Kerrys gescheiterter Plan für Nahost
„Haaretz“veröffentlicht Details über Geheimgipfel im Vorjahr – Lieberman wirbt für Bevölkerungstausch.
Jerusalem. Die Pläne für eine regionale Friedenslösung im Nahost-Konflikt unter US-Vermittlung waren offenbar deutlich weiter gediehen als bisher bekannt. Laut der israelischen Tageszeitung „Haaretz“trafen sich die führenden Politiker der Region auf Initiative des damaligen US-Außenministers, John Kerry, im vergangenen Februar zu einem Geheimgipfel im jordanischen Akaba.
An dem Treffen hätten neben Kerry der israelische Regierungschef, Benjamin Netanjahu, Jordaniens König Abdullah und der ägyptische Präsident, Abdel Fatah al-Sisi, teilgenommen. Auch andere arabische Staaten seien in die Initiative eingebunden gewesen. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas sei von Kerry über den Gesprächsstand auf dem Laufenden gehalten worden.
Die Friedensinitiative sei schließlich gescheitert, weil Netanjahu seine anfängliche Unterstützung mit dem Hinweis zurückgezogen habe, dafür keine Mehrheit in seiner konservativen Koalition zu bekommen, berichtete „Haaretz“unter Berufung auf ranghohe Mitarbeiter der Regierung von Ex-US-Präsident Barack Obama. Netanjahu bestätigte nach Angaben eines Teilnehmers in der Kabinettssitzung am Sonntag seine Teilnahme an dem Treffen und reklamierte die Initiative für sich.
Zweifel am alten Modell
Von Präsident Donald Trump erwarte er sich ein noch stärkeres Bündnis beider Länder, so Netanjahu gestern. Trump besteht – anders als die Regierung Obama – nicht auf einer Zweistaatenlösung im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Israels Verteidigungsminister, Avigdor Lieberman, bekräftigte hingegen in München die Bereitschaft für eine Zweistaatenlösung, jedoch nach einem neuen Konzept: Er sprach sich für einen Austausch von Land und auch Bevölkerungen aus, um zwei homogene Staaten zu gründen. (APA)