Die Presse

Der Schelm und die Parteifina­nzen

Das Wohnpaket der Regierung macht Experten ein wenig ratlos.

- Josef.urschitz@diepresse.com

I m neuen Regierungs­programm hat sich die Koalition unter anderem auch vorgenomme­n, institutio­nelle Anleger zu Investitio­nen in gemeinnütz­ige Wohnbauträ­ger zu animieren. Und seitdem sind Experten ein wenig ratlos.

Geschehen soll das nämlich dadurch, dass Anteile an solchen Wohnbauträ­gern nicht mehr nur (wie jetzt) zum ursprüngli­ch einbezahlt­en Wert, sondern zu einer Art Marktpreis gehandelt werden können. Im Regierungs­papier heißt es, dass der „künftige Verkaufspr­eis über dem Kaufpreis“liegen können soll. Mit dem Zusatz „ohne dass es zu höheren Gewinnauss­chüttungen der Wohnbauträ­ger kommen muss“. Die sind derzeit mit 3,5 Prozent des (niedrigen) einbezahlt­en Grundkapit­als begrenzt.

Da könnte die Investoren­suche schwierig werden: Ein solcher Investor würde nämlich ohne Aussicht auf eine vernünftig­e Rendite teure Anteile kaufen. Wieso sollte er das wollen? Eine Möglichkei­t wäre, auch die Begrenzung der Gewinnauss­chüttungen zu kippen. Aber dann wären das keine gemeinnütz­igen Wohnbauträ­ger mehr. Sondern ganz normale Immo-Firmen. V ielleicht lässt sich das Rätsel lösen, wenn man sich ihm von der anderen Seite her nähert. Die Differenz zwischen dem einbezahlt­en Grundkapit­al und dem echten Wert (Grundkapit­al plus Reserven plus einbehalte­ne Gewinne) der „Gemeinnütz­igen“ist nämlich beträchtli­ch. Setzt die Regierung ihren Plan um, könnten die Gemeinnütz­igen insgesamt von unter 700 Mio. auf rund 11 Mrd. Euro aufgewerte­t werden.

Das tut natürlich auch den Bilanzen ihrer Eigentümer gut. Großeigent­ümer sind unter anderem Banken und Versicheru­ngen, die so die eine oder andere Milliarde in die Bilanz bekämen, ohne dass sich auch nur ein Cent echt bewegt.

Engagiert sind aber auch eine Menge sehr parteinahe­r roter und schwarzer Unternehme­n. Etwa der SPÖVerein „Verband der Wiener Arbeiterhe­ime“, um nur einen zu nennen.

Deren Vermögen wäre um einen Schlag um hunderte Millionen Euro größer. Und damit auch deren Bonität. Ein Schelm, wer da in kreditinte­nsiven Vorwahlzei­ten Böses denkt. . .

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