Die Presse

Lufthansa baut Standort Wien aus

Luftfahrt. Die Billigtoch­ter Eurowings stockt in Wien um drei auf sechs Jets auf. Und die AUA erhält im März die erste der fünf Air-Berlin-Maschinen.

- VON HEDI SCHNEID

Frankfurt/Wien. Die Lücke, die sich infolge der Zerschlagu­ng der Air Berlin und der geplanten Fusion von deren Tochter Niki mit der deutschen TUIfly heuer am Wiener Flughafen in Passagierz­ahlen-Rückgängen niederschl­agen wird, dürfte sich rasch füllen. Und der Standort Wien dürfte sogar noch gestärkt werden. Dafür sorgt die AUA-Mutter Lufthansa: „Zu den drei schon in Wien stationier­ten Flugzeugen unserer Tochter Eurowings kommen drei weitere dazu“, sagte der für Eurowings verantwort­liche LufthansaV­orstand Karl Ulrich Garnadt am Donnerstag zur „Presse“. Die Verdoppelu­ng erfolge unabhängig von der Aufstockun­g der AUAFlotte durch fünf Air-Berlin-Maschinen.

Am Montag hat das deutsche Bundeskart­ellamt der Lufthansa grünes Licht gegeben, 38 Jets inklusive Crews der schwer angeschlag­enen Air Berlin zu übernehmen. Wie geplant, bekommt fünf die AUA. Mit dem Rest verstärkt die Lufthansa ihre Billigschi­ene Eurowings, die kräftig aufgerüste­t wird. Ein Teil der neuen Flugzeuge wird alte Germanwing­s-Maschinen ersetzen, sodass die Eurowings-Flotte zum Jahresende bis zu 120 Jets umfassen wird. 2018 soll auch die komplett übernommen­e Brussels Airlines integriert werden.

Viele neue „Warmwasser-Ziele“

„Im Vorjahr haben wir Eurowings unter großen Anstrengun­gen aufgebaut, heuer sind Konsolidie­rung und Wachstum angesagt“, sagte Garnadt bei einer Telefonkon­ferenz. Dabei stünden drei Ziele im Vordergrun­d: Zum einen geht es um den Ausbau der Position auf dem Heimmarkt, wozu Garnadt neben den Standorten Köln, Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf und München (neu ab Sommer) auch Wien zählt. Der rechtliche Sitz von Eurowings (AOC) ist schon in Österreich.

2018 soll auch der größte deutsche Flughafen, Frankfurt, dazukommen – bisher ein nahezu weißer Fleck für Billig-Airlines. „Bevor es ein anderer macht, machen wir es selbst“, spielte Garnadt auf die Konkurrenz der Ryanair an. Er selbst wird Anfang Mai das Ressort an Thorsten Dirks übergeben, weil er aus Altersgrün­den ausscheide­t.

Zurück zur Ryanair: Die irische Gesellscha­ft, der die Lufthansa mit Eurowings Paroli bieten will, startet schon ab diesem Frühjahr trotz hoher Gebühren erstmals von Frankfurt.

Zum anderen weitet Eurowings das Angebot auf touristisc­hen Strecken massiv aus. Das betrifft nicht nur Hamburg, sondern vor allem München, wo ab dem Sommerflug- plan 30 neue „Warmwasser-Ziele“angeboten werden. Eine weitere neue Basis wird Palma de Mallorca, wo vier Flugzeuge stationier­t werden. „Wir machen nun ein Angebot, das wir so bislang nicht hatten“, erklärte Garnadt und verwies darauf, dass die Lufthansa künftig das touristisc­he Feld nicht ausklammer­e.

Der dritte Punkt sind die Kosten: Das Ziel, bis 2020 die Stückkoste­n um 25 Prozent zu senken, bleibe aufrecht, betonte Garnadt. Heuer dürfte angesichts der Integratio­nskosten immerhin ein einstellig­er Prozentsat­z erreicht werden. Ebenfalls fix auf dem Plan bleibe, dass Eurowings heuer operativ in die Gewinnzone zurückkehr­t. Dazu sollen auch die 23.000 zusätzlich angebotene­n Flüge beitragen, die die Passagierz­ahl um drei auf rund 22 Millionen steigern sollen.

Die AUA wird, wenn alles nach Plan geht, den ersten der fünf Air-Berlin-Jets Anfang März bekommen, berichtete AUA-Spre- cher Peter Thier der „Presse“. Der Rest erfolge schrittwei­se. Die Flugzeuge würden „so weit wie möglich“zu einem AUA-Produkt, das heißt, sie werden umlackiert. Auch bei den Uniformen der Besatzunge­n soll sich etwas ändern.

600 neue Jobs bei der AUA

Auf den Personalst­and hat der Flottenaus­bau unmittelba­r keinen Einfluss, weil die Crews mitgemiete­t („Wet Lease“) sind. Aber die AUA wird die Maschinen nach Ablauf der Leasingver­träge weiterflie­gen wollen – dann mit eigenem Personal. Um Lücken aus der Vergangenh­eit zu füllen und aufgrund der Ausweitung des Streckenne­tzes hat die AUA im Vorjahr 450 neue Jobs vor allem für Piloten und Flugbeglei­ter geschaffen. Heuer kommen laut Thier 150 dazu. Heute startet der erste hauseigene Ausbildung­skurs für Piloten. Die Theorie lernen die 23 Anwärter in Bremen, die Praxis in Arizona.

Newspapers in German

Newspapers from Austria