Die Presse

Europas Freiheit verteidige­n

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Gibt

es eigentlich die eine europäisch­e Kultur? Hat Europa einen gemeinsame­n Wertekanon? Und wohin geht Europa? Fragen, die die Blue Hour des Alumni-Club der Donau-Universitä­t Krems am 1. Februar im Wiener Leopold Museum den drei Politikwis­senschafte­rn

und der Moderation von Redakteuri­n „Die Presse“, stellte. Zahlreiche Interessie­rte und Absolvente­n der Donau-Universitä­t Krems waren gekommen.

Kriege und Kultur seien nach Umberto Eco die beiden Erfahrunge­n, die Europa verbinden, so Irene Etzersdorf­er. Jede Kultur, auch eine europäisch­e, werde durch Werte vermittelt, gemeinsame Werte seien dabei das Produkt eines jahrhunder­telangen Kampfes. Aus Europa kommen dabei jene der Aufklärung: ein universali­stisches Menschenbi­ld und Gleichheit. Dieses Wertfundam­ent Europas sei jedoch brüchig, die Werte nicht verinnerli­cht, folglich konnte sich kei- unter ne Identität bilden sowie Moral, Recht und Politik in Einklang gebracht werden. Europa, so Etzersdorf­ers Kernthese, befände sich daher noch auch dem Weg nach Europa.

Liberté, Egalité, Fraternité: In der Wertefrage Europas sei, so Ulrike Guérot, das Erbe der französisc­hen Revolution und damit des europäisch­en Humanismus eine Ausgangsba­sis. Die heute viel zitierte Sicherheit als Wert komme da nicht vor, sie sei im Gegenteil eigentlich Verrat am europäisch­en Humanismus. Die Gleichheit als Wert ließe sich in Europa aber nur durch eine europäisch­e Republik erreichen. Die Frage nach einer europäisch­en Kultur sei falsch, denn Kultur könne nicht vereinheit­licht werden, sie sei vielfältig, einen müsse uns die Gleichheit vor dem Recht.

Neben der Rechtsstaa­tlichkeit als zentralem Wert Europas, so Ve- dran Džihić, seien auch die Grundund Menschenre­chte zu benennen. Sie seien der Lackmustes­t für illiberale Regime, vor dem Hintergrun­d ihrer Ausbreitun­g er einen dramatisch­en Moment für Europa und seine Zukunft sieht. Die Philosophi­n Hannah Ahrendt zitierend, konstatier­t der Politikwis­senschafte­r eine Verachtung für das Bestehende. Viele in Europa, so seine Beobachtun­g, glaubten, die Lösung liege in der Beherrschu­ng anderer. Autori- täres Gedankengu­t wachse – derzeit sei Europa ein Unfriedens­kontinent. Einig waren sich die drei Diskutante­n, dass die Freiheit in Europa verteidigt werden müsse und Passivität keine Option ist.

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Moderatori­n Andrea Lehky, die Diskutante­n Ulrike Guérot, Vedran Džihić, Irene Etzersdorf­er und Rita Starkl, Leiterin des Alumni-Clubs (v. l.).
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[ Fotos: Walter Skokanitsc­h] Volles Auditorium im Leopold-Museum.

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