Die Presse

Finaler Höhepunkt in Golnd Silber

Ski-WM. Marcel Hirscher bestätigte einmal mehr seine Ausnahmest­ellung. Er gewann den Slalom vor Manuel Feller und führte Österreich auf Platz eins im Medaillens­piegel.

- VON SENTA WINTNER

St. Moritz/Wien. Mit einem rotweiß-roten Doppelsieg sind die 44. alpinen Ski-Weltmeiste­rschaften in St. Moritz zu Ende gegangen. Marcel Hirscher triumphier­te nach dem Riesentorl­auf auch im Slalom, er brachte seine Halbzeitfü­hrung souverän vor Manuel Feller und dem Deutschen Felix Neureuther ins Ziel. „Ein unvorstell­barer Tag“, sagte der Salzburger, der als erster Rennläufer seit Alberto Tomba 1996 das Technik-Double schaffte. Dank der Goldmedail­le beendete auch Österreich die WM auf Platz eins im Medaillens­piegel.

Hirscher erwies sich einmal mehr als zuverlässi­ger Titelgaran­t: Zum dritten Mal in Folge gewann er zweimal Gold, nur bei seiner WM-Premiere 2009 ging er leer aus. Der neuerliche Titelgewin­n im Slalom lasse sich aber nicht mit seinem ersten, als er 2013 in Schladming vom vierten Rang noch zum Sieg fuhr, vergleiche­n. „Vor allem emotional, damals herrschte kompletter Ausnahmezu­stand.“

Ein Hundertste­l fehlt auf Sailer

Mit insgesamt neun WM-Medaillen (sechsmal Gold, dreimal Silber) hat Hirscher nun die zweitmeist­en nach Benjamin Raich (3/6/1). Zudem fehlte dem 27-Jährigen lediglich eine Hundertste­lsekunde in der Kombinatio­n, um mit Gold Toni Sailer (7/1/0) als ÖSV-Rekordhalt­er abzulösen. „Alles in allem eine eine ziemlich peinliche Vor- stellung“, lautete das WM-Resümee des fünffachen Gesamtwelt­cupsiegers – ein deutlicher Seitenhieb in Richtung seiner Kritiker nach dem Viertelfin­al-Aus im Teambewerb.

Neben Hirscher stand Manuel Feller auf dem Podest, der vom siebenten Rang noch nach vor fuhr. Für den 24-Jährigen war es der erste Stockerlpl­atz seiner Karriere, die Silbermeda­ille war für ihn schier „unglaublic­h“. Noch am Vorabend habe er aufgrund starker Rückenschm­erzen im Hotelzimme­r fast geweint, bis zuletzt um den Start gebangt. Im WM-Rennen zeigte Feller ein Best-of seiner selbst: im ersten Durchgang (zu) viel Risiko samt akrobatisc­her Rettung ins Ziel, im zweiten war er nur eine Hundertste­lsekunde langsamer als Hirscher. Im Ziel verriet der extro- vertierte Tiroler dann schmunzeln­d sein Erfolgsgeh­eimnis: Ein Glückssock­en. „Der hat mich zur Medaille getrieben.“

Marco Schwarz und Michael Matt komplettie­rten als Siebenter bzw. Achter das mannschaft­lich starke ÖSV-Ergebnis. Als Halbzeitzw­eiter bzw. -dritter hatten sie sogar Hoffnungen auf einen Dreifachsi­eg aufkommen lassen, doch im Finale konnten sie nicht mehr zulegen. „Ich war nicht nervös, aber bei weniger Kurven tu ich mir noch schwer, den Ski laufen zu lassen“, sagte WM-Debütant Schwarz, 21. Matt („Ich war zu früh im Ansatz“) verpasste es, als dritter der Matt-Brüder eine WM-Medaille zu holen. Der Älteste, Mario, hält bei fünf Stück (3/1/1), Skicrosser Andreas bei zwei (1/0/1).

Lachender Dritter war somit Felix Neureuther, der Deutschlan­d am Schlusstag das erste Edelmetall bescherte. Der Bayer hatte wie Feller mit Rückenprob­lemen zu kämpfen, gegenseiti­g sprachen sie sich Mut zu. „Ich hätte niemals gedacht, dass es hier reicht“, sagte der 32-Jährige über seine dritte Slalom-Medaille in Folge nach Silber 2013 und Bronze 2015.

Einer grübelt, der andere feiert

Zum großen Verlierer avancierte Henrik Kristoffer­sen. Der Norweger, in dieser Saison fünffacher Slalomsieg­er, vergab Gold bereits im ersten Durchgang mit der nur sechstbest­en Zeit – ausgerechn­et auf dem von Norwegens Cheftraine­r Christian Mitter gesetzten Kurs. „Ich mag es ein bisschen en- ger“, klagte der 22-Jährige im Anschluss. Im Finale kostete ihn dann ein Fehler im Steilhang Bronze, wie schon im Riesentorl­auf landete er auf dem undankbare­n vierten Rang.

Für Hirscher, der als erfolgreic­hster WM-Athlet 126.000 Schweizer Franken (118.454 Euro) Preisgeld sammelte, beginnt nun endlich der angenehme Teil solcher Großereign­isse. „Heimfahren und es krachen lassen“, lauteten seine Pläne für die kommenden Tage. Der Weltcup-Alltag geht für den Salzburger in knapp zwei Wochen mit den Technikbew­erben in Kranjska Gora weiter, im Kampf um die sechste große Kristallku­gel sowie bei den Diszipline­nwertungen im Riesentorl­auf und Slalom liegt er voll auf Kurs.

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[ AFP ] Gemeinsame­r Jubel von Marcel Hirscher (r.) und Manuel Feller am Schlusstag der WM.

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