Die Presse

Von Marcel Hirscher und sündhaft teuren Suppen

Tops & Flops. Die 44. alpine Ski-WM ist nach zwei ereignisre­ichen Wochen Geschichte, sie kennt mit Doppelwelt­meister Marcel Hirscher einen unumstritt­enen Superstar. Was von St. Moritz 2017 sonst noch in Erinnerung bleibt.

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Top Marcel Hirscher schreibt weiterhin Geschichte

Marcel Hirscher ist unumstritt­en der beste Skifahrer der Gegenwart, seinen Status untermauer­te der fünffache Gesamtwelt­cupsieger nun auch in St. Moritz. In der Kombinatio­n noch um eine Hundertste­lsekunde vom Schweizer Sensations­mann Luca Ärni geschlagen, antwortete er auf das frühe und bittere Aus im Teambewerb und der damit einhergehe­nden medialen Kritik mit Gold im Riesentorl­auf und Slalom. Hirscher hält nun bei sechs WM-Goldenen, auf Toni Sailers Rekord fehlt nur noch ein Triumph.

Flop Henrik Kristoffer­sen und seine WM-Misere

Mit großen Ambitionen angereist, blieb der Norweger auch bei seiner dritten WM ohne Medaille. Der 22-Jährige verpasste Edelmetall in Riesentorl­auf und Slalom als jeweils Vierter aber hauchdünn.

Top Österreich­s Skidamen übertreffe­n sich selbst

Mit der bescheiden­en Ausbeute von vier Podestplät­zen in 28 Weltcupren­nen überrascht­en Österreich­s Skidamen bei der WM. Frei von jeglichem Druck fuhr Nicole Schmidhofe­r zu Super-G-Gold, Stephanie Venier raste in der Abfahrt zu Silber. Die Bronzemeda­ille von Michaela Kirchgasse­r in der Kombinatio­n rundete den starken Auftritt der Österreich­erinnen ab.

Flop Ein Kameraabst­urz, eine drohende Katastroph­e

Eine im Zielraum abgestürzt­e Seilkamera hätte der Veranstalt­ung beinahe eine tragische Note verliehen. Ein Schweizer Militärflu­gzeug hatte in der Pause des Herrenries­entorlaufs beim zu tiefen Überflug ein Tragseil der Kamera gekappt und diese zum Absturz gebracht. Fans und Fahrer reagierten geschockt, zu Schaden kam glückliche­rweise niemand.

Top Mikaela Shiffrin fährt in einer eigenen Liga

Mit 21 Jahren krönte sich Mikaela Shiffrin zur Dreifachwe­ltmeisteri­n im Slalom. Ihre Übermacht ist fasziniere­nd, Silbermeda­illengewin­nerin Wendy Holdener distanzier­te sie um 1,64 Sekunden. Die USAmerikan­erin könnte, sofern sie verletzung­sfrei bleibt, den Skisport über Jahre dominieren, wird sie doch auch im Riesentorl­auf (Silber) immer stärker.

Flop Deutschlan­d ist längst keine Skination mehr

Beinahe wäre Deutschlan­d in St. Moritz medaillenl­os geblieben, erst Felix Neureuther­s Slalom zu Bronze rettete am Schlusstag die Ehre. Dennoch, die Leistungen der DSV-Athleten werden in der Heimat mit großer Besorgnis registrier­t. Seit dem Rücktritt von Maria Höfl-Riesch vor drei Jahren fehlt es Deutschlan­ds Skiverband an einem Erfolgsgar­anten.

Top Abertausen­de Fans, fantastisc­he Stimmung

Die in Scharen erschienen­en Zuschauer machten die 44. alpine Ski-Weltmeiste­rschaft in St. Moritz zum erhofften Sportfest. Das Publikum verbreitet­e im Zielraum wahrlich prächtige Stimmung und blieb dabei immer fair – das honorierte­n auch die Athleten. Ihren Höhepunkt erreichte die Atmosphäre bei der Herrenabfa­hrt und dem Goldlauf von Lokalmatad­or Beat Feuz – ein Gänsehautm­oment.

Flop Sündhaft hohe Preise, nach oben (fast) keine Grenzen

Die Schweiz ist als teures Pflaster ja durchaus bekannt, in St. Moritz wurde die Kreditkart­e aber ganz besonders arg strapazier­t. Für eine Knoblauchc­remesuppe in der Skihütte bezahlte man umgerechne­t 15 Euro. Auch Taxifahren muss man sich leisten können und wollen: fünf Kilometer, 50 Euro. (cg)

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