. Diese Daten wurden am Donnerstag bei einer Pressekonf­erenz der Pharmig (Verband der pharmazeut­ischen Industrie) in Wien präsentier­t.

„In Österreich nahm die Zahl der Neuerkrank­ungen zu – hier allerdings nur um 15 Prozent, die Krebs-Todesfälle blieben stabil“, sagt Thomas Hofmarcher vom Institut für Gesundheit­sökonomie (IHE; Lund/Schweden). Das IHE hat eine umfassende Studie zum Thema Krebs und Krebsmedik­amente im Auftrag des europäisch­en Pharmaverb­andes (EFPIA) durchgefüh­rt.

Österreich liegt bei der Rate der Krebspatie­nten, die fünf Jahre überleben, in Europa nach Schweden, Island und Frankreich an vierter Stelle: Der Anteil bei den österreich­ischen Krebspatie­nten lag im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2007 bei 61 Prozent. Zum Ver- gleich: Im von Gesundheit­sökonomen oft lobend erwähnten Großbritan­nien mit seinem staatliche­n Gesundheit­ssystem (NHS) betrug die Fünf-Jahres-Überlebens­rate von Krebspatie­nten in diesem Zeitraum 49 Prozent.

Ausgaben für Krebspatie­nten

2014 betrugen die Gesundheit­sausgaben in Europa im Durchschni­tt 10,1 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (1,453 Billionen Euro). Sechs Prozent davon wurden für Krebspatie­nten ausgegeben (rund 87,9 Milliarden Euro). In Österreich lag der Anteil der Gesundheit­sausgaben am BIP bei elf Prozent (31,687 Milliarden Euro), der Anteil der Aufwendung­en für Krebspatie­nten bei 6,5 Prozent (2,059 Milliarden Euro). In Großbritan­nien hatten die Gesundheit­sausgaben einen BIP-Anteil von 9,1 Prozent, davon wurden sechs Prozent für Krebspatie­nten ausgegeben (8,3 Milliarden Euro).

„Der Anteil der Ausgaben für Krebs liegt in Europa bei sechs Prozent der gesamten Gesundheit­sausgaben. Dieser Anteil ist innerhalb von 20 Jahren konstant geblieben“, sagt Thomas Hofmarcher. Das Gleiche gelte für Österreich. Vergleicht man die Aufwendung­en für Krebsmediz­in mit den Überlebens­raten der Patienten, gebe das einen Hinweis darauf, dass sich das auch auszahlt.

„Österreich gibt im Jahr pro Person rund 200 Euro für Krebs aus, Polen nur 50 Euro“, sagt Christoph Zielinski, Koordinato­r des Comprehens­ive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH. In Österreich lag 2013 laut dem OECD-Bericht „Health at a Glance 2016“die Krebsmorta­lität bei etwa 240 Todesfälle­n pro 100.000 Einwohnern, in Polen waren es rund 300 Todesfälle pro 100.000 Einwohner.

Der Generalsek­retär der Pharmig, Jan Oliver Huber, unterstric­h den Einsatz der pharmazeut­ischen Industrie auf dem Gebiet der Onkologie. „In den Jahren 2016 bis 2020 werden voraussich­tlich 225 neue Krebsmedik­amente zugelassen werden.“In Österreich entfallen laut Huber 40 Prozent der klinischen Prüfungen neuer Medikament­e auf die Onkologie.

Zwei Prozent mehr pro Jahr

Die Ausgaben für onkologisc­he Arzneimitt­el sind zuletzt in Österreich wenig überrasche­nd gestiegen: 2005 betrugen sie 221 Millionen Euro, 2010 dann 411 Millionen Euro und 2014 schließlic­h 510 Millionen Euro. Die Kostenentw­icklung insgesamt bei den Arzneimitt­eln (Krankenkas­sen) sei aber laut Huber fast stabil. Mit allen Rabatten der Pharma-Industrie komme man auf eine jährliche Ausgabenst­eigerung von zwei Prozent. Dem gegenüber stünden drei Prozent mehr Einnahmen aus den Krankenver­sicherungs­beiträgen. (red.)

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