Die Suche nach einem digitalen Fahrplan
Studie. Der Trend zur Digitalisierung beschert auch der Logistikbranche Kopfzerbrechen. Wo die Probleme und Chancen liegen, hat die Unternehmensberatung Roland Berger erhoben.
Wien. Es besteht kein Zweifel: Nachdem die Digitalisierung bereits Branchen wie den Handel umgekrempelt hat, müssen sich auch die Logistikunternehmen auf große Umwälzungen gefasst machen. Das Bewusstsein hierfür ist durchaus vorhanden, wie aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger hervorgeht, für die im Vorjahr 300 Logistikunternehmen und -dienstleister in 19 Ländern befragt wurden (2016 logistics study on digital business models).
Sorge um Datensicherheit
Demnach rechnen 95 Prozent der Befragten mit einer teilweisen oder sogar vollständigen Veränderung der gewohnten Abläufe. Großes Kopfzerbrechen bereitet den Unternehmen dabei die Datensicherheit: „Die größte Sorge ist, dass in der Zusammenarbeit mit Wettbewerbern oder IT-Unternehmen sensible Daten verloren gehen könnten“, erläutert Klaus van Mar- wyk, Partner von Roland Berger. Viele Spediteure äußerten zudem die Befürchtung, dass sie Wettbewerbsvorteile verlieren könnten, wenn die im Zuge der Digitalisierung mit Mitbewerbern kooperieren müssten. Als weiteres Problemfeld hat die Studie das fehlende interne Know-how im Digitalbereich ausgemacht. 69 Prozent der Befragten sehen sich hierfür nur ungenügend gerüstet.
Dennoch führt kein Weg daran vorbei, meint man bei Roland Berger mit Verweis auf den großen
AKostendruck von Seiten der Auftraggeber: „Logistikunternehmen müssen daher selbst die Digitalisierung vorantreiben, sonst gefährden sie ihre Zukunftsfähigkeit“, warnt Sascha Treppte, Co-Autor der Studie. Nach Ansicht der Roland Berger-Experten werden sich künftig vier Geschäftsmodelle herauskristallisieren: Mit Online-Plattformen können einfache Transporte künftig deutlich effizienter und kostengünstiger abgewickelt werden. Um gemeinsam als neutraler Plattform-
AAAanbieter agieren zu können, empfiehlt van Marwyk die Prüfung von Kooperationsmodellen.
Frachtführer und Terminalbetreiber werden künftig Größenvorteile und neueste Technologien nutzen müssen, um Auslastung und Kosten zu optimieren. Um nicht von Buchungsplattformen abhängig zu sein, rät Roland Berger zum Schnüren von speziellen Frachtpaketen.
Supply Chain-Spezialisten müssen ihre Prozesse stärker automatisieren, um ihre Lieferketten transparenter zu gestalten und preislich wettbewerbsfähig zu bleiben. Service Provider werden zum Kernstück der digitalen Logistik. Ihre Angebote reichen von OnlineBezahlsystemen über GPS-Trackingsysteme bis hin zu automatisierter Zollabwicklung. „Mit ihren Produkten wird die digitale Abwicklung von Geschäften erst möglich“, erklärt Treppte. (ebe)