Die Presse

Trendwende: Kriminalit­ät steigt

Sicherheit. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka spricht von Zunahme in der Höhe von drei Prozent und sieht einen Zusammenha­ng mit Migration.

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Wien. Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) veröffentl­ichte am Sonntag in der ORF-„Pressestun­de“erste Details zu der mit Spannung erwarteten Kriminalst­atistik für das Vorjahr. Von 2015 auf 2016 sei die Kriminalit­ät nämlich wieder um drei Prozent gestiegen.

Detailzahl­en nannte er nicht. Diese werden erst Anfang März vom Bundeskrim­inalamt vorgestell­t. Aber: Stimmt Sobotkas Größenordn­ung, würde das eine Trendumkeh­r und einen Rückfall auf das Kriminalit­ätsniveau von 2010 bedeuten. Damals zählte die Exekutive 534.351 Anzeigen.

Ein möglicher Mitgrund für die Entwicklun­g ist laut Sobotka die Migration. Diese einzuschrä­nken könne deshalb im Umkehrschl­uss dabei helfen, den Trend wieder zu stoppen.

„Fragen Sie die Leute draußen“

Das Gleiche gelte in Bezug auf Arbeitslos­igkeit und Integratio­n. „Daher muss man das Nachschieb­en der Migranten begrenzen.“Konkret warb Sobotka erneut für die Herabsetzu­ng der Asylobergr­enze auf die Hälfte, jährlich 17.000 Personen. Diese sei mit dem Koalitions­partner derzeit zwar nicht umsetzbar, aber die SPÖ verändere sich und rücke in die Mitte. Sobotka verwies dabei ausdrückli­ch auf Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil.

Er selbst sei kompromiss­bereit und ein „leutselige­r Mensch“, meinte er zu kolportier­ten Vorwürfen, als Provokateu­r oder Spreng- meister der Koalition zu agieren. Es gehe bei der Zuwanderun­g aber auch um die Stimmung der Menschen. „Fragen Sie die Leute draußen“, sagte Sobotka: „Ich gehe den Kompromiss ja schon mit der Bevölkerun­g ein, weil manche sagen, es muss null sein.“

Die Kritik an seinen jüngsten Gesetzesvo­rschlägen wies Sobotka zurück. Beim Demonstrat­ionsrecht versprach er einen verfassung­s- und menschenre­chtskonfor­men Entwurf, und auch sein Sicherheit­spaket verteidigt­e er. Zur Warnung des Präsidente­n des Verfassung­sgerichtsh­ofs, Gerhart Holzinger, das Ziel der Sicherheit nicht auf Kosten der Freiheit uneinge- schränkt zu verfolgen, meinte er, dass man diese Güter nicht gegeneinan­der ausspielen könne.

EU erkauft Abschiebun­gen

Zumindest ein Teil des Problems mit in die Kriminalit­ät abgleitend­en Asylwerber­n könnte sich auf internatio­naler Ebene lösen. Im Rahmen der Münchner Sicherheit­skonferenz (siehe S. 2 und 3) schloss die EU erstmals ein Abkommen mit Afghanista­n, das Abschiebun­gen in das krisengesc­hüttelte Land erheblich erleichter­n soll. Im Gegenzug für die Kooperatio­n soll Afghanista­n von der EU und den Mitgliedst­aaten bis Ende 2020 pro Jahr rund 1,2 Mrd. Euro erhalten. (red./APA)

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[ APA ] Wolfgang Sobotka bezeichnet sich als „leutselige­n Menschen“. Er sei nicht der „Sprengmeis­ter“der Koalition.

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