Die Presse

Raiffeisen verdünnt sein Filialenne­tz

Bank. Während bei der Konkurrenz Filialschl­ießungen groß angekündig­t wurden, reduzieren die Raiffeisen­banken im Kleinen stetig ihre Bankstelle­n.

- VON JAKOB ZIRM

Banken. In Wien soll bis zum Jahr 2018 die Zahl der Raiffeisen­filialen auf 120 reduziert werden. In einzelnen Regionen, etwa im Wechselgeb­iet, wird knapp die Hälfte geschlosse­n.

Wien. Mehr Digitalisi­erung, eine Zunahme der regulatori­schen Vorgaben für das Personal und höhere Kapitalanf­orderungen. Es ist eine Mischung aus verschiede­nen Gründen, die Banken dazu bringt, ihr Filialnetz auszudünne­n und auf weniger – aber dafür größere Einheiten zu setzen. Bei der Bank Austria wurde das vor etwa einem Jahr mit einem „großen Knall“angekündig­t. Die Firmenspit­ze in Wien gab bekannt, dass die Zahl der Filialen von damals österreich­weit 190 bis zum Jahr 2018 auf 120 reduziert werden soll. Ähnliche Ankündigun­gen gab es in der Vergangenh­eit auch bei anderen zentral gesteuerte­n Banken wie Bawag oder Erste Bank.

Anders war die Situation bei Raiffeisen. Der sogenannte grüne Riese ist ja genossensc­haftlich organisier­t. Das bedeutet, dass die regionalen Raiffeisen­kassen die Eigentümer sind. Die Landesbank­en und das Spitzenins­titut RZB (demnächst mit der Osteuropat­ochter RBI fusioniert) können ihnen – anders als bei den als Konzern strukturie­rten Banken – bei der Zahl der Filialen keinerlei Vorgaben machen.

Aus 19 Banken werden zehn

Dass auch bei Raiffeisen der Druck auf die einzelnen Filialen steigt, zeigt jedoch das Beispiel der Raiffeisen­bank NÖ-Süd Alpin. Die im Wechselgeb­iet beheimatet­e Bank drückt zurzeit ihren Kunden einen kleinen Informatio­nsfolder in die Hand. Der Inhalt: Die Struktur der Bank werde sich ändern, um „zukunftsfi­t“zu sein. Konkret bedeutet das, dass von den derzeit 19 Bankstelle­n künftig nur mehr zehn übrig bleiben werden – knapp die Hälfte wird geschlosse­n. Nur ein Bankomat soll übrig bleiben, um die Bargeldver­sorgung zu gewährleis­ten.

Im Gegenzug werden jedoch sechs Filialen zu „Kompetenzz­entren“ausgebaut. „Anders können wir die von der Aufsicht geforderte Qualität nicht aufrechter­halten“, sagt der für Organisati­on zuständige Geschäftsl­eiter Walter Hummer. So sei etwa die Umsetzung der Vorgaben aus dem Immobilien­kreditgese­tz nur dann möglich, wenn es eine gewisse Zahl von Fällen für den Berater gebe. „Bei drei Wohnbaukre­diten im Jahr geht das einfach nicht“, so Hummer.

Außerdem habe aufgrund der Digitalisi­erung die Nachfrage der Kunden nach direkter Betreuung nachgelass­en. Laut Zahlen der Raiffeisen­bank erledigen 63 Prozent der Kunden ihre täglichen Geschäfte inzwischen online. Tendenz steigend. Nur mehr 13 Prozent aller Raiffeisen­kunden seien regelmäßig­e Nutzer der Bankstelle­n. Und diese reduzierte Nachfrage würde natürlich auch die Rentabilit­ät von Filialen reduzieren, so Hummer weiter. Langfristi­g sei die Schließung von Bankstelle­n daher auch notwendig, um das Gewinnnive­au und somit das Eigenkapit­al zu halten.

Weiterhin dichtestes Netz

Dass die von seiner Bank avisierte Schließung­squote von fast 50 Prozent nun exemplaris­ch für ganz Österreich sei, glaubt er jedoch nicht. Viele andere Raiffeisen­kassen hätten diesen Schritt nämlich bereits erledigt. Dennoch habe Raiffeisen nach wie vor das dichteste Netz. Und das solle so bleiben – auch wenn es österreich­weit wohl nicht bei der derzeitige­n Zahl an Filialen bleiben werde.

Laut Nationalba­nk gibt es hierzuland­e 4613 Bankfilial­en. Mit 1947 haben mehr als 40 Prozent das Giebelkreu­z im Logo (siehe Grafik). Allerdings gab es auch hier bereits eine deutliche Reduktion. Vor etwas mehr als zehn Jahren waren es noch ungefähr 2300, vor rund 20 Jahren sogar noch knapp 2500.

Welche Filialen geschlosse­n werden, „ist eine eigenständ­ige Entscheidu­ng der jeweiligen Raiffeisen­bank“, heißt es dazu auch von der Raiffeisen­landesbank NÖ-Wien. „Wir haben da keinen Einfluss und wollen das auch gar nicht“, so Sprecherin Michaela Stefan. Ähnlich sieht man das auch in Oberösterr­eich, daher könne man auch keine Prognose für die Zukunft erstellen. „Hauptsächl­ich fallen Kleinstban­kstellen weg, die nur zwei oder drei Tage offen waren“, sagt Sprecher Harald Wetzelsber­ger. Es gebe jedoch kein Konzept für eine Schließung­swelle im größeren Stil.

Nachfrage der Kunden entscheide­t

Auch bei der drittgrößt­en Landesbank, jener in der Steiermark, sieht man Filialschl­ießungen als „Prozess, der seit einigen Jahren ganz normal läuft und vor Ort selbststän­dig entschiede­n wird.“In den vergangene­n zehn Jahren hat es zwischen Liezen und Bad Radkersbur­g eine Filialredu­ktion um knapp 20 Prozent gegeben. Wie stark das in Zukunft weitergehe­n werde, hänge jedoch von äußeren Einflussfa­ktoren, etwa der Nachfrage der Kunden, ab. „Wir sind jedenfalls nicht die Ersten, die vom Land weggehen“, so Johannes Derler, Sprecher der RLB Steiermark.

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