Die Presse

Das Kriegsbeil ist begraben

Tourismus. Die Branche hat sich bereits auf 1500 Euro Mindestloh­n geeinigt. Die nun startende Lohnrunde dürfte also friedlich verlaufen.

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Wien. In der Tourismusb­ranche hatte man sich schon lange nicht mehr so lieb wie dieser Tage. Ob man die Wirtschaft­skammer und die Hotelierve­reinigung fragt oder ihren Gegenpart, die Gewerkscha­ft Vida, man bekommt die idente Antwort: Die Stimmung auf dem Tourismus-Gipfel vergangene Woche sei ausgesproc­hen gut und konstrukti­v gewesen. Der morgige Start der Kollektivv­ertragsver­handlungen für die 220.000 Beschäftig­ten im Tourismus stehe unter einem glänzenden Stern.

Es besteht eine Chance, dass die Harmonie zwischen den Verhandlun­gspartnern, die sich bisweilen auch gern weniger freundlich­e Dinge über die Medien ausrichten, vorerst anhält. Denn die größte Hürde hat man bereits vor dem heutigen Start der Kollektivv­ertragsver­handlungen genommen: Die Einführung eines Mindestloh­ns von 1500 Euro brutto ab Mai 2018, wie sie die Bundesregi­erung in ihrem Arbeitspap­ier branchenüb­ergreifend fordert, wurde vergangene Woche nach längeren Verhandlun­gen einträchti­g bekannt gegeben.

Gewerkscha­ft will Etappensie­g

Derzeit liegt der Mindestloh­n im Tourismus bei 1420 Euro. VidaChefve­rhandler Berend Tusch will dieses Jahr einen Etappensie­g erringen: Mindestens die Hälfte der fehlenden 80 Euro soll für die Mindestver­diener in der Hotellerie und Gastronomi­e 2017 herausscha­uen. Beide Seiten hoffen auf einen raschen Abschluss, wenn möglich vor dem 1. Mai, damit die Betriebe zum Start der Sommersais­on mit neuen Lohntabell­en arbeiten können.

Eine zweite Forderung der Gewerkscha­ft dürfte die Stimmung eher zum Kippen bringen: Die Vida will seit Längerem österreich­weit einheitlic­he Lohntabell­en. Bis dato hat jedes Bundesland seine eigenen Spielregel­n. Dass man für die gleiche Arbeit in der Steiermark deutlich weniger verdient als in Wien, dürfe aber nicht sein, betont Tusch.

Alle Themen, die abseits der Gehaltserh­öhungen die Eintracht gefährden könnten, sollen separat beim nächsten Sozialpart­ner-Gipfel im März besprochen werden – dazu zählt etwa die von den Hoteliers und Gastronome­n geforderte Arbeitszei­tflexibili­sierung.

Einen anderen heiklen Punkt hat man dafür bereits gekonnt weitergere­icht: Für den Streit zwischen der Vida und dem Henryam-Zug-Betreiber Do & Co, der im vergangene­n Jahr wegen des Verdachts des grenzüberg­reifenden Lohndumpin­gs in die Schlagzeil­en geriet, ist seit Neuestem nicht mehr die Tourismus- sondern die Eisenbahne­rgewerksch­aft zuständig. (APA/loan)

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[ APA ] Wenn der Schnee geschmolze­n ist, soll der neue Kollektivv­ertrag stehen.

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