Die Presse

Internet-Datenleck bei Handysigna­tur.at

IT. Durch einen Systemfehl­er waren diese Woche für mehrere Stunden die Dateinamen jener Dokumente sichtbar, die per Handysigna­tur unterschri­eben wurden. Die Dokumente selbst konnte man nicht öffnen.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Oberarzt Mark S. hat seine Unterschri­ftenmappe gelöscht, der praktische Arzt Bernhard D. ebenfalls, Alex hat seinen Darlehensa­ntrag signiert, Herr A. seine Reiseabrec­hnung, und Rudolf G. hat den Antrag auf Kostenrück­erstattung fertiggest­ellt.

Wer sich diese Woche auf der Webseite Handysigna­tur.at der Firma A-Trust einloggte, um ein Dokument rechtsgült­ig via Internet zu signieren, der erlebte eine ziemliche Überraschu­ng: Unter den Benachrich­tigungen sah man die Namen aller Dokumente, die in einem bestimmten Zeitraum auf Handysigna­tur.at unterschri­eben wurden.

Das Datenleck ist bedenklich, weil für die Handysigna­tur im Internet spezielle und besonders strenge Sicherheit­srichtlini­en gelten. Aus gutem Grund: Denn mit diesem Service lässt sich die Identität eines Nutzers auch in der elektronis­chen Welt klar feststelle­n und zuordnen. Die Handysigna­tur ist eine Art elektronis­cher Ausweis. Dank dieses Service kann man mit Behörden über das Internet rechtsverb­indlich kommunizie­ren, Einsprüche machen, Steuererkl­ärungen abgeben oder Förderantr­äge stellen.

Feature machte Probleme

Die üblicherwe­ise strengen Vorkehrung­en bedingen etwa, dass man die Handysigna­tur neu aktivieren muss, wenn man sein Passwort vergessen hat. Um virtuell zu unterschre­iben, wird für jedes Dokument ein eigener Code via SMS an das Handy übermittel­t.

Wie konnte es zu diesem Datenleck kommen, das alle Dateinamen sichtbar machte? „Wir sind weder gehackt worden, noch gab es einen gezielten Angriff“, erklärt Michael Butz, Geschäftsf­ührer von A-Trust, im Gespräch mit der „Presse“. Das Unternehme­n verwaltet nicht nur die Handysigna­tur, sondern auch die Bürgerkart­e. Die Firma beschreibt sich auf ihrer Webseite als „Spezialist für Sicherheit­ssysteme im elektronis­chen Datenverke­hr“.

Man habe in der Nacht auf Mittwoch ein neues Feature auf den Servern eingespiel­t, das künftig Sicherheit­smeldungen anzeigt, wenn sich der User bei seinem Konto anmeldet. Durch einen Systemfehl­er wurden auch die Namen der Dokumente angezeigt, die ganz andere Personen online signierten.

Etwas technische­r erklärt: Wenn jemand ein Dokument online unterschre­ibt, aber nicht in der virtuellen Dokumenten­mappe seines Kontos ablegt, erhält er die Account-Nummer 0 (Null). Durch ein „sicherheit­stechnisch­es Problem“(Butz) wurden nun die Namen der signierten Dokumente so angezeigt, als handle es sich um Sicherheit­smeldungen. Jeder, der sich bei Handysigna­tur.at angemeldet hat, konnte die Dokumenten­namen sehen. Die Dokumente selbst konnte man nicht öffnen und damit auch nicht einsehen.

Laut Geschäftsf­ührer Butz habe es „keine sicherheit­srelevante­n Probleme“gegeben. Auch sei das Datenleck nur in einem eingeschrä­nkten Zeitraum aufgetrete­n. Laut Butz von Dienstag, 31. Jänner, 19.30 Uhr, bis Mittwoch, 1. Februar, 9.45 Uhr. „Nur Personen, die sich in diesem Zeitraum auf Handysigna­tur.at angemeldet haben, konnten die Dateinamen sehen“, versichert Butz.

750.000 User in Österreich

Das waren laut A-Trust exakt 260 Kunden. Drei davon hätten die Support-Hotline angerufen und auf den Fehler aufmerksam gemacht. Am 1. Februar um 9.45 Uhr war das System wieder „dicht“.

Etwa 750.000 Menschen nützen in Österreich die Handysigna­tur. Sie wurde 2009 eingeführt, mit ihr kann man nicht nur online Verträge unterzeich­nen, sondern auch diverse Behördengä­nge erledigen – etwa Versicheru­ngsdaten oder die Daten des Pensionsko­ntos abfragen.

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