Was man mit Klavier und Geige alles kann
Julia Fischer und Milana Chernyavska mit Beethoven und diverser Romantik im Musikverein: spannend.
Seit Jahren zählt Julia Fischer zu den führenden Geigerinnen ihrer Generation. Ihre Technik ist über alle Zweifel erhaben, ihr Ton ist klar fokussiert, sie verbindet Akkuratesse und Virtuosität stets souverän. Und ihr Musizieren zielt auf unbedingte Klarheit, das zeigte sie gemeinsam mit der an der Grazer Musikuniversität lehrenden Pianistin Milana Chernyavska, gleich zu Beginn dieses Musikvereinsabends in der Serie „Große Solisten“bei Beethovens A-Dur-Sonate Opus 30/1.
Da war nichts dem Zufall überlassen, da zeigten die beiden in allen Details geradezu nachtwandlerisch sichere Übereinstimmung. Das verlangt Respekt ab, selbst wenn man sich im mittleren Adagio mehr persönliche Aussage gewünscht hätte. Ungleich emotionaler präsentierte sich das Duo bei den beiden anderen Stücken, die sie in den Goldenen Saal mitgebracht hatten: der zweiten ViolinKlaviersonate von Edvard Grieg und der spätromantischen Violin-Klaviersonate Opus 9 von Karol Szymanowski.
Bravourös: Grieg, Szymanowski
Stücke, in denen sich schwelgen lässt, die aber auch nach besonderer Wandlungsfähigkeit verlangen. Für Grieg braucht man eine spezifische Kenntnis nordischer Folklore. Szymanowski knüpft mit seinem 1904 vollendeten Werk unmissverständlich an das Violin-Klavier-OEuvre von Brahms an, ohne es auch nur im Mindesten zu kopieren. Für Fischer und Chernyavska schien diese Literatur wie geschaffen. Souverän widmeten sie sich diesen bei aller Unterschiedlichkeit schwungvoll-klangseligen romantischen Werken, prunkten mit Bravour, leuchtenden Kantilenen, spannten nie erlahmende Bögen.
Zwischendurch stellte sich Julia Fischer als Solistin vor: mit der vierten, einst für Fritz Kreisler erdachten Solosonate des belgischen Violinvirtuosen Eug`ene Isaye.¨ Sie wird nur selten gespielt, die Gründe liegen auf der Hand: Man braucht nicht nur hervorragende manuelle Fertigkeit, sondern auch ein besonderes Faible für barocke Tanzformen, um dieses dreisätzige, der barocken Suite nachempfundene Opus eloquent darzustellen. Für Julia Fischer, wie sie selbstsicher vorzeigte, kein Problem.