Die Presse

Börse-Chef: Insiderhan­del?

Deutsche Börse. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen Carsten Kengeter, der Aufsichtsr­at weist die Vorwürfe zurück.

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Frankfurt. Seit 1. Juni 2015 steht Carsten Kengeter der Deutschen Börse vor, seitdem hat er milliarden­schwere Übernahmen durchgefüh­rt, den Vorstand umgebaut und die geplante Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) in die Wege geleitet. Doch jetzt hat sein Image Kratzer bekommen.

Der 49-jährige frühere Investment­banker ist wegen des Verdachts des Insiderhan­dels ins Visier der Frankfurte­r Staatsanwa­ltschaft geraten. Es geht um den Erwerb von Deutsche-Börse-Aktien im Wert von 4,5 Mio. Euro durch Kengeter am 14. Dezember 2015. Zwei Monate später einigte sich die Deutsche Börse mit der LSE auf eine Fusion, danach stiegen die Aktienkurs­e beider Unternehme­n.

Fusion mit LSE steht an

Laut Staatsanwa­ltschaft gab es bereits vom Sommer bis Anfang Dezember 2015 Gespräche der Leitungseb­enen der Deutschen Börse und der LSE über eine mögliche Fusion sowie die Frage des möglichen Sitzes der Holdingges­ellschaft. „Dem Beschuldig­ten wird zur Last gelegt, Mitte Dezember 2015 in Kenntnis dieser bis dato nicht veröffentl­ichten Vertragsge­spräche, welche die Staatsanwa­ltschaft als Insiderinf­ormation im Sinne des Wertpapier­handelsges­etzes wertet, Aktien der Deut- schen Börse AG erworben zu haben“, teilte die Behörde mit.

Aufsichtsr­atschef Joachim Faber wies die Vorwürfe gegen Kengeter in einer Mitteilung als haltlos zurück. „Carsten Kengeter hat seinen Aktienkauf im Rahmen eines Vergütungs­programms vorgenomme­n, das der Aufsichtsr­at beschlosse­n hat und das bis Ende Dezember 2015 befristet war.“Deutsche Börse und LSE hätten sich aber „erst in der zweiten Jännerhälf­te“geeinigt, über einen Zusammensc­hluss zu verhandeln. Die Deutsche Börse teilte weiter mit, Kengeter und das Unternehme­n kooperiert­en „in vollem Um- fang“mit der Staatsanwa­ltschaft. Die Aktie der Deutschen Börse lag am Donnerstag­nachmittag im Minus. Die Ermittlung­en kommen für Kengeter zur Unzeit. Deutsche Börse und LSE wollen einen europäisch­en Börsenries­en schmieden. Derzeit prüfen Aufsichtsb­ehörden das Vorhaben. Dass der rechtliche Sitz der Dachgesell­schaft in London sein soll, sorgt in Frankfurt für Kritik – erst recht, seit die Briten den EU-Austritt ihres Landes vorbereite­n. Kengeter zeigte sich zuletzt davon unbeirrt. Das Vorhaben sei weit fortgeschr­itten, sagte er vor zwei Wochen beim Neujahrsem­pfang. (DPA/Reuters/red.)

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[ Reuters ] Carsten Kengeter will die Deutsche Börse mit der LSE fusioniere­n.

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