Der Schelm und die Parteifinanzen
Das Wohnpaket der Regierung macht Experten ein wenig ratlos.
I m neuen Regierungsprogramm hat sich die Koalition unter anderem auch vorgenommen, institutionelle Anleger zu Investitionen in gemeinnützige Wohnbauträger zu animieren. Und seitdem sind Experten ein wenig ratlos.
Geschehen soll das nämlich dadurch, dass Anteile an solchen Wohnbauträgern nicht mehr nur (wie jetzt) zum ursprünglich einbezahlten Wert, sondern zu einer Art Marktpreis gehandelt werden können. Im Regierungspapier heißt es, dass der „künftige Verkaufspreis über dem Kaufpreis“liegen können soll. Mit dem Zusatz „ohne dass es zu höheren Gewinnausschüttungen der Wohnbauträger kommen muss“. Die sind derzeit mit 3,5 Prozent des (niedrigen) einbezahlten Grundkapitals begrenzt.
Da könnte die Investorensuche schwierig werden: Ein solcher Investor würde nämlich ohne Aussicht auf eine vernünftige Rendite teure Anteile kaufen. Wieso sollte er das wollen? Eine Möglichkeit wäre, auch die Begrenzung der Gewinnausschüttungen zu kippen. Aber dann wären das keine gemeinnützigen Wohnbauträger mehr. Sondern ganz normale Immo-Firmen. V ielleicht lässt sich das Rätsel lösen, wenn man sich ihm von der anderen Seite her nähert. Die Differenz zwischen dem einbezahlten Grundkapital und dem echten Wert (Grundkapital plus Reserven plus einbehaltene Gewinne) der „Gemeinnützigen“ist nämlich beträchtlich. Setzt die Regierung ihren Plan um, könnten die Gemeinnützigen insgesamt von unter 700 Mio. auf rund 11 Mrd. Euro aufgewertet werden.
Das tut natürlich auch den Bilanzen ihrer Eigentümer gut. Großeigentümer sind unter anderem Banken und Versicherungen, die so die eine oder andere Milliarde in die Bilanz bekämen, ohne dass sich auch nur ein Cent echt bewegt.
Engagiert sind aber auch eine Menge sehr parteinaher roter und schwarzer Unternehmen. Etwa der SPÖVerein „Verband der Wiener Arbeiterheime“, um nur einen zu nennen.
Deren Vermögen wäre um einen Schlag um hunderte Millionen Euro größer. Und damit auch deren Bonität. Ein Schelm, wer da in kreditintensiven Vorwahlzeiten Böses denkt. . .