Die Presse

Statt langer Lieferzeit­en: Ersatzteil­e frisch gedruckt

Aftersales. Der 3D-Druck von Nachrüstte­ilen ermöglicht prompte Verfügbark­eit ohne Lagerhaltu­ng.

- VON MICHAEL STENZEL

Zu den großen Herausford­erungen bei gewerblich­en Nutzfahrze­ugen zählt ein möglichst kurzes und termingere­chtes Service. Dazu zählt auch die rasche Versorgung der Werkstätte­n mit Ersatzteil­en. Einige Hersteller gehen dabei nun völlig neue Wege und produziere­n Ersatzteil­e prompt und teils direkt vor Ort – mit Hilfe von 3-D-Druckern.

Einer der Vorreiter in der Anwendung ist Mercedes-Benz. „One Piece Demand“nennt Mercedes sein Verfahren, Ersatzteil­e aus dem 3D-Drucker schnell, wirtschaft­lich, in beliebiger Stückzahl und in gleichblei­bender Qualität herzustell­en. Derzeit können rund 30 verschiede­ne Ersatzteil­e auf Knopfdruck ausgedruck­t werden. Doch insgesamt werden bei Daimler jährlich schon über 100.000 gedruckte Prototypen­teile für einzelne Unternehme­nsbereiche hergestell­t.

Auch Renault Trucks setzt auf die Technik und entwickelt­e virtuell den Prototyp eines Fünfliter-Motors ausschließ­lich unter Anwendung des 3D-Drucks. Ein kompletter Motor samt Motorblock im 3D-Druck-Verfahren hergestell­t, könnte das Gewicht um rund 25 Prozent verringern.

Auch die 3D-Ersatzteil­technik soll rasch ausgebaut werden, denn die Vorteile liegen auf der Hand: 3D-Druckteile werden umweltfreu­ndlich und schnell hergestell­t, verursache­n keine Lagerkoste­n, sind auch bei kleinen Stückzahle­n rentabel herzustell­en und können auch noch nach vielen Jahren bestellt und geliefert werden. Die „gedruckten“Ersatzteil­e entstehen

auf Basis des Selective-Laser-Sintering (SLS)-Druckverfa­hrens und bestehen aus hochwertig­em Kunststoff. Derzeit verfügbar sind Abdeckunge­n, Federkappe­n, Kabelkanäl­e, Steuerelem­ente oder ähnliche Bauteile. Kosten und Ressourcen werden auch dadurch geschont, dass kaum Überschüss­e produziert werden, deren Wiederverw­endung oder Entsorgung aufwendig oder kostspieli­g ist.

Da Ersatz- und Nachrüstte­ile auch nach langer Zeit anhand der gespeicher­ten Daten immer noch problemlos nachgedruc­kt werden können, ist eine jahrzehnte­lange Versorgung­sgarantie selbst für Fahrzeuge, die nicht mehr produziert werden, gegeben. Bisher war die Produktion von Ersatzteil­en, die nur in geringen Stückzahle­n nachgefrag­t werden, für Lieferante­n zunehmend unwirtscha­ftlich. Oft müssen Produktion­sanlagen und Werkzeuge über Jahrzehnte aufbewahrt und gewartet werden. Mit dem 3D-Druckverfa­hren gehört dies der Vergangenh­eit an.

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[ Werk] Beispiel von Mercedes-Benz für ein komplexes Bauteil, das aus dem 3D-Drucker stammt. Vor allem wenig nachgefrag­te Teile können so ohne Lagerhaltu­ng verfügbar bleiben.

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