Schlechter Schlaf ? Campen gehen!
Biologie. Die Überflutung unseres Lebens mit Licht bringt die innere Uhr durcheinander. Schon ein kurzes Verweilen in der Natur setzt deren Rhythmus wieder ins Recht.
Früher einmal gingen die Menschen mit den Hühnern zu Bett, sie standen auch mit ihnen auf, es war der Not geschuldet. Das ist lange vorbei, dem elektrischen Licht sei Dank. Aber das hat inzwischen unsere Nächte so illuminiert – in den Wohnungen und draußen –, dass das bald ewige Licht Gesundheitsfolgen ohne Ende gebracht hat, von schlechtem Schlaf und entsprechend schlechter Laune über Konzentrationsstörung bis hin zu Diabetes und Fettleibigkeit, selbst bei Brustkrebs gibt es den Verdacht, bei Krankenschwestern, die oft Nachtdienst verrichten müssen.
Der bringt die innere Uhr („circadian clock“) durcheinander, die uns den Takt des Tages schlägt und ihrerseits vom Licht gesteuert wird, in jeder Morgendämmerung wird sie neu gestellt. So hat es sich in der Evolution eingespielt, aber nun ist eben so viel Licht da, dass alles durcheinandergerät. Im Durchschnitt gehen wir zwei Stunden später zu Bett als Menschen ohne Elektrizität, das hat Kenneth Wright (University of Colorado) bemerkt, später hat man diese Differenz auch bei Indigenen gefunden, bei denen die Behausungen mancher an das Stromnetz angeschlossen sind und die anderer nicht. Letztere folgen noch den Rhythmen der Natur, und wenn Mitglieder unserer Zivilisation das tun, finden sie bald auch wieder hinein.
Das hat Wright in einem früheren Experiment gezeigt: Er hat Testpersonen um die Sommersonnenwende herum – dann ist es in der Natur 14 Stunden und 40 Minuten hell und 9 Stunden 20 Minuten dunkel – für eine Woche zum Campen geschickt. Leuchten waren verboten, potenzielle Leuchten wie Handys auch: Die Probanden legten sich bald 2,5 Stunden früher nieder als bei sich zu Hause. Ähnliches zeigte sich, als das Experiment um die Wintersonnenwende wiederholt wurde: Auch auf diese extrem kurzen Tage stellt sich in der Natur die innere Uhr ein, das Stadtlicht verwirrt sie, das Zurück zur Natur – im Zelt – rückt sie zurecht.
Und zwar in kürzester Zeit: Im jüngsten Experiment wurde nur eine Woche gecampt, der Effekt stellte sich ein (Current Biology 2. 2.). Wie lange er anhält, ist noch nicht geklärt, und das frugale Leben im Zelt ist natürlich auch nicht jedermanns Sache.