Gewinnsprung für Bergbaufirmen
Rohstoffe. Nach einem brutalen Jahr 2015 gab es für die großen Bergbaukonzerne im vergangenen Jahr wieder gute Nachrichten. Man setzt trotzdem weiter auf Schuldenabbau.
London. Die Bergbaubranche bleibt trotz gestiegener Rohstoffpreise vorsichtig und treibt erstmal den bereits in den vergangenen Jahren eingeleiteten Schuldenabbau voran. Die unerwartet stark angezogene Nachfrage aus China ließ die Preise für Rohstoffe 2016 zwar kräftig steigen und füllte den Konzernen die Kassen.
Doch die Krise des vorangegangenen Jahres sitzt der Branche noch im Nacken, sodass sie sich nur langsam aus der Deckung wagt. „Jeder wartet noch ab, wie nachhaltig dieser Aufwärtstrend sein wird“, sagte Andy Forester von Argo Investments. Der Gewinn des weltgrößten Bergbaukonzerns BHP Billiton fiel im ersten Geschäftshalbjahr achtmal so hoch aus wie vor Jahresfrist. Auf vergleichbarer Basis verdiente das australisch-britische Unternehmen nach Angaben vom Dienstag 3,2 Mrd. Dollar (3,0 Mrd. Euro). Analysten hatten im Schnitt sogar mit 3,4 Mrd. gerechnet.
Vor allem die größte BHPSparte, das Eisenerzgeschäft, zog kräftig an. BHP-Chef Andrew Mackenzie warnte allerdings, dass der Eisenerzmarkt kurzfristig unter Druck geraten könnte, weil sich die Nachfrage aus China wieder abkühle. Wegen der unsicheren wirtschaftlichen und politischen Lage bleibe das oberste Ziel der Schul- denabbau. Auch Konkurrent Anglo American, den der Einbruch bei den Rohstoffpreisen 2015 mit am stärksten getroffen hatte, profitierte vom Aufschwung auf dem Markt.
Anglo will weniger verkaufen
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte im abgelaufenen Jahr um ein Viertel auf mehr als 6,0 Mrd. Dollar zu, wie die Briten mitteilten. Für das vergangene Jahr konnte Anglo mit 1,6 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro) wieder einen Gewinn ausweisen, die Förderung konnte um zwei Prozent gesteigert werden. Anglo will deswegen nicht so viele Bereiche ver- kaufen wie zunächst geplant. Wollte der Konzern während der Krise das Geschäft auf 16 Rohstoffe reduzieren, ist mittlerweile nur noch der Abbau von den gegenwärtig 40 Sparten auf rund 30 geplant.
Eigentlich wollte sich das Unternehmen künftig auf Diamanten, Kupfer und Platin konzentrieren, auch um sich unabhängiger von starken Preisschwankungen zu machen. Produktionsstätten für Kohle, Eisenerz und Nickel, die zuvor zum Verkauf standen, sollen nun aber Teil von Anglo bleiben, weitere Verkäufe zum Schuldenabbau seien nicht nötig. Im Vorjahr steckte der Konzern wegen der Talfahrt bei den Rohstoffpreisen mit 5,6 Mrd. US-Dollar Verlust noch tief in den roten Zahlen.
Konzernchef Mark Cutifani will heuer die Gunst der Ratingagenturen zurückgewinnen und die Kreditwürdigkeit wieder aus dem spekulativen „Ramsch“-Bereich herausführen.
Anleger halten sich zurück
Beim Schuldenabbau verbuchte die Branche erste Erfolge. Branchenprimus BHP drückte die Nettoverschuldung in sechs Monaten um 6,0 Mrd. auf 20,1 Mrd. Dollar.
Anglo baute die Nettoverschuldung 2016 um rund ein Drittel auf 8,5 Mrd. Dollar ab. Ein Teil der eingefahrenen Gewinne soll nun auch in die Taschen der Aktionäre fließen.
BHP schüttet 40 Cent je Aktie aus und damit – wie zuvor auch der kleinere Rivale Rio Tinto – mehr als im Vorfeld erwartet. Der britische Konkurrent Anglo stellt den Aktionären zumindest für das Jahresende wieder die Zahlung einer Dividende in Aussicht.
Angesichts der vorsichtigen Töne hielten sich Anleger an den Börsen trotz der satten Gewinnsteigerungen in der Branche am Dienstag zurück: BHP-Aktien notierten in London 0,3 Prozent im Minus, Anglo-Papiere gaben um 1,5 Prozent nach. (ag.)