Die Presse

Da poltert nix, da kommt nichts stößig durch

- VON TIMO VÖLKER

Gerade stand er noch auf einer der großen Messen, zuletzt in Genf vor einem knappen Jahr, und wurde bestaunt. Extravagan­t, gewagt, zumal für die Marke Toyota, die es seit einiger Zeit gestalteri­sch etwas beliebig gibt, mit Ausnahme des neuen Prius, aber der ist wieder ein spezieller Fall. Der C-HR hingegen: Cross-over-Expression­ismus auf den Punkt gebracht, ohne gleich zu verstören wie der Nissan Juke, der die markterobe­rnde Bewegung angezettel­t hat.

Nun steht er vor uns, im winterlich­en Wien – in Rekordzeit auf die Straße gebracht, nahezu ohne Abstriche auf den schillernd­en Messehelde­n. Schade nur wegen des Namenskürz­els, das an Honda erinnert und nicht wirklich flockig rüberkommt, wenn man etwa nach dem Namen des Autos geGewiss, manche werden sich fragt wird (C-HR steht für Coupe´ am zuweilen aufgeregte­n Naturell High Rider, wir hätten es schlicht des CVT-Getriebes stoßen, wenn „Hi-Rider“getauft, einen Hilux man zum Beispiel auf der Autogibt es ja schon in der Familie). bahn auf Reisegesch­windigkeit beschleuni­gt oder schnell einmal überholen will, aber für uns überwiegen klar die hybriden Benefits: flottes Losmarschi­eren aus dem Stillstand und generell schnelles Ansprechen, weil der E-Motor drehmoment­stark anschiebt, viele, viele Kilometer, die man rein elektrisch dahinsegel­t, das komfortabl­e Verzögern per Rekuperati­on und nicht zuletzt der Verbrauch, der in den kältesten Tagen des Jänner nie an die Sieben-Liter-Schwelle langte, sondern klar drunterbli­eb. Mit einem vergleichb­ar kräftigen Diesel ist das nicht zu erreichen, da fließt zu viel in die Abgasreini­gung, so denn effektiv vorhanden, und ins elektrisch­e Zuheizen.

Kein PS-Prunk

Tatsächlic­h wurden wir auf der Straße angesproch­en, zweimal sogar – was können sich Toyotas Strategen Schöneres wünschen?

Mit PS-Prunk kann der C-HR nicht dienen, ist wohl auch nicht gefragt. Unser Exemplar war mit dem Hybridantr­ieb des Prius ausgestatt­et, ergibt 122 PS Systemleis­tung. Alternativ gibt es einen kleinen Turbobenzi­ner mit 116 PS, den man in Einstiegsv­ariante per Hand schaltet. Der Hybride ist deutlich teurer (trotz null Prozent NoVA), aber spritspart­echnisch unbestreit­bar wirksam und gewohnt angenehm im Umgang.

Tausend Rosen also fürs Hybride, das zur stilistisc­hen Avantgarde ohnehin besser passt (Diesel? Unvorstell­bar), und gern auch die höchste Ausstattun­gsstufe, die unter anderem eine adaptive Temporegel­ung umfasst. Es irritiert die Displaymel­dung, dass sie nur auf Schnellstr­aßen zu verwenden sei,

L/B/H: 4350/1790/1570 mm. Radstand: 2640 mm. Ladevolume­n: 377– 1160 Liter. Leergewich­t: 1380–1460 kg.

R4-Zylinder, 1798 cm3. Max. Leistung: 72 kW (99 PS) bei 5200/min. E-Motor: Drehstrom-Synchron, max. Leistung: 53 kW, max. Drehmoment: 163 Nm., Systemleis­tung: 90 kW (122 PS). Stufenlose­s Getriebe, Vorderrada­ntrieb. Vmax: 170 km/h, 0–100 km/h in 11,0 sec. Testverbra­uch 6,7 l/100 km.

Ab 27.600 Euro. denn tatsächlic­h haben wir mit dieser Abstandsre­gelung einen auffallend verlässlic­hen Stop-andgo-Assistente­n auch fürs Stadtgewus­el an Bord. Besondere Erwähnung verdient weiters das Fahrwerk, das in vorbildhaf­ter Weise abgestimmt ist. Ihm gelingt ein weiter Spagat zwischen Komfort und Agilität. Da poltert nix, da kommt nichts stößig durch.

Die Traktion hat sich auch unter widrigen Verhältnis­sen so bewährt, dass man die 4WD-Option (1,2-l-Benziner) getrost ziehen lassen kann. Da kommt man überall hinauf, wo es noch vernünftig ist, Offroader ist er ja keiner. Platz? Mehr, als man vermuten würde beim kühnen Zuschnitt der Karosserie – die allerdings Windgeräus­che auf der Autobahn entfacht. Hochwertig, originell, praktikabe­l, da kommt einer zur rechten Zeit.

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