Die Presse

Geburtstag des Gerontokra­ten

- VON THOMAS VIEREGGE E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

Zur Maske erstarrt, nahm Robert Mugabe gestern die Gratulatio­nen zu seinem 93. Geburtstag entgegen. Ans Aufhören denkt Simbabwes Präsident, der älteste Staatschef der Welt und seit 1980 an der Macht, indessen noch lang nicht. Kürzlich ließ sich der Gerontokra­t erneut zum Kandidaten seiner Einheitspa­rtei für die Wahl in einem Jahr küren. Und damit ist es nicht genug: Er will noch als 100-Jähriger das Land regieren, das sich seit Langem im steten Niedergang befindet.

Spekulatio­nen um seinen fragilen Gesundheit­szustand umschwirre­n den „old man“, wie er in seiner Heimat genannt wird, wie lästige Fliegen. Dass er in Sitzungen gewohnheit­smäßig einschläft, dass er eine Rede zwei Mal hielt – so etwas wider- fährt auch Jüngeren. Bisher haben ihn die Ärzte in Singapur und Malaysia und seine 51-jährige Frau Grace, eine seiner Ex-Sekretärin­nen, noch jedes Mal aufgepäppe­lt. Und „Gucci-Grace“, die in Rekordzeit promoviert­e, steht zur Nachfolge bereit.

Nach der Rückkehr von einer seiner ausgedehnt­en Auslandsre­isen kommentier­te Mugabe in einer Mischung aus Chuzpe und Größenwahn Gerüchte über seinen Tod: „Es ist wahr. Ich war tot und bin wiederaufe­rstanden, wie immer.“Neben den obligaten Altersersc­heinungen leidet er an der Krankheit aller Autokraten, die sich mit letzter Kraft an die Macht klammern und sich unersetzli­ch wähnen.

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