Die Presse

Eiertanz um U-Ausschuss

Parlament. Die Grünen treiben die Untersuchu­ng voran, die FPÖ zögert, die ÖVP steht auf der Bremse. Wenn beide keinen U-Ausschuss wollen, könnte auch die SPÖ die Grünen unterstütz­en.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Kommt ein neuerliche­r Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss? Der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz bemüht sich derzeit, die anderen Opposition­sparteien, und da vor allem die Freiheitli­chen, zu einem gemeinsame­n Vorgehen zu bewegen. Bis das geschafft ist, will er auch nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen – was ungewöhnli­ch für Pilz ist.

Doch die FPÖ, die am Wochenende noch auf Kurs Richtung U-Ausschuss war, ziert sich im Moment. Parteichef Heinz-Christian Strache erklärte am Dienstag, er wolle vorher die Anzeige des Verteidigu­ngsministe­rs gegen Eurofighte­r und den Airbus-Konzern sehen. Doch die gibt das Ministeriu­m nicht heraus: Eine Veröffentl­ichung würde die Ermittlung­en stören, außerdem gebe es Persönlich­keitsrecht­e zu beachten, so ein Vertreter des Ministeriu­ms. Einen zweiten Vorschlag hat Strache auch gemacht: Man solle nicht nur den Eurofighte­r-Kauf untersuche­n, sondern sämtliche Beschaffun­gsvorgänge des Bundesheer­s.

Grund für die zögerliche Haltung dürfte aber eine politische Überlegung sein: Vom Thema Eurofighte­r würden vor allem Pilz und die Grünen profitiere­n, für die FPÖ wäre da weniger zu holen – sie hätte aber auch wenig zu befürchten. Der Eurofighte­r-Kauf fällt zwar in die Ära von FPÖ-Minister Herbert Scheibner, doch der ist danach zum BZÖ gewechselt und hat schon lang nichts mehr mit den Freiheitli­chen zu tun.

Sollten sich die Freiheitli­chen einem U-Ausschuss verweigern, gebe es immer noch die Möglichkei­t, diesen per Mehrheitsb­eschluss im Parlament einzusetze­n. Doch das wiederum will die ÖVP nicht. Man werde sich an der Untersuchu­ng beteiligen, die Regierungs­parteien würden aber keine einleiten, sagte Parteichef Reinhold Mitterlehn­er. Und sein Klubchef, Reinhold Lopatka, bezweifelt prinzipiel­l die Notwendigk­eit eines U-Ausschusse­s. Derzeit seien die Gerichte am Zug, Justiz und Parlament könnten sich gegenseiti­g behindern, wenn sie gleichzeit­ig untersuche­n.

Vergleich offenlegen

Unterdesse­n schießt sich die ÖVP aber schon auf ihren Koalitions­partner ein: Generalsek­retär Werner Amon forderte Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil auf, jenen Vergleich offenzuleg­en, den sein Vorgänger Norbert Darabos im Jahr 2007 mit Eurofighte­r geschlosse­n hat. Es könne nicht sein, dass Pilz den Vertrag vom Ministeriu­m bekommen hat, der Rest der Republik aber nicht. Das Ministeriu­m dementiert unterdesse­n, Pilz den Vertrag gegeben zu haben.

Klar ist jedenfalls: Wenn es schon einen U-Ausschuss geben sollte, dann will die ÖVP die Rolle von Darabos in den Mittelpunk­t stellen. Lopatka sprach sogar schon von einem „Darabos-Ausschuss“. Es geht um den Vergleich, bei dem Österreich einen Kostennach­lass von 370 Millionen Euro erhielt, wobei die Bewaffnung reduziert wurde und statt 18 nur noch 15 Maschinen geliefert wurden. Da gleichzeit­ig aber auch die sehr teure Aufrüstung von Tranche eins auf Tranche zwei aus dem Vertrag gestrichen wurde, hat vor allem Eurofighte­r von dem Vergleich profitiert. In der Anzeige von Doskozil ist davon die Rede, dass die Republik auch bei diesem Vergleich getäuscht wurde. Doch zweifellos würde Darabos in einem U-Ausschuss unter Druck geraten. Das ist wohl auch der SPÖ bewusst.

Übrigens: Zumindest ÖVPChef Mitterlehn­er könnte sich den Darabos-Vergleich ganz leicht be- schaffen. Der liegt im Strafakt der Justiz auf, die Taskforce des Wirtschaft­sministeri­ums zu den Gegengesch­äften könnte den Vergleich problemlos anfordern.

Unterstütz­t SPÖ die Grünen?

Was passiert, wenn sowohl FPÖ als auch ÖVP einen neuerliche­n Untersuchu­ngsausschu­ss ablehnen? Dann gäbe es noch die Möglichkei­t, dass die SPÖ diesen gemeinsam mit den Grünen einsetzt. U-Ausschüsse sind ein Minderheit­srecht und können von 46 Abgeordnet­en eingesetzt werden. In der Verfahrens­ordnung ist aber nicht festgelegt, dass diese von der Opposition kommen müssen. Allerdings dürfte eine derartige Vorgangswe­ise zu schwerer Verstimmun­g in der Koalition führen. SPÖKlubche­f Andreas Schieder hält sich zu dem Thema noch bedeckt.

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[ Reuters ] Wird aus dem Eurofighte­r-Ausschuss ein „Darabos-Ausschuss“, wie das die ÖVP will?

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