Statt langer Lieferzeiten: Ersatzteile frisch gedruckt
Aftersales. Der 3D-Druck von Nachrüstteilen ermöglicht prompte Verfügbarkeit ohne Lagerhaltung.
Zu den großen Herausforderungen bei gewerblichen Nutzfahrzeugen zählt ein möglichst kurzes und termingerechtes Service. Dazu zählt auch die rasche Versorgung der Werkstätten mit Ersatzteilen. Einige Hersteller gehen dabei nun völlig neue Wege und produzieren Ersatzteile prompt und teils direkt vor Ort – mit Hilfe von 3-D-Druckern.
Einer der Vorreiter in der Anwendung ist Mercedes-Benz. „One Piece Demand“nennt Mercedes sein Verfahren, Ersatzteile aus dem 3D-Drucker schnell, wirtschaftlich, in beliebiger Stückzahl und in gleichbleibender Qualität herzustellen. Derzeit können rund 30 verschiedene Ersatzteile auf Knopfdruck ausgedruckt werden. Doch insgesamt werden bei Daimler jährlich schon über 100.000 gedruckte Prototypenteile für einzelne Unternehmensbereiche hergestellt.
Auch Renault Trucks setzt auf die Technik und entwickelte virtuell den Prototyp eines Fünfliter-Motors ausschließlich unter Anwendung des 3D-Drucks. Ein kompletter Motor samt Motorblock im 3D-Druck-Verfahren hergestellt, könnte das Gewicht um rund 25 Prozent verringern.
Auch die 3D-Ersatzteiltechnik soll rasch ausgebaut werden, denn die Vorteile liegen auf der Hand: 3D-Druckteile werden umweltfreundlich und schnell hergestellt, verursachen keine Lagerkosten, sind auch bei kleinen Stückzahlen rentabel herzustellen und können auch noch nach vielen Jahren bestellt und geliefert werden. Die „gedruckten“Ersatzteile entstehen
auf Basis des Selective-Laser-Sintering (SLS)-Druckverfahrens und bestehen aus hochwertigem Kunststoff. Derzeit verfügbar sind Abdeckungen, Federkappen, Kabelkanäle, Steuerelemente oder ähnliche Bauteile. Kosten und Ressourcen werden auch dadurch geschont, dass kaum Überschüsse produziert werden, deren Wiederverwendung oder Entsorgung aufwendig oder kostspielig ist.
Da Ersatz- und Nachrüstteile auch nach langer Zeit anhand der gespeicherten Daten immer noch problemlos nachgedruckt werden können, ist eine jahrzehntelange Versorgungsgarantie selbst für Fahrzeuge, die nicht mehr produziert werden, gegeben. Bisher war die Produktion von Ersatzteilen, die nur in geringen Stückzahlen nachgefragt werden, für Lieferanten zunehmend unwirtschaftlich. Oft müssen Produktionsanlagen und Werkzeuge über Jahrzehnte aufbewahrt und gewartet werden. Mit dem 3D-Druckverfahren gehört dies der Vergangenheit an.